Die UNIQA verschreibt sich dem Kampf gegen den Klimawandel und erlegt sich selbst Klimaziele auf, die bis 2050 zu Netto-Null-Emissionen des Konzerns führen sollen. Die Strategie betrifft die Veranlagung, das Versicherungsgeschäft sowie die eigene Betriebsführung. Um Firmen bei der Transformation zu helfen, wurde zudem ein eigenes Tochterunternehmen gegründet.
Ziel sei es, die „eigenen Emissionen so weit wie möglich zu reduzieren – durch Mitigation und Reduktion“, sagte der Leiter des ESG-Office der UNIQA-Gruppe, Martin Zenker. Es werde so lange reduziert, bis „ein kleiner Sockel, den man nicht wegbekommt“, übrig bleibe. Eine „echte Null“ bei den Emissionen sei unrealistisch und könne nie erreicht werden. Mit Kompensationsmaßnahmen und Carbon-Removals könne jedoch eine „Netto-Null“ erzielt werden.
„Der größte Brocken liegt im Bereich der Veranlagung“, so Zenker. Hier gebe es noch einen extrem hohen Einsparungshebel. Aktuell verwaltet die UNIQA 2,38 Mrd. Euro an nachhaltigen Investments, Ende 2023 waren es 2,17 Mrd. Euro und damit rund 10 Prozent des gesamten Portfoliowerts.
UNIQA setzt bis zum Ausstieg auf Engagement
Mit dem Ausstieg aus Kohle hat die UNIQA bereits begonnen, hier werden keine neuen Investments mehr getätigt. Ab 2025 gibt es zudem keine neuen Investments in Öl, ab 2026 auch keine Neuinvestments mehr in Gas. Bis Ende 2030 sollen alle Investments in Unternehmen verkauft sein, die mehr als 5 Prozent ihrer Einnahmen aus Aktivitäten im Zusammenhang mit Kohle oder Öl erwirtschaften. Bei Erdgas setzt sich die UNIQA eine Frist bis 2035. Ausgeschlossen wird die gesamte Wertschöpfungskette – von der Exploration bis zur Stromerzeugung.
Mit dem Ausstieg lässt sich die UNIQA bewusst Zeit und bleibt vorerst bei Öl- und Gasunternehmen investiert – in der Hoffnung, über sogenanntes „Engagement“ Einfluss auf deren Transformation nehmen zu können. „Wir versuchen, Unternehmen von der Transformation zu überzeugen und zu unterstützen“, so Zenker. Um die Einflussmacht zu vergrößern, tun sich hierbei oft mehrere Investoren zusammen, die dann auf gemeinsames Engagement setzen. Erst wenn sich bis zur von der UNIQA selbst gesetzten Ausstiegsfrist bei einem Unternehmen trotz Engagement immer noch nichts tun, wird das Investment verkauft.
Ähnlich wird im Versicherungsgeschäft gedacht. Auch hier gibt sich die UNIQA längere Ausstiegsfristen und verfolgt bis dahin das Ziel, ihre bestehenden Kunden bei der Transformation zu unterstützen. Bis 2030 sollen alle Portfoliopositionen in Unternehmen im Kohle- und Ölsektor auslaufen, bis 2035 alle Portfoliopositionen für Gasunternehmen. Das Neugeschäft wird dagegen schon deutlich früher eingestellt. Für Kohle gibt es schon seit 2019 kein Neugeschäft mehr und seit 2024 wird kein Neugeschäft mehr in Öl unternommen. Erdgas folgt ab dem kommenden Jahr.
Schließlich will die UNIQA auch den eigenen Betrieb klimafit machen. Hier setzt der Versicherer vor allem auf den Bezug von Ökostrom, Erneuerbare Energien – etwa Solaranlagen auf den Dächern – als auch darauf, den Fuhrpark zu elektrifizieren. Bis 2035 soll in Österreich der Anteil an selbsterzeugtem PV-Strom auf mehr als 10 Prozent des Gesamtverbrauchs steigen. Bis 2035 sollen alle Öl- und Gasheizungen aus den Unternehmensgebäuden verschwinden. Bis 2030 soll zudem der österreichische Fuhrpark auf 100 Prozent E-Autos umgestellt sein. 2023 lag der Anteil an E-Autos bei 48 Prozent. Im Bereich der Governance setzt der Versicherer bereits seit mehreren Jahren Anreize für Vorstände, Klimaziele zu erreichen, indem ein Teil der Vergütung an die Erreichung von ESG-Zielen gebunden wird.
Netto-Null konzernweit bis 2050 geplant
Bis 2040 sollen die Betriebsökologie und das Versicherungsgeschäft in Österreich dann die Netto-Null erreichen, bis 2050 soll das auch konzernweit und für die gesamte Anlagestrategie der Fall sein. Dass zwischen der Frist für den Ausstieg und dem Erreichen der Netto-Null viele Jahre liegen, begründet Zenker mit den Bestandskunden, deren Transformation Zeit in Anspruch nimmt und nicht immer mit der geplanten Ausstiegsfrist abgeschlossen sein werde. Kunden, die sich aber auf dem richtigen Weg zur Eindämmung ihrer Emissionen befinden, wolle man nicht aufgeben.
Aus der Beratung von Unternehmen bei der Transformation macht die UNIQA nun ein eigenes Geschäftsmodell. Denn viele Firmenkunden hätten Schwierigkeiten ihre Klimarisiken einzuschätzen und bräuchten einen Ansprechpartner hierfür, sagt Olivera Böhm-Rybak, die Chefin der zu diesem Zweck im Juli 2024 gegründeten Tochter UNIQA Sustainable Business Solutions. Die neue Tochter konzentriert sich vor allem darauf, Unternehmen zu helfen ihre Klimarisiken zu erkennen und rechtzeitig Vorkehrungsmaßnahmen dagegen zu treffen, um resilienter gegenüber Katastrophenereignissen wie Flut oder Dürre zu werden.
Als Beispiel führte Böhm-Rybak ein Brauunternehmen an, das zwar gegen Hochwasserschäden versichert sei, nicht aber gegen einen Mangel an Wasser. Ein solcher Betrieb müsse sich Gedanken machen, wie er seine Arbeitsweise umstellen kann um sich auch gegen ein solches Szenario zu rüsten. Genau hier könne die UNIQA Sustainable Business Solutions als Partner zur Risikoeinschätzung und für die Beratung rund um Prävention zur Verfügung stehen.