Christian Wegleitner soll die Saison der Austria nach dem Aus von Michael Wimmer retten. Der bisherige Co-Trainer des am Montag beurlaubten Deutschen soll bei den schwer strauchelnden Wienern einen neuen Impuls vor dem anstehenden Europacup-Play-off setzen. „Wir wollen die ‚Jetzt-erst-recht-Mentalität‘ herauskehren“, sagte der 45-Jährige am Dienstag und berichtete über neue Energie im Team. „Die Mannschaft hat sich richtig viel vorgenommen.“
Seinem ehemaligen Chef Wimmer gelang die Wende zum Guten nicht. Die Qualifikationsgruppe wurde für die Austria zum Desaster, vor dem abschließenden Spiel am Samstag bei Blau-Weiß Linz sind die Violetten punktemäßig die schlechteste Elf der Quali-Gruppe. Guten Phasen folgten teils unerklärliche Fehler. Wimmer wirkte zuletzt ratlos und musste gemeinsam mit Co-Trainer Ahmet Koc ein Jahr vor Vertragsende gehen.
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Sport-Vorstand Jürgen Werner sprach von keiner leichten Entscheidung, der berühmte „neue Impuls“ wurde dennoch gesetzt. „Wir hoffen, dass wir das Glück noch ein bisschen drehen können“, meinte er. Die Situation sei zuletzt „eingefahren“ gewesen. Die Saison ist für die Austria jedenfalls am Samstag noch nicht zu Ende. Kommenden Dienstag geht es im Halbfinale des Europacup-Play-offs gegen den WAC weiter, der Aufsteiger tritt in Hin- und Rückspiel noch gegen den Fünften der Meistergruppe an.
Bundesliga-Premiere
Wegleitner will in einer Akutmaßnahme nun an den „kleinen Rädern“ drehen. Gröbere Maßnahmen sind ob der Zeitnot nicht zu erwarten. Für den Burgenländer sind es die ersten Auftritte in der Bundesliga. Wegleitner war bis zur Winterpause Trainer des SV Stripfing, den Zweitligisten hatte er erst im Sommer übernommen. Davor war er einige Jahre Co-Trainer der Young Violets unter Harald Suchard.
Viele Gespräche stehen bei der Austria nun an der Tagesordnung. „Ich bin ein guter Zuhörer, und das gehört aktuell dazu“, so Wegleitner. Innerhalb der Mannschaft habe man „mit heute begonnen, uns auf die nächsten Tage einzuschwören“. Wimmer hatte nach dem 0:4 gegen Wolfsberg die Charakterfrage gestellt. Sein Nachfolger erklärte dazu: „Die Spieler haben Charakter, es ist eine richtig coole Truppe.“
Werner strich hervor, dass die Austria die Rückrunde im Grunddurchgang noch als zweitbestes Team beendet hatte. Der Knacks sei durch das Verpassen der Meistergruppe passiert.
Probleme liegen scheinen unabhängig von der sportlichen Misere bei den Violetten auch in anderen Bereichen, der Posten von Sportdirektor Manuel Ortlechner soll wackeln. Für Werner ist dies „im Moment kein Thema“. Über den Sommer hinaus ist aber noch nichts entschieden. Ortlechners Vertrag läuft bis Juni 2025. Werner will die sportliche Performance erst nach Saisonende hinterfragen und dabei auch sich selbst.
Zündstoff birgt auch das Zusammenspiel zwischen Vereinsspitze und Teilen der Investoren. Gemäß dem „Kurier“ war Präsident Kurt Gollowitzer die „treibende Kraft“ bei der Trennung von Wimmer. Hinter den Kulissen soll es brodeln. Werner sprach von einer gemeinsamen Entscheidung, einem Miteinander. Die Austria sei „ein großer Klub mit vielen Gremien, viel Unruhe. Es ist nicht einfach, dass man als Trainer die Oberhand behält“, erklärte der Welser ferner.
Wegleitner wird nun bestenfalls in den kommenden vier Spielen am Ruder sein. Für das Danach gibt es noch keinen Plan. „Wir haben noch keinen kontaktiert“, hielt Werner zur Trainersuche fest. „Trainer-Talente haben wir auch in den eigenen Reihen“, meinte Werner. Der Fokus liege auf dem Spiel gegen den WAC. „Mit der Hoffnung, dass wir danach noch zwei weitere haben.“