Studie zeigt Lücken bei der Nahversorgung im ländlichen Raum

18 Prozent aller österreichischen Gemeinden ohne Nahversorger © APA/dpa/Jens Büttner

Für die Besorgung von Gütern des täglichen Bedarfs müssen die Österreicherinnen und Österreicher in aller Regel keine Strapazen auf sich nehmen. Die Dichte an Einzelhändlern ist groß, die Distanzen sind überschaubar. Allerdings sind Nahversorger hierzulande nicht allerorts verfügbar: Vor allem in ländlichen Regionen gibt es Lücken, während die Konzentration an Lebensmittelhändlern in Städten groß ist, wie aus einer neuen Studie der KMU Forschung Austria hervorgeht.

Demnach standen im Jahr 2022 insgesamt 382 österreichische Gemeinden bzw. 18 Prozent aller österreichischen Gemeinden ohne Nahversorger da. Das entspricht gegenüber dem Jahr davor einem Rückgang um 23 Gemeinden. Für Christian Prauchner, Obmann des WKÖ-Fachverbands Lebensmittelhandel, ist das zwar immer noch eine „satte Zahl“, wie er am Donnerstag in einem Pressegespräch festhielt. Immerhin wurde damit aber ein langjähriger Trend gestoppt: Denn in den zehn Jahren zwischen 2011 und 2021 hatte sich die Zahl der Gemeinden ohne Lebensmittelgeschäft österreichweit um gut 6 Prozent erhöht.

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Aderlass gab es in der Vergangenheit am Land, während urbane Zentren durchwegs Zuwächse verzeichneten. Als mögliche Problemzonen erweisen sich dabei insbesondere kleinere und entlegenere Gemeinden unter 2.000 Einwohnern – also Orte, wo sich das „Greißlersterben“ besonders bemerkbar gemacht hat. Der Grund: Für die jüngere Generation und damit potenzielle Nachfolger lohne sich die Übernahme des Betriebs in kleinen Gemeinden häufig nicht mehr, so Studienleiter Wolfgang Ziniel von der KMU Forschung Austria.

Ein Pauschalurteil über den ruralen Raum und die dortige Verfügbarkeit von Nahversorgern lässt sich anhand der Daten aber nicht fällen, wie Ziniel weiter festhielt. So müsse in dünn besiedelten Gebieten und kleinen Gemeinden nicht zwangsläufig ein Mangel vorherrschen – umgekehrt habe die Erhebung auch eine relativ hohe Zahl von Gemeinden ohne Nahversorger im Umland von Stadtzentren gezeigt, wo man dies nicht unbedingt annehmen würde.

Zwischen Bodensee und Neusiedlersee gestaltet sich die Dichte an Nahversorgern also ziemlich unterschiedlich. Am deutlichsten wird das mit dem Blick auf die einzelnen Bundesländer: Während im Burgenland 30 Prozent und in Tirol 24 Prozent der Gemeinden ohne Nahversorger auskommen müssen, sind es in Salzburg 11 Prozent und in der Steiermark 7 Prozent. Auch in Oberösterreich und Niederösterreich sind die Werte mit 22 Prozent und 19 Prozent relativ hoch. Ein Ausreißer ist Wien, wo die Nahversorgung flächendeckend funktioniert.

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Erhoben wurde im Rahmen der Studie ausschließlich der Lebensmitteleinzelhandel, Apotheken und Tankstellenshops wurden beispielsweise nicht abgebildet. Ebenso beziehen die Daten nicht die weitere Entwicklung nach 2022 und damit die Energie- und Inflationskrise ein, die den Handel wie alle anderen Branchen wesentlich beeinflusste. Darüber hinaus lassen die Ergebnisse nicht auf genaue Gründe für die höhere oder niedrigere Konzentration von Nahversorgern in verschiedenen Gebieten schließen, erklärte Ziniel. Als mögliche Faktoren, die noch Gegenstand weiterer Forschung werden könnten, nannte er den Anteil der Pendlerinnen und Pendler oder die Topographie der jeweiligen Region.