Wer seine fossile Öl- oder Gasheizung durch ein erneuerbares Heizsystem ersetzen will und kein Fernwärmenetz vor der Tür hat, steht meist vor der Frage: Wärmepumpe oder Pelletheizung? Erster Schritt einer Heizungsumstellung sollte jedoch immer die thermische Sanierung sein, wie Energieberater betonen. Denn ist das Haus gedämmt, falle auch die Wahl des Heizsystems leichter und die neue Heizung könne kleiner dimensioniert werden. Das Heizen mit Holz selbst ist umstritten.
Pelletheizungen eignen sich laut Heizungsmatrix von klimaaktiv vor allem in Häusern mit einem hohen Heizwärmebedarf von über 100 Kilowattstunden (KWh) pro Quadratmeter. Wird ein Haus gedämmt, sinkt auch der Heizwärmebedarf und es kommen Alternativen wie Wärmepumpen infrage, die laut Experten klimafreundlicher sind als Pelletkessel. Diese sollten deshalb nur dort zum Einsatz kommen, wo Wärmepumpe oder Fernwärme nicht möglich sind. In Städten können Holzheizungen zudem das Feinstaub-Problem verstärken.
Lesen Sie auch
Wissenschafter der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien, der Uni Innsbruck und von Eurac Research in Bozen kamen 2023 zum Ergebnis, dass die zusätzlichen Holzenergie-Potenziale „äußerst begrenzt“ seien. Holzbiomasse könne nur eine bescheidene Rolle in der Transformation des Energiesystems spielen und sei „auf Reststoffflüsse der (tatsächlich benötigten) stofflichen Nutzung beschränkt“, hielten die Wissenschafter in einem 2023 veröffentlichten Fact-Sheet des Climate Change Centre Austria (CCCA) fest.
In Österreich werden sowohl Pelletheizungen als auch Wärmepumpen als klimafreundliche Technologien gefördert. Wärmepumpen deshalb, weil sie die Wärmeenergie zu mehr als zwei Drittel aus Luft, Wasser oder Erdreich gewinnen und der benötigte Strom durch Wind und Sonne produziert werden kann. Pelletheizungen wiederum, weil das beim Verbrennen der kleinen, gepressten Holzpellets freigesetzte CO2 beim Wachsen der Bäume gebunden wurde und nicht wie bei Öl und Gas aus fossilen Quellen stammt.
Die Funktionsweise einer Pelletzentralheizung ist denkbar einfach: Der Kessel steht in der Regel in einem Heizraum im Keller und arbeitet wie eine klassische Zentralheizung. Die zylinderförmigen Holzpresslinge werden aus einem Lagerraum automatisch zum Kessel transportiert und dort dosiert verbrannt. Die Wärme wird über Heizkörper oder eine Fußbodenheizung im Haus verteilt. Neben einem Lagerraum wird ein Kamin benötigt.
2023 wurden in Österreich rund 8.000 Pelletkessel verkauft, das ist ein Rückgang von 65 Prozent zum Rekordjahr 2022. Die Branche hofft, 2024 wieder zum Rekordjahr aufschließen zu können. Allerdings steht selbst im waldreichen Österreich nicht unbegrenzt Holz zur Verfügung. Schon heute wird 89 Prozent des jährlichen Holzzuwachses inländischer Wälder genutzt und nur 11 Prozent verbleiben im Wald, um dort CO2 zu speichern.
Moderne Pelletheizkessel mit Brennwerttechnik sind zwar deutlich effizienter und setzen weniger Feinstaub frei als Allesbrenner oder Stückholzheizungen, benötigen aber dennoch mehr Primärenergie als Wärmepumpen. Im Idealfall werden Pellets regional aus Holzresten wie Sägespänen produziert, allerdings ist dies nicht immer der Fall, wie Importe und Kahlschläge, etwa in den baltischen Ländern, zeigen.
In Österreich werden mehr Pellets produziert als verbraucht. Das liegt vor allem daran, dass Österreich nach China der weltweit zweitgrößte Importeur von Rundholz ist. Dieses wird hier verarbeitet und die Produkte daraus zu einem beträchtlichen Teil wieder exportiert, während die Reststoffe in Österreich verbleiben und zusehends energetisch genutzt werden, wie Boku-Professor Karlheinz Erb gegenüber der APA erklärte. Das Ergebnis sei, dass der Importanteil bei Energieholz, inklusive Pellets, 39 Prozent beträgt – „mit steigender Tendenz“, so Erb. Das heißt, Pellets seien – anders als oft beworben – keine heimische Ressource.
Würden die Holzimporte durch österreichisches Holz ersetzt, müssten laut CCCA jährlich mindestens 151 Prozent des österreichischen Waldzuwachses geerntet werden. Der Wald würde also Jahr für Jahr schrumpfen und zu einer Kohlenstoff-Quelle von rund 20 Prozent der derzeitigen österreichischen Treibhausgas-Emissionen werden.
Die Interessenvereinigung proPellets betont, dass Pellets ein Nebenprodukt der Waldbewirtschaftung seien und der Wald nicht verheizt, sondern durch nachhaltige Forstwirtschaft weiteres CO2 gebunden werde. Vereinfacht gesagt: Wird ein Baum gefällt und zu einem Holzbalken verarbeitet und nur die Sägespäne zu Pellets, bleibt ein Großteil des CO2 gespeichert, während anstelle des gefällten Baums ein neuer nachwachsen kann und so neues CO2 bindet.
Allerdings werden Holzheizungen in der EU und Deutschland sowie teilweise auch in Österreich zunehmend kritisch gesehen. Die EU-Kommission schlug 2022 vor, Primärbiomasse aus der Erneuerbare-Energien-Richtlinie zu streichen, scheiterte aber am Widerstand der Mitgliedstaaten. Das heißt, das Heizen mit Holz gilt – wie von den Waldbesitzern und den Holzenergieverbände gefordert – vorerst weiterhin als erneuerbar.
Dabei seien Holzheizungen nur in Ausnahmefällen kohlenstoffneutral, sagt Boku-Professor Erb. „Mehr Holz ernten bedeutet weniger Kohlenstoffsenke im Wald. Wenn man den Waldboden dazunimmt, kommt es sogar zu starken CO2-Emissionen in der ersten Phase nach der Ernte. Diese Phase ist noch wissenschaftlich schlecht erforscht, aber sie dauert vermutlich eher Dekaden, und nicht Monate oder Jahre“, so Erb.
Eine klar ablehnende Position zu Holzheizungen auch hat das deutsche Umweltbundesamt. „Holzheizungen sind schlecht für die Gesundheit. Zudem hilft die Verfeuerung von Holz und somit ihr Ausbau in der Summe nicht dem Klimaschutz“, heißt es auf der Webseite der Behörde. Sie rät zur Installation eines „brennstofffreien Heizsystems“ und zum Ausstieg aus Gas, Öl und Holz. Von der energetischen Holznutzung sei aus Klimaschutzgründen abzuraten, insbesondere dann, wenn brennstofffreie erneuerbare Alternativen zur Raumwärmebereitstellung zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel Wärmepumpen oder Solarthermie.
Umweltschutzverbände wie WWF oder Greenpeace warnen schon länger, dass die Holzverbrennung den Klimawandel befeuert. Sie argumentieren, dass das Nachwachsen neuer Bäume viele Jahre dauere, jedenfalls deutlich länger, als den Rohstoff zu verheizen. Und weil der Heizwert von Holz geringer sei als von Kohle, Öl und Gas setze Holz beim Verbrennen mehr CO2 frei als fossile Energieträger.