Causa Brucknerhaus: Intendant Dietmar Kerschbaum entlassen

LIVA-Aufsichtsrachtssitzung: KPMG-Bericht legte „schwere Verfehlungen der Künstlerischen Geschäftsleitung offen“ - Auch Vorwurf an Kulturstadträtin geäußert - ÖVP sieht eine Schmutzkübelkampagne und ein Ablenkungsmanöver seitens der SPÖ: „Die Nerven bei Bürgermeister Luger liegen blank“

Der LIVA-Aufsichtsrat empfiehlt die sofortige Vertrags-Auflösung von Intendant Dietmar Kerschbaum. © TEAM FOTOKERSCHI / WERNER KERSCHBAUMMAYR

Am Dienstag fand eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA) aufgrund der Causa Dietmar Kerschbaum, für den die Unschuldsvermutung gilt, statt.

Der Aufsichtsrat hat dabei einstimmig beschlossen, die Empfehlung an die Kreativ-, Kultur- und Veranstaltungsholding (KKV) auszusprechen, das Dienstverhältnis des Brucknerhaus-Intendanten Kerschbaum sofort aufzulösen.

Lesen Sie auch

Die Entscheidung wanderte damit zur  Generalversammlung der KKV, welche noch am Dienstagnachmittag tagte. In dieser wurde die Empfehlung angenommen und beschlossen, Dietmar Kerschbaum als Künstlerischen Direktor zu entlassen.

Vorausgegangen war am Vormittag eben eine rund dreistündige Sitzung des Aufsichtsrates, in der eine Compliance-Prüfung der KPMG präsentiert wurde.

Dieser Bericht habe „zu den bereits bekannten weitere, schwere Verfehlungen der Künstlerischen Geschäftsleitung offengelegt“, heißt es in einer Aussendung aus dem Büro des Linzer Bürgermeisters Klaus Luger.

Diese betreffen „Insichgeschäfte, Nebentätigkeiten und Nebenbeschäftigungen, Dienstreisen, Spesen, Vergabevorgänge und ein den Compliance-Richtlinien völlig widersprechendes Führungsverhalten des Künstlerischen Geschäftsführers“, wird Luger in dieser Aussendung zitiert.

Vorwürfe an Kulturstadträtin

Zudem verkündete Luger, dass „für besondere Aufregung in dieser Aufsichtsratssitzung die Aufdeckung der KPMG sorgte, das  ein Aufsichtsratsmitglied unter Missachtung der Compliance-Regeln selbst Aufträge vom Künstlerischen Geschäftsführer erhalten hat. Das hat mich sehr überrascht“, meint Bürgermeister Klaus Lugner und forderte die ÖVP Linz auf, die politische Verantwortung zu übernehmen.

Diese konterte freilich scharf: „Ich bin schockiert, dass jetzt mit haltlosen Vorwürfen gegen meine Person versucht wird, von dem eigentlichen Brucknerhaus-Skandal abzulenken“, weist Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer die von der SPÖ Linz gegen sie erhobenen Vorwürfe aufs Schärfste zurück.

„Mir war korrekte Vorgehensweise immer wichtig“

„Als Stadträtin habe ich ein klares Berufsverbot. Ich bin bei der Firma meines Mannes beteiligt, der diese auch operativ führt. Der Neubau des Kassapults wurde 2019 von dem damals zuständigen Linzer Architekturbüro geplant. Die Firma MAYLAN wurde vom beauftragten Architekten zu einer Angebotslegung geladen – und letztlich als Bestbieter ausgewählt“, schildert sie die damaligen Abläufe.

„Ich bin davon ausgegangen, dass die beiden Vorstandsdirektoren den formalen Berichtspflichten immer nachgekommen sind. Mir war eine korrekte Vorgehensweise immer wichtig – was so auch in dem Compliance-Bericht der KPMG hiermit bestätigt wird“, so Lang-Mayerhofer.

Schmutzkübelkampagne und Ablenkungsmanöver

Unterstützung erhält sie von der Klubobfrau der Linzer Volkspartei: “Das ist eine rote Schmutzkübelkampagne, nichts anderes“, so Michaela Sommer. Die Vorgehensweise der Luger-SPÖ sei unterste politische Schublade. Durch das Hervorbringen haltloser Behauptungen und Schlechtreden anderer wolle man von einem eigenen möglichen Fehlverhalten oder möglichen Unzulänglichkeiten in der LIVA-Affäre rund um Dietmar Kerschbaum ablenken.

„Der Umgang von Bürgermeister Luger mit seiner Aufsichtsratskollegin ist nicht nur zutiefst zu verurteilen, sondern lässt einmal mehr darauf schließen, dass seine Nerven blank liegen“, rät Sommer zur Contenance. Völlig haltlose Vorwürfe, nur um politisch zu reüssieren, seien zutiefst zu verurteilen.

Im März, kurz vor den Feierlichkeiten zum 50-Jahr-Jubiläum des Brucknerhauses, waren Vorwürfe gegen Kerschbaum öffentlich geworden, die seine Freistellung – und jene des kaufmännischen Geschäftsführers Rainer Stadler – durch den LIVA-Aufsichtsrat zur Folge hatten. Kerschbaum soll demnach u.a. fragwürdige In-sich-Geschäfte abgeschlossen und die Programmgestaltung an einen Agenten vergeben haben, der selber potenzielle Künstler für das Konzerthaus betreute.