Israelische Armee verstärkt Truppen im Libanon

Israelische Einsätze im Libanon gehen weiter © APA/AFP/-

Die israelische Armee hat ihre Truppenstärke im Libanon nach eigenen Angaben erhöht. Wie die Armee am Montag mitteilte, wurde eine weitere Division zur Teilnahme an Einsätzen gegen Hisbollah-Ziele im Libanon entsandt. Die Soldaten der 91. Division begannen demnach „mit örtlich begrenzten und gezielten Einsätzen im Südlibanon“. Es ist die dritte Truppengruppierung in Divisionsstärke, die gegen die Hisbollah eingesetzt wird.

Die israelische Armee rief die Bevölkerung des Libanon dringend auf, sich von der Mittelmeerküste vom Fluss Awali aus südwärts fernzuhalten. Die auf Arabisch verbreitete Warnung betraf die Strände wie auch Boote. Der Fluss Awali mündet etwa auf halber Strecke zwischen Beirut und der israelisch-libanesischen Grenze ins Mittelmeer.

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Israels Militär hob unterdessen einige Beschränkungen für die Bewohner im Norden des Landes an der Grenze zum Libanon auf. Durch eine herabgesetzte Warnstufe könnten nun Bildungsveranstaltungen abgehalten werden, wenn sie neben Schutzräumen oder anderen sicheren Orten stattfänden. Die restlichen landesweiten Vorschriften bleiben bestehen. Die Beschränkungen wurden erlassen, nachdem die radikal-islamische Hisbollah-Miliz ihren Beschuss Nordisraels verstärkte. Auf beiden Seiten der Grenze sind Zehntausende Menschen vor den Gefechten geflohen. Die Regierung in Jerusalem hat das Ziel ausgerufen, den Bewohnern die sichere Rückkehr zu ermöglichen.

Einen Tag nach dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Hamas auf den Süden Israels am 7. Oktober vergangenen Jahres hatte die Hisbollah eine zweite Front zwischen dem Libanon und dem Norden Israels eröffnet. Israel reagierte zuletzt mit massiven Luftangriffen und der Tötung von Anführern der pro-iranischen Hisbollah im Libanon auf den Dauerbeschuss der Schiitenmiliz. Vor knapp einer Woche gab Israel zudem den Beginn von „begrenzten und gezielten“ Bodeneinsätzen gegen die Hisbollah im Süden des Libanon bekannt.

Die Hisbollah sprach Israel zum Jahrestag des Hamas-Terrorangriffs vom 7. Oktober erneut das Existenzrecht ab. Es gebe keinen Platz für Israel „in unserer Region und in unserer sozialen, kulturellen und menschlichen Struktur“, erklärte die Miliz. Die islamistische Hamas habe mit dem Angriff auf Israel vom 7. Oktober 2023 einen „heroischen Einsatz“ geleistet, der „historische Auswirkungen und strategische Folgen“ für den Nahen Osten haben werde.

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Die Hisbollah äußerte sich auch zur Entscheidung, ab dem 8. Oktober 2023 aus – nach ihrer eigenen Darstellung – Solidarität mit der Hamas erneut Israel anzugreifen. Mit dieser Entscheidung stehe die Miliz auf der „Seite der Wahrheit, Gerechtigkeit und vollständiger Menschlichkeit“ und habe sich dabei auch entschieden, den Libanon zu verteidigen.

Unterdessen sind nach libanesischen Angaben zehn Feuerwehrleute bei einem israelischen Luftangriff auf ein Verwaltungsgebäude in dem südlibanesischen Ort Bint Jbeil getötet worden. Es handle sich um vorläufige Zahlen, erklärte das Gesundheitsministerium am Montag.

Im Libanon sind außerdem die Telekommunikationsdienste nach wiederholten israelischen Angriffen in mehreren Landesteilen gestört. Betroffen seien unter anderem Netzwerke in der Hauptstadt Beirut und in den Gebieten um Tyros, Sidon und Nabatiyeh, teilte die Organisation NetBlocks mit, die vor allem für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist. In diesen regionalen Netzwerken sei es zu Verlusten der Internetverbindungen gekommen. Wegen der Flucht vieler Anrainer vor Angriffen gehe die Internetnutzung zusätzlich zurück.

Die Infrastruktur der Kommunikationsnetze im Libanon galt schon vor dem aktuellen Konflikt als schwach. Wegen der anhaltenden Finanz-und Wirtschaftskrise fehlt es an Investitionen, zudem ist der Zugang zum Internet im Vergleich zu anderen Ländern der Region teuer. Im Konflikt der libanesischen Hisbollah mit Israel gibt es auch Befürchtungen, dass Israel die Unterseekabel zum Libanon stören könnte, über die – zusammen mit Satelliten – ein großer Teil des Internetverkehrs läuft.