Vor 25 Jahren trat Österreich der Europäischen Union bei. Auch für Oberösterreich war dieser Schritt ein wahrer Segen. Der Europatag steht in diesem Jahr in einem ganz besonderen Kontext.
Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, in den letzten Tagen wurde der Befreiung unseres Landes und der Konzentrationslager im Speziellen gedacht.
Vor 25 Jahren schließlich trat Österreich der Europäischen Union bei. Bei der Abstimmung anno 1994 hatte eine glatte Zweidrittel-Mehrheit den Beitritt besiegelt. Oberösterreich als starker Wirtschaftsraum hat von diesem Beitritt besonders profitiert.
Der Export in EU-Länder mache rund 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus, betonte Landeshauptmann Thomas Stelzer bei einer Video-Pressekonferenz die Bedeutung der Europäischen Union für unser Heimatland.
EU förderte Wohlstand
Die Anzahl der Arbeitsplätze in Oberösterreich sei in dieser Zeit um 30 Prozent gestiegen, ergänzte Wirtschafts- und Europa-Landesrat Markus Achleitner. „Mehr als sechs Milliarden Euro an Regionalförderung waren nach Oberösterreich geflossen“, hätten ganz wesentlich zur regionalen Entwicklung und zum heimischen Wohlstand beigetragen.
Aktuell erschüttert die Corona-Krise die ganze Welt und natürlich die Europäische Union. „Viele Errungenschaften der europäischen Einigung, insbesondere offene Grenzen und ein starker Binnenmarkt, sind plötzlich wieder eingeschränkt oder ausgesetzt worden“, verwies Stelzer auf die Notwendigkeit eines begrenzten „Corona-Nationalismus“. Dieser sei jedoch langfristig keine Lösung, es gelte, „ein gemeinsames europäisches Bewusstsein zu fördern und zu stärken, um eine künftig vertiefte Zusammenarbeit zu erreichen“, unterstrich Stelzer.
Produktion vor Ort
Die Corona-Krise habe ferner die Wichtigkeit bewiesen, eine Produktion unverzichtbarer Güter in Europa aufrecht zu halten. „Wir müssen dafür sorgen, dass in bestimmten Branchen wie der Pharmaindustrie oder bei der Erzeugung von Schutzausrüstungen die Abhängigkeit von Drittstaaten verringert wird. Wir müssen die Produktion von wichtigen Gütern wieder nach Europa und Österreich zurückholen“, stellte Stelzer klar. Darüber hinaus müsse die EU ihr Krisenmanagement neu aufstellen. „Es braucht effiziente Notfallpläne, damit im Falle einer Krise europäische Maßnahmen aufeinander abgestimmt und rasch und zielgerichtet gesetzt werden können“, betonte Stelzer.
Ergänzend dankte Achleitner heimischen Betrieben, die in der Corona-Krise ihre Produktion binnen kurzer Zeit umgestellt hätten, um etwa Nasen-Mund-Masken oder Schutzkleidung herzustellen. Der Landesrat nannte hier, stellvertretend für viele, die Lenzing AG oder den Innviertler Sportbekleidungshersteller Löffler.
Digitale Zukunft
Die Corona-Krise würde ebenso klar vor Augen führen, dass Digitalisierung der Weg in die Zukunft sein wird. Home-Office, Videokonferenzen, digitales Lernen und digitale soziale Kontakte seien in der aktuellen Situation unverzichtbar. Ebenso hätten die Corona-Beschränkungen insbesondere dem heimischen Handel die Bedeutung digitaler Vertriebswege klar aufgezeigt.
„Oberösterreich hat schon bisher stark auf Digitalisierung gesetzt und daher auch den Breitbandausbau konsequent vorangetrieben. Bis 2021 werden 343 Millionen Euro in den Ausbau des Glasfasernetzes alleine in Oberösterreich investiert“, versprach Achleitner. „Daneben unterstützen wir heimische Unternehmen bei der Umsetzung der Digitalisierung. So werden oberösterreichische Betriebe vom Land OÖ und der Wirtschaftskammer OÖ mit dem gemeinsamen Förderprogramm ‚Digital Starter Plus‘ in Höhe von drei Millionen Euro beim Aufbau von digitalen Vertriebsformen wie Onlineshops unterstützt“, erläuterte Achleitner ferner.
Zusammenhalt wichtig
„In dieser Krise wird uns besonders vor Augen geführt, wie wichtig die Europäische Union und die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene sind. Europa und Oberösterreich – das ist eine bereits 25 Jahre dauernde Erfolgsgeschichte. Die aktuelle Krise ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance. Nach der Corona-Krise kann und wird vieles anders werden. Die Europäische Union hat die demokratiepolitische Stärke, die gesellschaftliche Kraft, das wissenschaftliche Know-how und das wirtschaftliche Potenzial, diese Krise nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen“, bekräftigten Stelzer und Achleitner abschließend das Bekenntnis zum gemeinsamen Europa.