Tuchel ab Jänner Englands Teamchef – WM-Titel „unser Traum“

Tuchel bei erstem Auftritt als Englands Teamchef © APA/AFP/ADRIAN DENNIS

Thomas Tuchel wird Englands neuer Fußball-Nationaltrainer. Wie der englische Verband FA am Mittwoch bestätigte, unterschrieb der Deutsche bereits am 8. Oktober bei den „Three Lions“. Ab 1. Jänner 2025 soll Tuchel die Engländer zur WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada führen – und dort den Pokal stemmen. Der ehemalige Coach von u.a. Chelsea, Paris Saint-Germain, Dortmund und des FC Bayern ist der dritte Ausländer auf dem wichtigsten Trainerposten im Mutterland des Fußballs.

Bei seiner Vorstellung im Wembley-Stadion machte Tuchel klar, dass der WM-Titel 2026 das große Ziel seiner vertraglich zunächst auf 18 Monate begrenzten Zeit beim englischen Verband sei. Er werde alles tun, „um unseren Traum in Amerika wahr werden zu lassen“. Tuchel soll Englands bald 60 Jahre andauernde Sehnsucht nach dem ersten großen Titel seit dem WM-Triumph 1966 stillen.

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Tuchel ist erste Deutsche auf dem wichtigsten Trainerposten Englands. Diesen hatten vor ihm erst zwei andere Ausländer inne: Der jüngst gestorbene Schwede Sven-Göran Eriksson (Jänner 2001 bis Juli 2006) und der Italiener Fabio Capello (Dezember 2007 bis Februar 2012). Deshalb schlug Tuchel schon vor seiner offiziellen Bestellung medialer Gegenwind entgegen.

„England muss bis zum letzten Mann im Trikot englisch sein. Wir brauchen keinen Thomas Tuchel, sondern einen Patrioten, für den das Land an erster, zweiter und dritter Stelle steht“, schrieb die „Daily Mail“. Am Mittwoch sah auch der ehemalige Nationalspieler Gary Lineker die Verpflichtung Tuchels mit gemischten Gefühlen. „Ich denke, dass der Trainer einer Nationalmannschaft auch aus dem Land selbst kommen sollte“, kritisierte der 63-Jährige im Podcast „The Rest Is Football“.

Tuchel trat dem mit einer Prise Humor entgegen. „Es tut mir leid, ich habe nur einen deutschen Pass“, sagte der 51-Jährige und fügte an: „Hoffentlich kann ich sie überzeugen und ihnen zeigen und beweisen, dass ich stolz bin, der Trainer Englands zu sein und alles für diesen Job gebe. (…) Alle können da sicher sein, egal, welche Nationalität ich habe.“

Er fühle sich mit dem Fußball in England verbunden, bekräftigte Tuchel, der seinen langjährigen Assistenten Anthony Barry zur Seite gestellt bekommt. „Thomas war sehr beeindruckend und zeichnete sich durch sein großes Fachwissen und seine Tatkraft aus“, sagte FA-CEO Mark Bullingham über den „sehr gründlichen“ Bewerbungsprozess. „Grundsätzlich wollten wir ein Trainerteam verpflichten, das uns die bestmögliche Chance gibt, ein großes Turnier zu gewinnen. Wir glauben, dass sie genau das tun werden.“ Unterstützung kam auch von royaler Seite. „Thomas, wir wünschen Dir viel Glück und stehen alle hinter Dir!“, schrieb der britische Thronfolger Prinz William auf der Plattform X.

Der Posten als englischer Nationaltrainer wurde bereits nach der EM frei, nachdem die Zusammenarbeit mit Gareth Southgate nach acht Jahren und der Final-Niederlage gegen Spanien (1:2) beendet worden war. Interimsweise übernahm Lee Carsley, dem aber die 1:2-Pleite jüngst in der Nations League im ehrwürdigen Wembley-Stadion gegen Griechenland schwer zugesetzt hatte. Carsley übernimmt ab 2025 wieder die englische U21. Die Verkündung erfolgte laut Verband erst mit Verspätung, um Ablenkungen in der Länderspielwoche zu minimieren.

In England genießt Tuchel grundsätzlich einen sehr guten Ruf. Er hatte Chelsea im Jänner 2021 übernommen und auf Anhieb zum Gewinn der Champions League geführt. Auch bei Manchester United war er als möglicher Nachfolger des umstrittenen Erik ten Hag gehandelt worden. Er sei nach den Gesprächen mit den Verantwortlichen der FA aber überzeugt gewesen, so Tuchel. „Es war eine Entscheidung für diesen Job und nicht gegen etwas anderes.“

Tuchel war seit Sommer ohne Job, nachdem sein ursprünglich bis 2025 laufender Vertrag bei den Bayern aufgelöst wurde. In München arbeitete er bereits mit Englands Teamkapitän Harry Kane zusammen. Dieser spielte bei seiner Entscheidung aber keine Rolle, bekräftigte der Deutsche. „Ich habe mit niemandem darüber gesprochen. Wir haben das sehr vertraulich gehalten.“