Bei der Schultasche kommt es auf Einstellung der Schultergurte an

Richtwert für das Gewicht sind maximal zehn bis 20 Prozent des Körpergewichts für längere Strecken

Auf den richtigen Sitz der Schultasche kommt es an. © davit85 - stock.adobe.com

Die Kinder im Osten drücken bereits die Schulbank, in Oberösterreich ist es am 9. September so weit. Eine zentrale Frage zu Schulbeginn ist, wie schwer darf die Schultasche sein, ohne dass ihr Gewicht zur Belastung für die Kids wird. Aber noch wichtiger ist der richtige Sitz am Rücken.

Mehrere Hefte, Bücher, die Jausenbox und noch eine Trinkflasche – die Schultaschen sind rasch vollgepackt und bringen auch einige Kilogramm auf die Waage. Als Faustregel gilt, dass maximal zehn bis 20 Prozent des Körpergewichts für längere Strecken und 30 Prozent des Körpergewichts für kürzere Strecken unter zehn Minuten über die Schultasche mitgetragen werden sollen. Bei einem Kind mit 35 Kilogramm wären das 3,5 bis sieben Kilogramm bzw. zehn Kilogramm. Primar Prof. Reinhold Ortmaier, Leiter der Orthopädie am Ordensklinikum Linz, empfiehlt diesen Richtwert.

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Der Orthopäde merkt aber auch an, dass die Tragedauer inzwischen oft nur noch wenige Minuten beträgt: „Heutzutage müssen die Schüler nicht mehr stundenlang zur Schule gehen. Die meisten werden mit dem Bus, der Straßenbahn oder von den Eltern fast bis zum Eingang gebracht.“

Viel entscheidender ist laut dem Experten nicht das Gewicht, sondern die Einstellung der Schultasche. Die Schultergurte ganz lange zu lassen, mag zwar cool aussehen, ist laut Ortmaier aber alles andere als förderlich: „Die Schultasche sollte mit der Schulter abschließen. Die neuen Modelle sind inzwischen wahre Hightechprodukte, fast schon kleine Ferraris. Sie haben mehrere Gurte, die die perfekte Einstellung garantieren.“

Breite Schultergurte wichtig

Zudem rät der Orthopäde den Eltern, beim Kauf vor allem darauf zu achten, dass die Schultergurte über eine gewisse Breite verfügen. „Dies ist deshalb so wichtig, damit sich das Gewicht nicht punktuell auf eine sehr kleine Fläche konzentriert. Schwere Gegenstände sollen innen und leichtere Dinge außen in der Schultasche platziert werden, damit der gesamte Inhalt gut verteilt ist“, weiß der Mediziner.

Die Eltern müssen nicht zwingend zu den teuersten Schultaschen im Regal greifen. Auch die etwas günstigeren Exemplare können ohne Bedenken erworben werden. Auch hier ist das Um und Auf die richtige Einstellung der Gurte.

All jenen, die immer noch unsicher sind, gibt der Orthopäde folgenden Rat. „Ein guter Richtwert ist, wenn die Kinder die Schultasche leicht aufheben und selbst anziehen können. Dann kann nichts schiefgehen.“

„Kinder müssen raus, sollen sich bewegen und austoben“

Sollte die Tasche über einen längeren Zeitraum zu vollgepackt sein, kann es zu muskulären Problemen führen. „Aber bevor es zu Folgeschäden kommt, stellen sich zunächst Muskelverspannungen und Schmerzen ein. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, dass der Gebrauch einer Schultasche zu Schäden führt“, so der Primar.

Dass sich durch das Gewicht die Wirbelsäule verformt, davor müssen sich Eltern nicht sorgen. Um spätere Haltungsschäden zu vermeiden, ist für den Mediziner viel mehr Bewegung und Sport von großer Bedeutung. Nicht nur der Sportunterricht in der Schule ist laut Primar Ortmaier wichtig. Auch in der Freizeit sollen die Kinder herumtoben können. Die Botschaft an die Eltern: „Die Kinder müssen raus, sollen sich bewegen und richtig austoben.“

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