Der Östrogenspiegel und seine Bedeutung für den Medaillenspiegel

Wenn die Tage einer Frau mit den Tagen olympischer Entscheidungen zusammenfallen

Richtungsweisend in Paris sind nicht nur die Mitarbeiter, auch die Hormone können Athletinnen den Medaillenweg verbauen
Richtungsweisend in Paris sind nicht nur die Mitarbeiter, auch die Hormone können Athletinnen den Medaillenweg verbauen © AFP/Dunand

Es braucht keinen falschen Fuß, mit dem man in der Früh aufgestanden ist. Und keine Laus, die einem über die Leber lief. Es reicht, wenn der Spiegel des Hormons Östrogen im Frauenkörper abfällt, um schlechte Tage zu haben. Sportlerinnen sind an Wettkampfpläne gebunden, finden aber Wege, ihre Leistungsfähigkeit hochzuhalten. So zum Beispiel die Ärztinnen im ÖOC-Team, Lara Vadlau und Marlene Jahl.

Ernährung, Stress und hohe Trainingsbelastung können zu unregelmäßigen Zyklen oder einem Ausbleiben der Periode führen. Wie es die niederländische Triathletin Yvonne van Vlerken in der NZZ schilderte. „Ich aß zu wenig für meinen großen Trainingsumfang, für mich war es irgendwann selbstverständlich, dass ich die Periode nicht mehr habe. Als Spitzensportlerin war ich ahnungslos, wie wichtig ein regelmäßiger Zyklus für meine Gesundheit ist.“

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Die monatliche Blutung zeigt, dass der Hormonspiegel im Gleichgewicht ist. Sie ist wichtig für die körperliche und seelische Gesundheit, kommt aber trotzdem oftmals ungelegen und kündigt sich mit dem Prämenstruellen Syndrom und oftmals Kopfschmerzen, Unterleibskrämpfen, Müdigkeit, Gereiztheit oder depressiver Stimmung an. Gerade bei Olympischen Spielen wünschen sich Frauen, lieber in der Eisprungphase zu sein, wo sie vor Tatendrang und Energie sprühen.

Ernährung wichtig

„Ich bin Ärztin und beschäftige mich sehr viel damit. Ich habe schon lange ausgerechnet, ob ich bei den Olympischen Spielen meine Tage kriegen werde. Ich werde sie danach bekommen“, sagte Seglerin Vadlau. „Das hauptsächliche Problem ist die Woche davor. Da fallen alle Hormone ab und dann geht es in diese nicht so tolle Zeit.“ Sie habe mit diversen Fachleuten gesprochen, aber es kenne sich noch niemand richtig aus.

„Jetzt bin ich dabei, das mit Ernährung zu steuern, dass ich es ein, zwei Tage pro Monat rausschiebe.“ Sie habe nichts gegen die Pille, mit der sich der Beginn der Regel steuern lässt, nehme sie aber nicht. „Ich möchte diese Highs ausnützen und die habe ich dann nicht. Ich merke schon, dass ich zu meinem Eisprung oder vor dem Eisprung leistungsfähiger bin, das kann ich im Training für mich nutzen.“

Männer im Vorteil

Auf den Punkt gebracht: „Ein bissl was kannst machen, aber eigentlich hast Pech gehabt.“ Sie segle ja auch gegen Männer und denen „ist es egal, in welchem hormonellen Status die gerade sind.“

Taekwondo-Kämpferin Marlene Jahl spürt Phase nicht nur Stimmungsschwankungen stark, sondern auch körperliche Einschränkungen. „In der Woche davor fühle ich mich eher schwach, langsam, nicht so stark wie in der Eisprungphase. Ich brauche mehr Pausen, muss mehr schlafen. Nach dem ersten Periodentag geht es, danach kann ich normal trainieren.“

Nicht funktioniert habe bei ihr die Regulierung und Steuerung mit der Pille. „Ich habe aus dem Nichts zum Weinen angefangen, extreme Akne bekommen und an Gewicht zugenommen. Ich habe sie wieder abgesetzt,“ erzählte die Medizinerin.

Bei ihr sei es eher der emotionale Faktor, der in der Phase vor der Periode oft reinspiele, fügte Jahl an. „Ich bin traurig und das hat bei einem Wettkampf keinen Platz.“

Speerwurf-Europameisterin Victoria Hudson bezeichnete sich als glücklich. „Ich habe kaum Krämpfe und Schmerzen. Ich kenne genug, die da ganz anders drunter leiden.“ Dennoch merke sie die Nebenwirkungen der Menstruation bei der Ausübung ihres Sports. Hudson hatte schon ein paarmal beim Wettkampf ihre Tage gehabt. „Überraschenderweise habe ich da immer ganz gut geworfen. Ich glaube, dass es bei mir Tagesverfassung ist. Denn ich habe Wettkämpfe gehabt, die waren richtig schlecht, wo ich aber in einer Superphase im Zyklus gewesen wäre.“