Vor 250 Jahren sorgte ein Kaiserlicher Erlass dafür, dass im Land eine bibliotheca publica eingerichtet wurde. Nach mehreren Übersiedlungen bekam die Studienbibliothek 1934 ihr eigenes Gebäude am Linzer Schillerpark und wurde 1999 schließlich zur Oö. Landesbibliothek. Bis kommenden Mai wird das Jubiläum mit zahlreichen Veranstaltungen und einem aufwendig gestalteten Buch zur Geschichte gefeiert. Das große Jubiläumsfest steigt am 18. Oktober mit dem L´Orfeo Barockorchester.
Gesellschaftliche Bedeutung
„Die Landesbibliothek hat sich zu einer Bibliothek auf der Höhe der Zeit entwickelt, wo das Buch nach wie vor im Mittelpunkt steht, aber auch neuen Entwicklungen und Medien Rechnung getragen wird“, betonte Landeshauptmann Thomas Stelzer bei der Pressekonferenz zum Jubiläumsprogramm. Gleichzeitig verwies er auf die gesellschaftliche Bedeutung der Einrichtung: Gerade in einer Zeit, wo Wissenschaft oft mit Skepsis begegnet werde, stehe die Landesbibliothek und ihre Mitarbeiter für den richtigen Umgang mit Erkenntnissen und Wissenschaft und hohe Informationskompetenz.
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Landesbibliothek seit 1999
Am 15. Oktober 1774 wurde die Einrichtung als Biblioteca publica gegründet und zunächst vor allem aus Büchern, die von Klosterauflösungen stammten, gespeist. Ihr erster Standort war die Domgasse, ehe ins Linzer Schloss und schließlich in den Klosterhof übersiedelt wurde. 1934 wurde das aktuelle Haus am Schillerpark eröffnet, das als Studienbibliothek, die nicht an eine universitäre Einrichtung gebunden ist, eine Besonderheit darstellte. 1999 wurde sie vom Land Oberösterreich übernommen und zur Oö. Landesbibliothek und damit einem Haus für alle.
Gute Besucher- und Entlehnzahlen
Alle kommen jetzt auch, um zu entlehnen, von Kindern bis zu älteren Semestern. Und während andere wissenschaftliche Bibliotheken starke Rückgänge verzeichnen, sind die Entlehnzahlen (gut 100.000 Entlehnungen 2023) in der Landesbibliothek recht konstant, die Besucherzahlen erreichen wieder Vor-Corona-Niveau. Direktorin Renate Plöchl rechnet mit insgesamt 130.000 im Jahr 2024 und führt das u.a. auf das breite Portfolio des Hauses zurück: von wissenschaftliche Bücher mit einem Schwerpunkt auf Geisteswissenschaften bis hin zu Belletristik.
Auf der Höhe der Zeit
Gleichzeitig trägt man auch den Entwicklungen in Sachen moderne Medien und KI Rechnung, mit wachsenden E-Ressourcen und Datenbänken und sehr gut nachgefragten Workshops für Schulen, in denen der Umgang mit neuen Technologien und wissenschaftliches Arbeiten thematisiert werden. Aber auch andere Zielgruppen nehmen verschiedenste Vermittlungsangebote gern in Anspruch, Formate wie „Wir blättern für Sie um“ sind sehr beliebt.
Digitalisiert und erschlossen wird aus dem Bestand von rund 650.000 Büchern nur Ausgewähltes, Bücher, die nur in der Landesbibliothek vorhanden sind und vieles mit Oberösterreich-Bezug.
Frei gewordene Kapazitäten durch den Einsatz von KI werden in die Betreuung der Besucher investiert. Mit 35 Mitarbeitern und einem Budget von 2,8 Mio. Euro sieht sich die Direktorin gut ausgestattet. „Wir können uns sehr flexibel am Bedarf unseres Publikums orientieren.“
Zu den neueren Errungenschaften im Haus zählen Leselauben, ein kleiner Garten, ein zweiter Lesesaal. „Regelmäßig ab 15 Uhr sind die meisten Plätze im Haus besetzt“, so Plöchl. „Gemeinsames Köpferauchen tut gut.“
Vom Fest bis zur Nachtschicht
Den Auftakt der Feierlichkeiten zu 250 Jahre Oö. Landesbibliothek bildet ein Jubiläumsfest mit dem L´Orfeo Barockorchester am 17. Oktober (19 Uhr). Das Buch „Am Anfang waren die Bücher“ zum Jubiläum, eine ansprechende Fotodokumentation zur Geschichte des Hauses, wird am 7. November (19.30 Uhr) vorgestellt. Begleitet wird die Präsentation von einer Lesung von Julian Sigl und Elisabeth Buchmann aus dem Arbeitstagebuch des einstigen Bibliotheksleiters Konrad Schiffmann und den aus heutiger Sicht oft amüsanten Aufzeichnungen des Bibliotheksschreibers Laurenz Christlbauer aus 1855.
An mehreren Terminen werden Führungen zur Geschichte des Hauses angeboten. Zum „Tag der offenen Tür“ lädt die Bibliothek am 25. Jänner 2025 (13 bis 19 Uhr). Zum Abschluss wird am 9. Mai 2025 eine „Nachtschicht bis 3 Uhr früh“ für Studierende und Schüler samt Begleitprogramm eingelegt, bei der man beim Arbeiten zwischendurch an der Saftbar oder am Trampolin den Kopf frei bekommt.
Von Melanie Wagenhofer