Die Oesterreichische Nationalbank ist nun für die heimische Wirtschaft pessimistischer als noch im September. Heuer schrumpft die Wirtschaft das zweite Jahr in Folge und das mit 0,9 Prozent stärker als noch im September erwartet. Zwar soll die Wirtschaft 2025 und 2026 wieder wachsen, aber die Risiken, dass das Plus schwächer ausfällt als jetzt errechnet, sind groß. Immerhin geht die Inflation zurück und nähert sich dem Zielwert der EZB und der Arbeitsmarkt ist recht robust.
Für 2025 sagt die OeNB nun 0,8 Prozent Wachstum voraus, für 2026 dann 1,6 Prozent. Allerdings sind das eher optimistische Annahmen. Die Risiken für das Wachstum seien derzeit „außergewöhnlich groß und mehrheitlich nach unten gerichtet“, sagte Gerhard Fenz, Leiter des Referats Konjunktur der OeNB. Das Wachstum von 1,6 Prozent im Jahr 2026 sei „wirklich eine Obergrenze aus heutiger Sicht“, insbesondere weil noch kein Konsolidierungspaket der Bundesregierung beinhaltet ist. Und die OeNB geht davon aus, dass ein solches Paket kommen und das Wachstum bremsen wird.
Konsolidierung kostet Wirtschaftswachstum
Bei einer Konsolidierung im Ausmaß von 0,9 Prozent des BIP 2025 und jeweils 0,5 Prozent in den Folgejahren würde das Wirtschaftswachstum um jährlich 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte niedriger ausfallen, rechnete Fenz vor. Der Konsolidierungsbedarf Österreichs, um 2025 das Maastricht-Defizit von 3,0 Prozent einzuhalten, läge laut Birgit Niessner, Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaft, sogar bei 1,4 Prozent des BIP.
Sollte der designierte US-Präsident Donald Trump seine angekündigten Zölle verhängen, würde das Österreich kurzfristig 0,1 bis 0,2 Prozent Wachstum kosten – mittelfristig könnte es noch gravierendere Folgen haben, je nach den folgenden politischen Entscheidungen. Kurzfristig wäre der Effekt deshalb überschaubar, weil voraussichtlich im Gegenzug der Dollar aufwerten und Österreichs Exporte im gesamten Dollar-Verrechnungsraum gewinnen würden. Grundsätzlich würden aber alle Länder an Wirtschaftswachstum verlieren, sollte es zu einem „Krieg der Zölle“ kommen, so Gouverneur Robert Holzmann.
Rezession 2025 nicht undenkbar
Sollten diese beiden Risken Realität werden, dann wäre die heimische Wirtschaft kommendes Jahr schon wieder in der Nähe einer Rezession, so Fenz. Besser als erwartet würde die Wirtschaft laufen, wenn die Haushalte ihr Geld wieder ausgeben, also die Sparquote sinkt. Die OeNB nimmt das in ihrer Prognose zwar an, aber „hard facts“, dass die Sparneigung bereits zurückgehen würde, liegen derzeit nicht vor, sagte Fenz. Aber sobald es ein glaubwürdiges Konsolidierungspaket der Regierung gibt, das von allen erwartet werde, sollte die Unsicherheit abnehmen und damit die Bereitschaft der Bevölkerung Geld auszugeben wieder steigen, ergänzte Holzmann.
Die Wirtschaftsleistung geht inzwischen neun Quartale in Folge zurück, wobei es diesmal keinen abrupten Einbruch sondern eine schleichende Entwicklung gegeben habe. Daher sei die Rezession nicht besonders tief aber hartnäckig und habe inzwischen weite Bereiche der Wirtschaft erfasst, sagte Fenz. Immerhin gebe es „in diesem trüben Konjunkturbild doch den einen oder anderen Lichtblick“, etwa die Pharma- und die Nahrungsmittelindustrie. Aber es sei nicht nur die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre „enttäuschend“ gewesen, „auch das Bild für die nahe Zukunft stellt sich nicht sehr rosig dar“. Der Großteil der Voraus-Indikatoren signalisiere eine Stagnation oder ein weiteres Schrumpfen der heimischen Wirtschaft.
Österreichs Wirtschaft verliert an Wettbewerbsfähigkeit
Österreichs Wirtschaft habe ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit verloren, stellte Fenz fest. Dazu hätten die Energiekosten und der sehr hohe Anstieg der Lohnstückkosten beigetragen. Waren die Lohnstückkosten 2019 noch um 8 Prozentpunkte höher als im Euroraum, sind es nun rund 21 Prozentpunkte. Auch die Exporte dürften heuer um vier Prozent real schrumpfen, Österreich habe stark Marktanteile verloren. Ohne diese Marktanteilsverluste hätte Österreichs Wirtschaft heuer stagniert oder wäre sogar leicht gewachsen. Problem für die heimische Wirtschaft ist auch die „Konsumzurückhaltung“ der Haushalte, die sich auch in einer hohen Sparquote zeigt.
Sollte die Inflation wie erwartet zurückgehen, dann wäre es „logisch“, dass auch die Zinsen der EZB 2025 weiter sinken. Auf Details ließ sich der Gouverneur auch auf Nachfragen nicht ein. Wie EZB-Chefin Christine Lagarde sieht er einen künftigen neutralen Zinssatz zwischen 1,75 und 2,5 Prozent.