Neue US-Kartellklage gegen Google

Google hat wieder Ärger mit der Justiz © APA/GETTY IMAGES NORTH AMERICA/JUSTIN SULLIVAN

Nach dem Rückschlag im „Prozess des Jahrzehnts“ muss sich Google wegen seiner Geschäftspraktiken ab der kommenden Woche erneut vor Gericht verantworten. Diese Klage dreht sich um das Geschäft mit Online-Anzeigen, der Haupteinnahmequelle der Alphabet-Tochter, und könnte in einer Zerschlagung des Konzerns münden. Das US-Justizministerium wirft der Internet-Firma vor, Konkurrenten zu behindern und die Betreiber von Internetseiten zu benachteiligen.

„Google ist bei weitem der größte Verkäufer von Werbung auf der Welt“, sagte der Werbeberater und Finanzanalyst Brian Wieser am Mittwoch. „Sie sind in der Branche allgegenwärtig, wenn nicht direkt, dann indirekt.“

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Den Klägern zufolge missbraucht Google seine Marktmacht im Bereich der Software für Internet-Anzeigen, indem es seine Programme für Verlage und Werbetreibende miteinander verknüpft. Dadurch nehme der Konzern eine „privilegierte Position als Vermittler“ ein. Er kontrolliere 91 Prozent aller Werbe-Server, auf denen Internetseiten-Betreiber Werbeflächen anbieten, mehr als 85 Prozent der Werbe-Netzwerke, die der Verteilung der Anzeigen dienen, sowie mehr als die Hälfte des Marktes für Werbeanzeigen-Börsen.

Google zufolge liegen die genannten Marktanteile jeweils bei 30 Prozent oder weniger, wenn man die Werbung in Sozialen Netzwerken, bei Streaming-Diensten oder in Smartphone-Apps hinzurechne. Die Fokussierung des US-Justizministeriums auf Webseiten-Anzeigen vernachlässige den harten Konkurrenzkampf in den anderen genannten Bereichen. Der Konzern wies außerdem darauf hin, dass er nicht verpflichtet sei, technologische Vorsprünge mit Rivalen zu teilen. Außerdem seien seine Produkte mit denen der Konkurrenz kompatibel. Die Programme für Online-Werbung steuerten im vergangenen Jahr mehr als drei Viertel zu den rund 307 Milliarden Dollar schweren gesamten Werbeeinnahmen des Konzerns bei.

Das Gericht soll außerdem die Auswirkungen von Googles Dominanz auf die US-Verlagslandschaft prüfen. „Der Journalismus ist vor allem durch die Konsolidierung des Werbemarktes bedroht“, warnte Jonathan Kanter, Chef der Kartellabteilung des US-Justizministeriums, bei einer Veranstaltung im Juni. Einer Studie der Northwestern University vom vergangenen November zufolge wurden seit 2005 ein Drittel aller US-Zeitungen verkauft oder dichtgemacht.

Vor rund einem Monat hatte ein anderes Gericht Google ein „illegales Monopol“ bei Online-Suchen attestiert. Damit ebnete es den Weg für ein Anschlussverfahren, an dessen Ende eine Zerschlagung des Mutterkonzerns Alphabet stehen könnte. Sollte Google auch im neuen Prozess unterliegen, wird das Verfahren wohl ebenfalls in die sogenannte Abhilfephase eintreten. Dort werden Maßnahmen zur Eindämmung der Marktmacht geprüft. In Europa muss sich Google ebenfalls vor Gericht verantworten. Anfang 2024 hatten Dutzende europäische Medienfirmen um Axel Springer den Konzern wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens bei Online-Werbung auf 2,1 Mrd. Euro Schadenersatz verklagt.

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