Musiktage Mondsee „Die Welt hat einen Sinn“ mit Variationen

Starpianistin Elisabeth Leonskaja begeisterte am Samstag im Schloss

Starpianistin Elisabeth Leonskaja © Julia Wesely

So lautete heuer nach Mozarts Ausspruch das Motto der heurigen Musiktagen Mondsee, die am 2. September angelaufen sind und am Sonntag schon wieder das Finale begingen. Am Samstag war Starpianistin Elisabeth Leonskaja zu Gast.

Fast bedauert man es jährlich, dass sie immer von kurzer Dauer sind. Bietet der Konzertsaal im Schloss doch eine ideale Atmosphäre und Akustik für die intime Literatur der Kammermusikpflege und die Begegnung mit hochrangigen Künstlern.

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Gar nicht zu sprechen von den ideal ausgewogenen Programmen, die neben dem Komponistenschwerpunkt jeweils mit einem zeitgenössischen Schöpfer kombiniert werden. Der künstlerische Leiter der Musiktage, Matthias Lingenfelder, hat für 2024 das Werk Mozarts in die Auslage gestellt, die bei den letzten beiden Konzerten erklungen sind.

Im vorletzten am vergangenen Samstag ergab sich dazu noch das seltene Erlebnis, die aus Tiflis geborene, mit vielen Ehren ihrer Wahlheimat Österreich ausgezeichnete russische Starpianistin Elisabeth Leonskaja (79) zu hören.

Erobert hat sie sich jüngst die Tonwelt der Dodekaphonie und begann den Abend mit den Klaviervariationen op. 27 von Anton Webern. Physisch energiegeladen, geistig in Sphären der Metaphysik schwebend, folgte man dem melancholisch virtuosen Schweiger Webern, als ginge es Leonskaja nicht nur um Zusammenhang und Fasslichkeit im Sinne eines Formprinzips nach Goethes Metamorphose, sondern um leisen, zum Klang gewordenen Ausdruck einer Variationskette.

Den Beifall wehrte Leonskaja mit Handzeichen ab und spielte einen verwandten Schönberg außer Programm, um vollends von der Affinität zu dieser Literatur zu überzeugen. Der Wechsel dann zu Schumann erregte Bewunderung, wie genial die Künstlerin ohne Notenvorlage die Symphonischen Etüden für Klavier op. 13 in rascher Aufeinanderfolge aneinander reihte und der orchestrale Charakter der 12 Stücke am Ende die imaginären Figuren aus Schumanns Doppelnatur Florestan und Eusebius herausarbeitete.

Dass sie eine ausgezeichnete Kammermusikerin ist, zeigte sich in Mozarts Klavierkonzert A-Du KV 414 gemeinsam mit den Streicherpartnern der Musiktage Jiyoon Lee und Matthias Lingenfelder (Violine), Nobuko Imai (Viola) und Christian Poltéra (Cello). Am Schluss schlich sich aus dem Vorhang sogar ein Kätzchen in den Arm der Meisterin am Fazioli-Flügel und gratulierte ihr schnurrend. Eine tierliebende Leonskaja? Das war absolut etwas Neues.

Von Georgina Szeless 

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