Versicherungen für private Alters- und Katastrophenvorsorge

Versicherung für solidarische Versicherung gegen Naturkatastrophen © APA/BFKDO GÜSSING

Die Kosten für Naturkatastrophen und für Pensionen steigen. Dafür aufzukommen, würde das Budget stark belasten. Daher will die Versicherungswirtschaft die Lücke füllen und mit einer breiten Versicherung für Naturkatastrophen beziehungsweise mit einer kapitalmarktgestützten Altersvorsorge zu mehr Absicherung der Menschen bei geringerer Belastung für das Budget beitragen. Die genaue Ausgestaltung der Modelle müsste aber erst mit der Politik verhandelt werden.

Das aktuelle System der Absicherung bei Naturkatastrophen funktioniere nicht, sagte Rémi Vrignaud, Präsident des Verbandes der Versicherungswirtschaft (VVO), am Dienstag in einem Pressegespräch. Versicherungen decken nur eine sehr geringe Schadenssumme ab, auf Unterstützung aus dem staatlichen Katastrophenschutz wiederum gebe es keinen Rechtsanspruch. Außerdem ist diese ebenfalls stark begrenzt und private Versicherungsleistungen verringern die Auszahlungen aus dem Katastrophenfonds. Es gebe aber in vielen Ländern bereits Modelle, wie in Zusammenarbeit von Versicherungen, Rückversicherungen und Staat ein effizienter Schutz aufgebaut werden könne.

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Konkret will der VVO eine generelle Versicherung gegen Naturkatastrophen an die Feuerversicherung koppeln, die ohnehin für 80 bis 90 Prozent der heimischen Gebäude abgeschlossen wird. Es würde eine Staffelung der Prämien nach Risiko des Objektes geben, aber grundsätzlich würden so künftig die meisten Menschen einzahlen und damit ein breit gestreutes, solidarisches System aufbauen, sagte Vrignaud. Im Schnitt würde es um einen „niedrigen dreistelligen Betrag“ pro Gebäude und Jahr gehen. Dafür könnten durchschnittliche Versicherungssummen von 500.000 Euro erreicht werden, während es jetzt um 5.000 Euro gehe. Wichtig sei „ein System, das auf breiten Schultern getragen wird“.

Monika Köppl-Turyna, Direktorin des wirtschaftsnahen Thinktanks EcoAustria, verwies in der gemeinsamen Pressekonferenz darauf, dass die Folgeschäden von Naturkatastrophen in den kommenden Jahren noch stark steigen dürften. Karl Steininger vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz etwa komme auf eine Zunahme der Folgekosten um 400 bis 800 Prozent auf dann 4 bis 10 Mrd. Euro. Wenn man nicht zusätzliche Belastungen des Budgets in Kauf nehmen wolle, sei eine private Vorsorge angebracht, so Köppl-Turyna. Diese würde auch verhindern, dass Menschen in der Hoffnung auf eine staatliche Hilfe ein hohes Risiko von Schäden einfach in Kauf nehmen.

In der Pensionsvorsorge wiederum gehe es nicht darum, die staatliche Pension (erste Säule) zu kritisieren, sagte VVO-Generalsekretär Christian Eltner. Aber es zeige sich, dass trotz der über dem EU-Schnitt liegenden Kosten für das Budget die Ersatzrate, also wie viel Pensionisten im Vergleich zu ihrem Aktivbezug erhalten, sinke. Darum sei es „hoch an der Zeit“, die betriebliche Altersvorsorge (2. Säule) und die private Vorsorge (3. Säule) zu stärken. Hier hat die Versicherungswirtschaft konkrete Forderungen an die Politik: In der betrieblichen Vorsorge sollte der seit 1978 unveränderte Betrag von 300 Euro (damals 5.000 Schilling), die jährlich steuerfrei eingezahlt werden können, valorisiert und damit auf 1.200 Euro angehoben werden. In der privaten Pensionsvorsorge sollte die Versicherungssteuer von derzeit 4 auf 2 Prozent halbiert werden – und bei Veranlagung in „grüne“ Finanzprodukte ganz entfallen. Das würde die Rendite und damit die späteren Auszahlungen erhöhen und das Budget nur wenig kosten. Konkret würde es, wenn alle Wünsche der Versicherungswirtschaft erfüllt werden, ein Prozent des staatlichen Zuschusses zur ASVG-Pension ausmachen. Dieser lag zuletzt bei rund 10 Mrd. Euro. Auch ein eigenes österreichisches Altersvorsorgeprodukt könne angedacht werden, eine Alterssicherungskommission für alle drei Säulen wäre sinnvoll, sagte Eltner.

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„Ich habe den Eindruck, dass oft massiv unterschätzt wird, wie massiv die Entwicklung ist“, sagte Köppl-Turyna in Bezug auf die Alterung der Bevölkerung. Selbst mit einer starken Zuwanderung werde es bald weniger als zwei arbeitende Menschen pro Pensionisten geben. Mit 65 Jahren können dann Männer noch mit weiteren gut 20, Frauen mit 25 Lebensjahren rechnen. Dass der Anteil der Pensionszahlungen an der Wirtschaftsleistung – derzeit mit 13,7 Prozent schon um zwei bis drei Prozentpunkte über den EU-Schnitt – nicht noch stark steigt, liege nur an der unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) beschlossenen Reform, die zu einer spürbaren Verringerung der Pensionen im Vergleich zum Erwerbseinkommen führe. Diese Ersatzrate werde von 56 auf 45 Prozent zurückgehen. „Das heißt, die Kaufkraft der Pensionisten wird sinken“, so die Ökonomin.

Die Lösung liege in einer kapitalgedeckten Vorsorge, also der Veranlagung von Mitteln am Kapitalmarkt für die Pension. Damit könnten Länder wie Dänemark oder die Niederlande sogar bei geringeren Kosten eine höhere Ersatzrate bieten. Es gebe aber unterschiedlichste Modelle, eine Empfehlung für eines davon wollte Köppl-Turyna nicht abgeben. Aus ihrer Sicht wäre dies aber der beste Weg, um die öffentlichen Finanzen nachhaltig zu sanieren, ohne Altersarmut zu riskieren. Wichtig sei dabei aber auch der Anreiz, privat Vorsorge zu treffen.