voestalpine kämpft sich durch die Krise

Der Linzer Stahlriese voestalpine stemmt sich gegen eine anhaltende Konjunkturschwäche samt Automobilkrise. „Wir sind sicher in einem sehr schwachen Umfeld – es ist eine wirtschaftlich gedämpfte Stimmung weltweit“, sagte Konzernchef Herbert Eibensteiner am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. Europa sei ein besonders schwacher Markt. Hier ist seiner Ansicht nach die Politik gefordert, die Weichen für die weitere Zukunft richtig zu stellen.

„Wir können keine unmittelbare Verbesserung der wirtschaftlichen Situation erwarten“, so der CEO eines der größten heimischen Industriebetriebe. Auch die voestalpine hat heuer bereits mit Gewinnwarnungen und markanten Ergebniseinbrüchen aufhorchen lassen – die Gewinnerwartung (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende März) schraubte die Voest im Oktober auf 1,4 Mrd. Euro zurück, im August waren noch 1,7 Mrd. Euro und somit ein Wert auf Vorjahresniveau erwartet worden. Im ersten Geschäftshalbjahr brach der Gewinn nach Steuern gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 321 auf 183 Mio. Euro ein – ein Rückgang um 43 Prozent. „Die internationale Aufstellung in unterschiedlichen Branchen und geografischen Märkten stabilisiert unser Konzernergebnis“, betonte der CEO.

Hohe Energie- und Personalkosten als Hürde

Für die voestalpine problematisch in Österreich seien die hohen Personalkosten und das große Thema Energiekosten. Letzteres vor allem mit Blick auf die Transformation in Richtung klimaneutrale Stahlerzeugung. Dafür stellt die Voest Hochöfen auf elektrischen Betrieb um und dafür braucht sie die entsprechende Infrastruktur und wirtschaftlich darstellbare Energiepreise. „Wir werden einen steigenden Energiebedarf haben“, ist für Eibensteiner klar. „Nach 2030 werden wir zusätzlichen Strom für die Dekarbonisierung brauchen.“

Für die weitere Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit Europas wäre es laut Eibensteiner wichtig, dass auch die heimische Politik Kontur zeigt. Die neue EU-Kommission unter Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die heute in Straßburg bestätigt wurde und ihre Arbeit mit 1. Dezember aufnehmen kann, werde die ersten 100 Tage nutzen, um sich auf den „Clean Industrial Deal“ zu konzentrieren. „Da müssen die Regierungen der europäischen Länder dabei sein und es ist wichtig, dass sich die österreichische Regierung dort aktiv einbringt“, betonte der Konzernlenker unter Verweis auf eine für Österreich positive Standortpolitik. Sein Ansatz: „Runter mit den Arbeitskosten und wir müssen eine Lösung für die hohen Energiekosten finden.“ Eibensteiner hofft, dass sich eine neue Regierung (in Österreich, Anm.) „ausreichend mit Experten versorgt“. „Die Regierung darf sich Gedanken machen, welche Aktivitäten Inflationstreiber sind.“

Europa müsse „relevante Handelpolitik“ machen

Das internationale Handelsumfeld verändere sich. „Wenn andere Importnationen sich abriegeln, gehen die Handelsströme dorthin, wo es am leichtesten ist“, sagte Eibensteiner. „Die Chinesen werden sich abschotten, die USA werden sich abschotten und das eigentlich Problematische ist, dass die EU dem nichts entgegensetzen kann“, meint der Voest-Chef. „Ich glaube, dass es wichtig ist, Europa zu stärken.“ Europa müsse auch „eine relevante Handelspolitik“ machen. „Wir sind geopolitisch irrelevant und machen auch keine Handelspolitik – das ist es, was Europa schwach macht“, so der Voest-Chef. „Wir sind ein großer Markt, aber wir müssen das auch in unsere eigenen Hände nehmen.“

Die Zölle seien „nur eins der Themen“. „Das Wesentliche ist, wir haben jetzt festgestellt, dass für die Transformation die Rahmenbedingungen – etwa ausreichend verfügbare erneuerbare Energie – nicht gegeben sind“, so der CEO. „Das sind alles Zeichen, dass wir das in dieser Zeit nicht erreichen können.“ Eine Überarbeitung des Europäischen CO2-Grenzausgleichssystems (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM) wäre seiner Meinung nach „wichtig“. Weiters seien „die Märkte in Europa, wo es notwendig ist, zu schützen“. Und drittens müsse man von „dieser überbordenden Bürokratie“ herunterkommen.

„Wir haben keine Entspannung beim Protektionismus, wir haben jedes Jahr über 4.000 mehr Handelsrestriktionen weltweit – nicht nur Zölle – und der Protektionismus wird nicht abnehmen“, erwartet Eibensteiner. Erst diese Woche hatte der designierte US-Präsident Donald Trump zusätzliche Zölle für Waren aus Kanada, Mexiko und China angekündigt. Die Antwort der Voest auf den zunehmenden Protektionismus: „Local for local“ produzieren, also mit Werken vor Ort in dem Land, in dem die jeweiligen Abnehmer der Voest-Produkte ihre Fabriken haben.

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