Selbst für seine Gesundheit aktiv sein

Das dreiwöchige Programm „Gesundheitsvorsorge Aktiv“ bringt jeden auf Vordermann

Für die Trainingseinheit mit Ex-Skistar Manfred Pranger hieß es, früh aufstehen.
Für die Trainingseinheit mit Ex-Skistar Manfred Pranger hieß es, früh aufstehen. © Vortuna

Mit der Anzahl der gesunden Jahre können die Österreicher im internationalen Vergleich nicht mithalten. Viele plagen sich mit Kreuzschmerzen, Herz-Kreislauf-Problemen, Bluthochdruck oder Diabetes herum.

Für den Stütz- und Bewegungsapparat hat daher die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) 2018 das Programm „Gesundheitsvorsorge Aktiv“ (GVA) ins Leben gerufen. Die Idee ist, frühzeitig auf einen gesunden Lebensstil zu achten, damit Krankheiten gar nicht erst entstehen.

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Im Vorjahr haben rund 15.400 Personen, davon 8.246 Frauen, das dreiwöchige Programm genutzt, das nach Genehmigung bis auf einen moderaten einkommensabhängigen Selbstbehalt von der jeweiligen Kranken- bzw. Pensionsversicherung bezahlt wird.

Vorab Fragebogen und Anamnesegespräch

Bevor im Kurhaus der Wahl eingecheckt wird, muss ein Fragebogen ausgefüllt werden. „Der ist so detailliert, dass wir in der Regel gute Rückschlüsse ziehen können, in welchem Gesundheitszustand sich unsere Patienten befinden“, sagt Primaria Brigitte Lindenbauer, Ärztliche Leiterin des Vortuna Gesundheitszentrums in Bad Leonfelden.

Zum Start gibt es ein Anamnesegespräch, abgeklärt wird unter anderem, welche Bewegungen schmerzen. Klagt jemand über Erschöpfungszustände und Müdigkeit, geht es in Richtung „Mentale Gesundheit“, wird Bluthochdruck festgestellt, muss dieser auch nach dem Aufenthalt weiter beobachtet bzw. behandelt werden.

Im Vergleich zur klassischen Kur mit vielen passiven Gesundheitsanwendungen wie Massagen, Moorpackungen oder Kneippgüssen wird bei der GVA mehr Wert auf aktive Bewegung gelegt.

Drei verschiedene Grundrichtungen

Das Vorsorgeprogramm ist in Modulen aufgebaut. Das Modul „Bewegungsoptimierung“ eignet sich für Patienten, die sich regelmäßig bewegen. Bei ihnen achten die Therapeuten darauf, dass die Bewegungen richtig durchgeführt bzw. optimiert werden, um Spätschäden zu verhindern.

Für Couch-Potatoes ist das Modul „Bewegungsmotivation“ vorgesehen. Ihnen soll die Freude und Lust an der Bewegung vermittelt werden, begonnen wird entsprechend in kleinen Schritten.

Und für jene, die im Alltag unter Stress stehen und eine psychische Belastung verspüren, ist das Modul „Mentale Gesundheit“ gedacht. „Wobei man sich darunter keine Psycho-Reha light vorstellen darf“, sagt die Fachärztin für Psychiatrie: „Das Hauptaugenmerk liegt auch hier auf dem Stütz- und Bewegungsapparat, zudem gibt es einen Schwerpunkt in der Stressprävention, im Erlernen von Entspannungstechniken. Neben einer Einzeltherapie mit einem Physiotherapeuten sind zwei Beratungen beim Psychologen vorgesehen.“

Übungen für zu Hause lernen

„Zielsetzung der GVA ist, dass das Programm individuell auf den Patienten abgestimmt ist, und er Übungen lernt, die er auch zu Hause ohne Fitnesscenter machen kann“, erklärt Lindenbauer. Etwa schonende Varianten von Liegestützen. „Bei Kniebeugen muss darauf geachtet werden, dass der Patient keine Schmerzen hat. Aber es gibt viele Übungen, für die es nur das Körpergewicht als Trainingsgerät braucht. Spezialisierte Übungen an medizinischen Trainingsgeräten sind ebenso vorgesehen“, sagt die Fachärztin.

Jeder nimmt wertvolle Tipps mit nach Hause

Von der GVA profitieren nicht nur jene, die mit Sport bisher noch wenig am Hut hatten. Auch jene, die bereits eine spezielle Sportart ausüben und damit nur einseitig bestimmte Muskeln belasten, nehmen wertvolle Tipps mit nach Hause. „Ganz wichtig ist, dass im Entlassungsbrief detailliert aufgelistet ist, worauf ernährungstechnisch und in Sachen Bewegung im Alltag geachtet werden soll“, betont Lindenbauer.

Was die Ernährung während des Aufenthalts im Vortuna betrifft, wird neben den Erläuterungen der Diätologen – abgesehen von Patienten, die eine Stoffwechselkur machen – auf Eigenverantwortung gesetzt. „Früher hatten wir verschiedene Diätlinien, jetzt gibt es neben normaler Kost eine gesundheitsbewusste Schiene, die unser Koch mit Hilfe der Diätologen entwickelt hat, und die für alle verträglich ist“, sagt die Ärztin: „Denn es macht keinen Sinn, jemandem wenig Kalorien vorzuschreiben und dann verlässt er in der therapiefreien Zeit das Haus, um sich anderweitig vermeintlich etwas Gutes zu tun.“

Erfahrungsbericht einer Teilnehmerin

Wegen Rückenproblemen – nach zwei Bandscheibenvorfällen und Schulterschmerzen – hatte die Linzerin Karin Ehrngruber heuer zum zweiten Mal im Vortuna in Bad Leonfelden eingecheckt. Obwohl die 51-Jährige grundsätzlich sportlich ist, holte sie sich während der dreiwöchigen GVA neue Motivation. „Ich habe wieder viele Inputs bekommen, was Übungen mit der eigenen Körperkraft oder die Sensomotorik betrifft, sprich Gleichgewichtsübungen, die man auch mit geschlossenen Augen machen kann“, schildert sie im Gespräch mit dem VOLKSBLATT.

Mit den Therapien ziemlich durchgetaktet

„Wer glaubt, dass er sich in den drei Wochen einen Lenz machen kann, der irrt. Ich war mit den Therapien und Programmpunkten ziemlich durchgetaktet und habe daneben auch Fitnesscenter und Sauna genutzt“, so Ehrngruber: „Ich habe in den drei Wochen nicht ferngesehen, weil ich so mit meinem Gesundheitsprogramm beschäftigt war.“

Ein besonderes Zuckerl, für das es sich etwa lohnte, früh aufzustehen, war die Morgengymnastik mit den Ex-Skistars Manfred Pranger und Reinfried Herbst. „Da bin ich ganz schön ins Schwitzen gekommen“, erzählt die Angestellte, die auch beim gebotenen Essen ins Schwärmen kommt: „Was man da an guten Tipps für gesundes und trotzdem schmackhaftes Essen bekommt, ist echt cool.“

Von Michaela Ecklbauer