Das Engagement von Jürgen Klopp als „Head of Global Soccer“ von Red Bull hat Ralf Rangnick „nicht besonders überrascht“. „Das Gerücht ist ja schon seit Wochen im Umlauf, auch im Umfeld von Leipzig“, berichtete der ÖFB-Teamchef am Mittwoch in der Pressekonferenz vor dem Länderspiel gegen Kasachstan am Donnerstag in Linz. Eine mögliche Aufgabe für Klopp könnte es sein, für mehr heimische Spieler im Bullen-Aufgebot zu sorgen.
„Ich selbst hatte (…) dasselbe Amt inne – zumindest wurde es gleich genannt. Deswegen weiß ich, dass es eine sehr spannende, komplexe, anspruchsvolle und zeitintensive Aufgabe ist“, erinnerte sich Rangnick an 2019 und 2020. Damals habe er für Leipzig sowie die Red-Bull-Dependancen in New York und Brasilien auch die Kaderplanung „mitbegleitet“ und dafür gesorgt, „dass es einen Austausch zwischen den Clubs gibt“, sagte Rangnick. Wie Klopp die Rolle interpretiere, wisse er nicht.
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Rangnick war mehr als acht Jahre für den Red-Bull-Konzern tätig. Von 2012 bis 2015 fungierte der Schwabe als Sportdirektor für Salzburg und Leipzig, nach drei Jahren verlegte er den Mittelpunkt seines Wirkens ganz nach Sachsen. In Leipzig war er Trainer und ebenfalls Sportchef, ehe er 2019 und 2020 als globaler Fußball-Direktor von Red Bull um die Welt tourte – zuständig auch für die Clubs in New York und Braganca Paulista in Brasilien.
Mittlerweile gehören zum Fußball-Netzwerk von Red Bull neben Salzburg (samt Liefering), Leipzig, New York und Braganca auch Omiya Ardija (Japan). Zudem hat man am englischen Club Leeds United Anteile erworben, beim Serie-A-Club Torino ist man Sponsor und über einen Einstieg beim französischen Zweitligsten Paris FC (gemeinsam mit dem Luxusgüter-Riesen LVMH) wird bereits gemunkelt.
„Es wird sicherlich spannend sein zu verfolgen, inwieweit sich Jürgen Klopp da auch einbringen kann“, erklärte Rangnick. Mit Interesse erwartet offenbar auch der frühere Red-Bull-Spieler Konrad Laimer, nach Stationen in Salzburg und Leipzig nun bei Bayern München aktiv, Klopps Rückkehr in den Fußball. „Er kann relativ viel bewirken“, meinte der ÖFB-Teamspieler. „Ich habe ihn nie als Trainer gehabt, aber er war auf jeder Station, wo er war, sehr außergewöhnlich.“
Außergewöhnlich war auch Rangnicks Start in Salzburg im Sommer 2012. Das Aus in der Champions-League-Quali gegen den Luxemburger „Zwerg“ Düdelingen dürfte selbst bei ihm Spuren hinterlassen haben. „Herr Rangnick, gegen Düdelingen auszuscheiden, das hätten wir auch mit lauter Österreichern in der Führungsriege geschafft, dazu hätten wir euch zwei Deutsche nicht gebraucht“, habe der damalige Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz danach zu ihm gesagt. „Damals war das nicht zum Lachen“, betonte Rangnick, der seinen deutschen Landsmann Roger Schmidt als Trainer installiert hatte.
Der ÖFB-Teamchef zog eine Parallele zur aktuellen Unserie der Salzburger, die in den vergangenen drei Wochen von Sparta Prag (0:3), Stade Brest (0:4) und Sturm Graz (0:5) blamiert wurden. „Ich glaube, wenn er noch leben würde und die Spiele gegen Sparta Prag, Brest und Sturm gesehen hätte, dass er (Mateschitz, Anm.) zu den jetzt Verantwortlichen gesagt hätte: 0:12 Tore aus den drei Spielen hätten wir auch mit drei oder vier jungen Österreichern in der Startelf geschafft“, sagte Rangnick.
Insofern wollte er auch seine Aussagen an Salzburgs Farmteam FC Liefering aus der Vorwoche anders verstanden wissen. „Kein Spieler ist im Kader der ersten Mannschaft. Lohnt sich dann auch das ganze Engagement, das man betreibt?“, hatte Rangnick gefragt. Neun Tage später betonte er, dass es „keine Kritik an Liefering“ gewesen sei. Es gehe vielmehr um eine andere Frage: „Nämlich, ob es nicht auch mit ein paar Österreichern in der Startelf möglich wäre, wieder erfolgreicheren Fußball zu spielen. Das ist eine Aufgabe, der sich auch eventuell Jürgen oder Mario Gomez (Technischer Direktor bei Red Bull Soccer, Anm.) oder wer auch immer annehmen wird.“