Tiguan R-Line: Beim Weltbestseller besserte VW spürbar nach

Der weltweit meistverkaufte VW fährt in dritter Generation vor und präsentiert sich so groß und gereift wie noch nie.

Der VW Tiguan ist das meistverkaufte Modell von VW. © Koch

50 Jahre VW Golf. Darüber haben wir im VOLKSBLATT und auf volksblatt.at schon viel geschrieben. Was aber bei all der Wertschätzung und der 37 Millionen Einheiten nicht vergessen werden darf: Der Golf ist nicht das meistverkaufte Modell der Wolfsburger Autoschmiede.

Diesen Titel führt nämlich der VW Tiguan. Denn das SUV ist ein sogenanntes Weltauto. Will heißen, er wird von VW überall verkauft, während der Golf hauptsächlich ein europäisches Phänomen ist.

Lesen Sie auch

Der Tiguan ist mittlerweile auch schon seit einiger Zeit im VW-Portfolio zu finden – und war schon mal beim VOLKSBLATT als Testauto zu Gast. Das Fahrzeug wird seit 2007 gebaut und erfreut sich nicht nur in Europa, sondern vor allem auch in China großer Beliebtheit. Dieses Jahr lancierte der Wolfsburger Konzern die dritte Generation des Tiguan – und wie es sich bei einem Generationenwechsel gehört, ist der Unterschied zum Vorgänger deutlich.

Typenschein

VW Tiguan R-Line eTSI DSG

Preis: ab € 48.711,85 inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 57.059,05 unter anderem inklusive Außenfarbe Nightshade Blue Metallic € 728,36, anklappbare Anhängevorrichtung € 1.323,10, Infotainment-Paket € 2.817,81, Unlimited-Paket € 4.021,70 und geräuschdämmendes Verbundsicherheitsglas € 716,57; einen VW Tiguan (4Me) gibt es ab € 33.990,- NoVA/Steuer: 10 %/ € 846,72 jährlich Garantie: 2 Jahre Neuwagengarantie, 3 Jahre Lackgarantie, 12 Jahre gegen Durchrostung, 2 Jahre Reparatur-Gewährleistung auf Werkstattarbeit, Originalteile und Originaltauschteile, 8 Jahre bis max. 160.000 km auf den Akku Service: alle 30.000 km oder jedes Jahr

Technische Daten: Motor: R4, 16V, Turbolader, Partikelfilter, 1.498 cm³, 110 kW/150 PS bei 5.000 U/min, max. Drehmoment 250 Nm bei 1.500-3.500 U/min Getriebe: Siebengangautomatik Antrieb: Frontantrieb Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 9,1 s Leistungsgewicht: 11 kg/PS WLTP-Verbrauch: 6,7 Liter VOLKSBLATT-Testverbrauch: 6,8 Liter CO2-Ausstoß: 152 g/km Euro 6d

Eckdaten: L/B/H: 4.539/1.842/1.650 mm Radstand: 2.676 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 1.649/2.180 kg Kofferraum: 652-1.650 Liter Anhängelast gebr./ungebr.: 1.800/750 kg Tank: 55 Liter (Benzin) Reifen: 4 x 255/40 R20 101Y auf 20“-Alus

Sicherheit: Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/TPMS Airbags: 8

Geländedaten: Bodenfreiheit: 168 mm Böschungswinkel vorne/hinten: 15.9°/18.6° Rampenwinkel: 15,2°

Markant am nun 4,54 Meter langen Fünftürer ist beispielsweise die höher bauende und kraftvoll wirkende Frontpartie, in welche die nun flacheren LED-Scheinwerfer integriert sind. Dazwischen ersetzt eine glasüberbaute Querspange mit LED-Leiste den klassischen Kühlergrill.

Die eigentlichen Öffnungen des Kühlergrills befinden sich im dominanten Stoßfänger. Im Außenbereich des Stoßfängers sorgen zudem sogenannte Air Curtains für eine optimale Luftführung. Die Silhouette prägen athletische Schulterpartien über den Radhäusern.

Die unverwechselbare Tiguan-Heckpartie wird indessen von einer LED- Querspange betont. Alles in allem präsentiert sich der Tiguan kantig, kraftvoll, dynamisch und geräumig.

Von der Geräumigkeit kann man sich innen gleich überzeugen. Im Fond des Fünfsitzers haben drei Passagiere bequem Platz. Vorne gibt es Raum (fast) ohne Ende. Der gut verarbeitete Tiguan wartet markentypisch mit einer eher nüchtern-digitalen Atmosphäre auf.

Im Zentrum – auch im wortwörtlichen Sinn – steht der HD-Bildschirm mit den Touch-Slidern darunter. Ganz markentypisch ist auch die Menüführung: kinderleicht. Selbiges gilt auch für die neu entwickelte Cockpit-Architektur: Diese ist ebenfalls konsequent selbsterklärend bedienbar.

Die Elektrifizierung hat selbstverständlich auch beim Tiguan Einzug gehalten. Im Falle des Testwagens eine milde. Den Löwenanteil des Antriebs über die Vorderräder leistet jedoch ein 150 PS starker, gut gedämmter Benziner.

Unterstützt wird der Vierzylinder-Ottomotor von einem 18-PS-E-Aggregat; er ist also ein Mild-Hybrid. Kurzer technischer Exkurs: Via Rekuperation wird hier ein Generator mit elektrischer Energie geladen.

Diese Energie wird genutzt, um den Verbrenner in Verzögerungsphasen und bei Gefälle abzuschalten. Das senkt zwar den Verbrauch, übertüncht jedoch nicht das immense Turboloch.

Darüber hinaus sind die Bremsen des Midsize-SUV nicht besonders feinfühlig und schwer dosierbar. Nichtsdestoweniger entpuppt sich der Tiguan als exzellenter Langstreckenläufer mit einem Verbrauch nahe am 6,7-Liter-WLTP-Wert.

Da die Sitze zudem äußerst bequem sind, sind Langstreckenfahrten bis zu knapp tausend Kilometer am Stück möglich. Nichts zu bekritteln gibt es an der bewährten Siebengang-Doppelkupplung: wieselflink, exakt und kaum spürbar. Auch der Tiguan hat, das sei nebenbei gesagt, einen Fahrmodusschalter.

Allerdings lassen sich nur geringfügige Abweichungen in Sachen Fahrwerk, Gasannahme oder Verbrauch feststellen. Ob man im Sport- oder im Eco-Modus unterwegs ist, ist also eher eine Frage des Geschmacks, denn der Performance.

Weiterentwickelt wurden darüber hinaus die Assistenzsysteme: Die neuesten Parkassistenten ermöglichen erstmals im Tiguan das vollautomatische Ein- und Ausparken über eine Strecke von bis zu 50 Metern sowie das fernbediente Parken per Smartphone. Und mit fünf Sternen aus dem Euro NCAP kann der Tiguan ebenfalls aufwarten.

Generell funktionieren die Assistenten im Tiguan klaglos; aber nicht fehlerfrei. Bestes Beispiel – wobei sich der VW hier in bester Gesellschaft mit nahezu allen anderen Fahrzeugen befindet – ist die Verkehrszeichenerkennung.

Fazit

Großes Kino in Sachen Multimedia, Bedienbarkeit, Konnektivität und Platzverhältnisse. Fahrtechnisch ausgereift, mit nur geringem Anlass zur Kritik. Und letztendlich ist der 4,54 Meter lange Tiguan mit knapp 49.000 Euro Grundpreis nicht vollkommen überteuert, wiewohl speziell die Optionen ordentlich zu Buche schlagen.

Von Oliver Koch