Die Wirtschaftsweisen haben ihre Wachstumsprognose für Deutschland für das kommende Jahr mehr als halbiert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte dann um lediglich 0,4 Prozent steigen, heißt es in dem am 13. November veröffentlichten Jahresgutachten des Sachverständigenrates.
Im Frühjahr waren die fünf Professorinnen und Professoren noch von plus 0,9 Prozent ausgegangen, während die deutsche Regierung mit 1,1 Prozent Wachstum rechnet. Deutschland ist mit Abstand Österreichs wichtigster Handelspartner.
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Für das zu Ende gehende Jahr erwartet das Gremium sogar einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent, nachdem sie zuvor noch ein Mini-Plus von 0,2 Prozent vorausgesagt hatten. Bereits 2023 war Europas größte Volkswirtschaft um 0,3 Prozent geschrumpft.
Damit dürfte das Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen fünf Jahren inflationsbereinigt nur um 0,1 Prozent gewachsen sein. In den USA liegt es dagegen schon um mehr als zwölf Prozent über dem Vor-Corona-Niveau 2019, im Euroraum um gut vier Prozent.
„Die Schwäche der Industrie und die Dauer der Schwächephase legen nahe, dass die deutsche Wirtschaft neben konjunkturellen auch von strukturellen Problemen ausgebremst wird“, sagte die Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft, Monika Schnitzer.
„In Deutschland gab es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Versäumnisse in der Politik und in der Wirtschaft.“ Umso wichtiger sei es, die Modernisierung des Landes jetzt entschlossen voranzutreiben.
Im zu Ende gehenden Jahr dürften sowohl Produktion als auch Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe zurückgehen, ebenso die Investitionen. „Gleichzeitig führt die Erholung der Weltwirtschaft nicht im bisher üblichen Maße zu einer Steigerung der Exporte“, heißt es im Jahresgutachten.
Die privaten Haushalte hätten trotz deutlicher Reallohnzuwächse 2023 und 2024 ihren Konsum bisher nur wenig erhöht. Pessimistische Erwartungen über die weitere wirtschaftliche Entwicklung bei gleichzeitig steigender Arbeitslosenquote und verlangsamter Kaufkraftzuwächse dürften dazu führen, dass der private Konsum auch im kommenden Jahr nur wenig wachsen werde.
Um Deutschland wieder flottzumachen, sollte die Politik zukunftsorientierte öffentliche Ausgaben priorisieren. Die Versäumnisse zeigten sich insbesondere bei den Ausgaben für Verkehrsinfrastruktur, Verteidigung und Schulbildung, deren gesellschaftlicher Nutzen größtenteils erst in der Zukunft eintrete.
„Diese werden gegenüber Ausgaben, die der derzeitigen Wählerschaft zugutekommen, von der Politik oft zurückgestellt“, erklärte der Sachverständigenrat, der die Bundesregierung berät.