Die heimische Gasversorgung ist nach Ansicht der Gas Connect Austria und der Austrian Gas Grid Management (AGGM) gut für ein möglicherweise bald anstehendes Ende des Gastransits durch die Ukraine gerüstet. „Wir waren noch nie so gut vorbereitet“, sagte Gas-Connect-Geschäftsführer Stefan Wagenhofer am Donnerstag. Die Speicher seien voll, ausfallende Gasmengen könnten über Deutschland und Italien ersetzt werden. Ob und wann die Ukraine den Transit aussetzt, ist weiter unklar.
Der Transitvertrag zwischen dem russischen Gasriesen Gazprom und dem ukrainischen Versorger Naftogaz läuft Ende 2024 aus, die Ukraine hat angekündigt, den Vertrag nicht verlängern zu wollen. Das hätte bedeutende Auswirkungen auf die Gasversorgung in Ländern wie Österreich, der Slowakei, Tschechien und Ungarn, die lange auf russische Lieferungen angewiesen waren. Zuletzt stammten zum Beispiel noch 89 Prozent des österreichischen Gasbedarfs aus Russland.
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Ob und wann genau der Gasfluss aus Russland versiegen könnte, bleibt vorerst unklar. „Unser Raten ist genauso gut wie Ihres, wir wissen nicht mehr als Sie“, sagte Wagenhofer. Die Gasflüsse werden jedenfalls rund um die Uhr beobachtet. Sollte demnächst kein Gas mehr aus Russland nach Österreich fließen, könnten fehlende Gasmengen ohne Umstellzeit sofort aus Deutschland oder Italien bezogen werden. Die entsprechenden Pipeline-Kapazitäten auf der West-Austria-Gasleitung (WAG, aus Deutschland kommend) und der Trans-Austria-Gasleitung (TAG, aus Italien) seien bereits gebucht und bei Bedarf abrufbar.
Der österreichische Gasverbrauch lag im abgelaufenen Gasjahr von Oktober 2023 bis September 2024 insgesamt bei rund 71 Terawattstunden (TWh), im Winter liegt der Bedarf pro Monat bei etwa 10 TWh, führte der Leiter der Sektion „Klima und Energie“ im Klimaministerium, Jürgen Schneider, aus. Technisch könnten über die WAG pro Jahr 90 TWh Gas importiert werden, ca 65 Prozent dieser Kapazität sind bereits gebucht. Über die TAG wären 96 TWh möglich, wovon 75 Prozent bereits gebucht sind.
Der Markt bestimmt den Preis
Zur Frage, ob Gas aus Deutschland bzw. Italien nicht auch mit höheren Kosten verbunden sei, verwies Wagenhofer auf den Markt: „Wenn es eine Unsicherheit gibt, steigt der Preis typischerweise kurz an, das gilt für alle Güter, nicht nur für Gas. Wenn es weniger Gas gibt, dann steigt der Preis an, bis erkannt wird, es gibt wieder genug Versorgung.“ Die deutsche Gasspeicherumlage verteuere Importe aus dieser Richtung, „wir sind aber sehr zuversichtlich, dass es da noch eine politische Einigung gibt“, und die Speicherumlage wegfällt, so der Gas-Connect-Austria-Chef. Laut Informationen der Zeitung „Die Presse“ dürfte der Deutsche Bundestag die Abschaffung der Gebühr am morgigen Freitag beschließen.
„Wir können sagen, dass wir gut versorgt sind und genug Möglichkeiten bestehen“, sagte TAG-Geschäftsführerin Brigitte Straka-Lang. Wagenhofer verglich die Buchung auf den Pipelines mit einer vorausgebuchten Zugfahrkarte: „Unternehmen, die Gas transportieren, haben sich den Transport schon gesichert und dafür auch schon Geld in die Hand genommen“.
Gasverbrauch am Feiertag ohnehin gering
„Wir werden am 01.01. kein Problem haben, wenn die Gasflüsse aus dem Osten ausbleiben“, sagte AGGM-Vorstand Bernhard Painz. Die Infrastruktur stehe bereit und auch die Gasspeicher seien gut gefüllt. Hinzu komme, dass der 1. Jänner ein Feiertag ist, die Industrie stehe also ohnehin still und der Gasbedarf sei damit niedrig, „das könnte man auch ganz locker aus den Speichern alleine“ decken, sagte Wagenhofer. Auch in Tirol und Vorarlberg sei die Versorgung unproblematisch, denn die beiden Bundesländer werden schon jetzt ausschließlich über das Deutsche Netz versorgt.