Laut EZB-Direktor Piero Cipollone müssen Zentralbanken und Regulierer mit Blick auf den technologischen Wandel in der Finanzbranche frühzeitig aktiv werden. Bei einem Zögern könne es dazu kommen, dass Finanzgeschäfte abwanderten.
So warnte der Italiener am 7. Oktober in einer Grundsatzrede in Frankfurt. Die Finanzinstitute sondierten zunehmend die mögliche Nutzung der sogenannten Tokenisierung.
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Darunter versteht man den Prozess, bei dem neue Technologien wie Distributed-Ledger-Technologie (DLT) eingesetzt werden, um Vermögenswerte digital auszugeben oder darzustellen – als sogenannte Token. Im Gegensatz zu konventionellen Vermögenswerten werden diese Token nicht über ein zentrales Kontenbuch, sondern mithilfe von DLT erfasst.
Die öffentlichen Instanzen müssten noch mehr tun, um die Risiken und Schwachstellen, die mit der DLT-basierten Tokenisierung verbunden sind, zu verstehen und einzuschätzen, sagte Cipollone. Die Tokenisierung beseitige nicht die altbekannten Schwachstellen des traditionellen Finanzwesens: „Die Wahl der Settlement Assets wird entscheidend sein, denn diese könnten das Liquiditätsrisiko oder sonstige Schwachstellen verschärfen.“
Es könnten aber auch noch andere Risiken auftreten, wenn neue Einheiten nicht von der Regulierung erfasst würden oder es zu operativen Schwachstellen komme. Um diesen Risiken zu begegnen, müssten die Zentralbanken und die Regulierungsbehörden frühzeitig aktiv werden und von Anfang an mit den Marktteilnehmern zusammenarbeiten.
Bei einem zu zögerlichen Vorgehen könnten private Unternehmen aus Ländern außerhalb der EU eine Vormachtstellung auf den europäischen Kapitalmärkten erlangen: „Ohne baldiges Handeln könnte es daher unmöglich werden, eine wahrhaft digitale Kapitalmarktunion zu erreichen, mit effizienten Großbetragszahlungs- und Abwicklungsdiensten, bei denen risikoloses Zentralbankgeld verwendet wird“, warnte Cipollone.