Rezession trifft Lehrstellenmarkt – Tausende bei Job-Messe

Der seit zwei Jahren andauernde Wirtschaftsabschwung erschwert die Arbeits- und Lehrstellensuche für junge Menschen deutlich. Über 7.000 Jugendliche haben am Dienstag den Weg zur Job-Veranstaltung „10.000 Chancen“ in die Wiener Marx Halle gefunden. Von der künftigen Regierung wünscht sich Messe-Organisator Bernhard Ehrlich mehr Engagement beim Thema Lehre. Bei der Anzahl der Lehrstellen schaue es wegen der Rezession „wirklich nicht gut aus“, sagte Ehrlich zur APA.

„Jeder soll seine Chance bekommen und niemand, der wirklich arbeiten will, darf ausgeschlossen werden“, so der „10.000 Chancen“-Organisator. In Wien gibt es aufgrund der Wirtschafts- und Bevölkerungsstruktur schon seit längerem eine Lehrstellenlücke. Die Rezession verschärft nun das Problem. Ende Oktober registrierte das AMS in Wien über 3.925 Lehrstellensuchende (+13,2 Prozent gegenüber Vorjahr) und die Anzahl der als sofort verfügbar gemeldeten offenen Lehrstellen belief sich nur auf 782 (-13,4 Prozent). Knapp 27.000 Personen unter 25 Jahren waren im Oktober in Wien als arbeitslos vorgemerkt oder in AMS-Schulungen.

Rund 180 Arbeitgeber bei Job-Event

Viele Jugendliche kamen zur Job-Messe „10.000 Chancen“ gemeinsam mit ihren Schulklassen und waren ausgestattet mit ausgedruckten Lebensläufen. Rund 180 Unternehmen und öffentliche Institutionen, darunter viele Großunternehmen, Ministerien, Polizei und Bundesheer, machten mit Ständen und Lounges auf Berufsmöglichkeiten aufmerksam. Beispielsweise die ÖBB nimmt jährlich über 600 Lehrlinge auf, davon 350 bis 400 in Wien. Aktuell hat die Staatsbahn rund 2.200 Lehrlinge, davon 1.800 im technischen Bereich. Auf eine Lehrstelle würden rund 10 Bewerber kommen, sagte die Leiterin der ÖBB-Ausbildung, Ursula Bazant.

Auch 20 Wiener Top-Hotels warben bei der Job-Veranstaltung mit einer gemeinsamen Initiative um Nachwuchskräfte. Ebenfalls vor Ort war die steirische Hotelgruppe JUFA mit 60 Standorten im In- und Ausland, die junge Arbeitskräfte aus Ostösterreich nach Westösterreich locken will.

Wiederkehr: „Ich glaube an euch“

Der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) erzählte bei der Job-Messe auf einer Bühne von seiner nicht so einfachen Schulzeit. „Schaut, was euch interessiert. Seid offen“, sagte Wiederkehr zu den Jugendlichen. Er wünschte den jungen Menschen „Mut“ und einen „langen Atem“ für die Lehrstellen- und Jobsuche. „Ich glaube an euch.“

Wenn Jugendliche keine betriebliche Lehrstelle finden, haben sie die Möglichkeit, ihre Ausbildung im Rahmen einer überbetrieblichen Lehre („ÜBA“), die vom AMS mitfinanziert wird, zu absolvieren. Das AMS Wien plant eine Ausweitung der ÜBA ab Juli 2025. „Wir sind aber noch in den Planungen und können es noch nicht quantifizieren“, hieß es vom AMS Wien auf APA-Anfrage. Das Arbeitsmarktservice beauftragt die überbetrieblichen Lehrwerkstätten bei externen Trägern immer per Jahresmitte. Aktuell machen rund 3.800 Wiener Jugendliche eine überbetriebliche Lehre.

Am Nachmittag wird aus der Lehrberufsmesse ein „Afterwork-Event“ für wechselwillige Arbeitnehmer. Für den Gesamttag rechnet „10.000 Chancen“-Organistor Ehrlich mit 10.000 bis 15.000 Besuchern.

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