Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) leidet die Nachfrage nach Rohöl auf dem Weltmarkt unter der Konjunkturflaute in China. Dies habe das Wachstum der Nachfrage „stark verlangsamt“, wie es in dem am 12. September in Paris veröffentlichten Monatsbericht der IEA heißt.
In der ersten Jahreshälfte sei die Nachfrage nach Rohöl im Schnitt um 0,8 Mio. Barrel pro Tag gestiegen und damit deutlich schwächer als ein Jahr zuvor.
Das Wachstum der Nachfrage in der ersten Jahreshälfte sei so schwach ausgefallen wie seit 2020 nicht mehr, hieß es weiter. Damals hatte die Corona-Krise die Öl-Nachfrage einbrechen lassen.
„Das chinesische Wirtschaftswachstum verlangsamt sich und die Durchdringung des Verkehrssystems durch Elektroautos schreitet in sehr hohem Tempo voran“, sagte IEA-Chef Fatih Birol der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Für das Gesamtjahr erwartet die IEA ein Wachstum der Nachfrage um 0,9 Millionen Barrel auf dann insgesamt fast 103 Millionen Barrel pro Tag. Zum Vergleich: 2023 habe das Wachstum der Nachfrage noch täglich 2,1 Millionen Barrel betragen.
Im kommenden Jahr sei nicht mit einer stärkeren Veränderung zu rechnen und die IEA-Experten gehen von einem Wachstum der Nachfrage von täglich 0,95 Millionen Barrel aus.
Nach Einschätzung der IEA ist 2025 mit einem Überschuss an Rohöl auf dem Weltmarkt zu rechnen, selbst wenn der von Saudi-Arabien und Russland angeführte Ölverbund Opec+ ihre derzeit gültige Förderbegrenzung nicht wie bisher geplant aufheben sollte.
Die Opec+ hatte vor einiger Zeit versucht, die Preise mit Förderbeschränkungen zu stabilisieren. Laut jüngsten Medienberichten soll die Förderkürzung, die eigentlich bis Oktober geplant war, möglicherweise um zwei Monate verlängert werden.
Die Ölnachfrage wurde zuletzt durch die schwächelnde Weltwirtschaft belastet. Vor allem hatten enttäuschende Konjunkturdaten aus China und den USA mehrfach Nachfragesorgen geschürt.
Die Aussicht, dass in den beiden größten Volkswirtschaften der Welt künftig weniger Rohöl verbraucht werden könnte, hatte die Ölpreise in den vergangenen Wochen stark belastet. So hat sich Brent-Rohöl aus der Nordsee seit Anfang August um etwa 7 Dollar (6,3 Euro) verbilligt und wurde zuletzt bei 71,50 Dollar je Barrel gehandelt.
Die Prognose des Interessenverbands der Verbraucherstaaten weicht deutlich ab von den Erwartungen der Organisation erdölexportierender Länder (Opec). Das Ölkartell hatte zuletzt einen deutlich stärkeren Anstieg der Nachfrage in diesem Jahr erwartet. Demnach dürfte der globale Verbrauch an Rohöl um zwei Millionen Barrel pro Tag steigen, hieß es.