RWA dürfte 2025 neuen Hälfteeigentümer bekommen

Die Raiffeisen Ware Austria (RWA) muss sich darauf einstellen, dass ihr Hälfte-Eigentümer Baywa seine Anteile schon 2025 verkauft. Baywa-Vorstand Michael Baur verordnet dem Münchner Agrar- und Baustoffkonzern eine Radikalkur. Praktisch alle Beteiligungen im Ausland sollen bis 2027 verkauft werden, wie aus einer Reuters vorliegenden Präsentation vor Beschäftigten hervorgeht. Das gilt auch für die 50-Prozent-Beteiligung an der österreichischen Schwestergesellschaft RWA.

Den niederländischen Getreide- und Soja-Händler Cefetra will die BayWa ebenfalls schon im kommenden Jahr verkaufen, die Suche nach einem neuen Eigentümer läuft bereits. 2026 folgt dann der neuseeländische Obsterzeuger T&G Global (Turners & Growers). Mit dem Verkauf der restlichen 51 Prozent an der Wind- und Solarprojekt-Tochter BayWa r.e. will sich Baur bis 2027 Zeit lassen, weil das Geschäft zurzeit lahmt.

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Insgesamt erhofft sich die BayWa daraus Verkaufserlöse von rund vier Mrd. Euro einschließlich der Schulden, die auf den betreffenden Firmen lasten. Damit soll die Schuldenlast auf Druck der Banken von derzeit mehr als fünf Mrd. Euro auf eine Milliarde abgebaut werden, wie aus der Übersicht über die Pläne hervorgeht. Nur unter dieser Bedingung sehen die Gutachter das Überleben der BayWa gesichert. Von einem Umsatz von rund 23 Mrd. Euro im laufenden Jahr blieben danach etwa acht Mrd., zugleich soll sich das operative Ergebnis (Ebitda) mit Einsparungen von mehr als 400 Mio. Euro auf etwa 300 (2024 erwartet: 200) Mio. Euro verbessern.

In Deutschland sollen 1.300 von 8.000 Stellen wegfallen

Bei der BayWa AG in Deutschland sollen im Zuge dessen 1.300 von 8.000 Stellen wegfallen, knapp 400 davon in der aufgeblähten Zentrale. Die BayWa hatte am Mittwoch angekündigt, den Konzern im Zuge der Sanierung auf das Kerngeschäft mit dem Agrar- und Baustoff-Handel, Energie und Landtechnik zurückzuschneiden. Wie weit die Pläne reichen, hatte sie aber nicht öffentlich mitgeteilt.

Baur macht damit praktisch die gesamte Expansion unter dem ehemaligen Vorstandschef Klaus Josef Lutz rückgängig, der den Konzern mit Zukäufen im Ausland und der Entwicklung des Projektgeschäfts mit Wind- und Solarparks schuldenfinanziert ausgebaut hatte.

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Steigende Zinsen und der schleppende Weiterverkauf einer wachsenden Zahl an Erneuerbare-Energien-Projekten hatten die BayWa im Sommer an den Rand der Pleite geführt. Seit Mitte Juli arbeitet Baur mit der Unternehmensberatung Roland Berger an einem Sanierungsplan. Mit der Entschuldung will er vor allem die Zinslast senken, die binnen fünf Jahren von 85 auf 400 Millionen Euro angeschwollen ist. 2027 sollen es nur noch 100 Millionen sein.

Bemühung um Stundungen und Kreditverlängerungern

Derzeit ringt der BayWa-Vorstand mit mehr als 100 Banken und anderen Fremdkapitalgebern um eine Stundung und Verlängerung der Kredite und kurzfristigen Schuldverschreibungen (Commercial Paper). Bis zum Jahresende soll eine Lösung gefunden werden. Für das kommende Jahr plant die BayWa eine Kapitalerhöhung, die laut Finanzkreisen rund 150 Millionen Euro schwer werden soll und bei der die Großaktionäre aus dem bayerischen und österreichischen Genossenschaftssektor mitziehen sollen. Es wäre die erste seit dem Börsengang 1988. Erst muss die Hauptversammlung 2025 aber den dafür nötigen Kapitalrahmen schaffen, so dass der Schritt nicht vor dem Sommer realistisch ist.