EZB-Notenbanker uneins über weiteren Kurs bei Zinssenkungen

Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann denkt laut über Senkung um Viertelprozentpunkt nach - Centeno bringt größeren Schritt ins Spiel - Panetta: EZB braucht möglicherweise wieder niedrige Zinsen

Angesichts rückläufiger Inflation und der Konjunkturschwäche im Euroraum ist in der EZB eine Kontroverse über das Tempo weiterer Zinssenkungen in Gang gekommen. © nmann77 - stock.adobe.com

Angesichts rückläufiger Inflation und der Konjunkturschwäche im Euroraum ist in der EZB eine Kontroverse über das Tempo weiterer Zinssenkungen in Gang gekommen. Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann hält einen weiteren Schritt nach unten im Umfang von einem Viertelprozentpunkt auf der Sitzung im Dezember für möglich. Dies sei nicht ausgeschlossen, aber „noch nicht beschlossen“, sagte Holzmann am 24. Oktober zum ORF-Radio.

Sein portugiesischer Kollege Mario Centeno hat unterdessen einen größeren Schritt um einen halben Prozentpunkt ins Spiel gebracht, zumal die Inflation im Euroraum unter Kontrolle sei. Mit Blick auf den künftigen geldpolitischen Pfad stellte EZB-Ratsmitglied Fabio Panetta die Idee in den Raum, dass die Zinsen möglicherweise auf ein Niveau sinken müssten, das niedrig genug sei, um die Wirtschaft anzukurbeln.

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„Angesichts des Tempos der Desinflation und der Schwäche der Realwirtschaft würde ich nicht davon ausgehen, dass wir beim neutralen Zinssatz aufhören müssen, und wir können nicht ausschließen, dass wir unter den neutralen Zinssatz gehen“, sagte Italiens Notenbankchef auf einer Veranstaltung in Washington. Bei einem neutralen Zinssatz wird die Wirtschaft weder angeschoben noch gebremst.

Der slowenische Zentralbankchef Bostjan Vasle hält nichts von Überlegungen, die Zinsen über dieses Niveau hinaus zu senken: „Wir sollten weiterhin in maßvollen Schritten zur Neutralität übergehen“, sagte er Reuters am Rande der Herbsttagungen des IWF und der Weltbank in Washington.

„Es besteht keine Dringlichkeit, über eine Unterschreitung des Ziels oder eine Unterschreitung des neutralen Zinssatzes zu diskutieren. Das sind keine aktuellen Themen.“

Vorige Woche kappte die EZB zum dritten Mal in diesem Jahr ihren Leitzins. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz wurde um einen Viertelpunkt auf 3,25 Prozent nach unten gesetzt, nur fünf Wochen nach der vorherigen Senkung.

Anleger rechnen nun bei jeder der nächsten vier bis fünf Sitzungen der Notenbank mit weiteren Lockerungen. EZB-Chefin Christine Lagarde dämpfte jedoch jüngst die ins Kraut schießenden Zinsfantasien: Es gelte, sich an den hereinkommenden Daten zu orientieren.

Diese Zahlen würden zeigen, wie es um die Wirtschaft bestellt sei und wie hoch die Inflation sei. „Und unsere Entscheidungen werden ein wertendes Urteil haben, aber wir müssen dabei in der Tat vorsichtig sein“, fügte sie hinzu.

Die Teuerungswelle im Euroraum, die die Lebenshaltungskosten der Bürger nach oben getrieben hat, gilt als weitgehend überstanden. Die Inflationsrate lag im September mit 1,7 Prozent bereits unter dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB.

Die Wirtschaft in der Euro-Zone entwickelt sich aus Sicht der EZB jedoch nicht so gut wie erwartet. So hätten die Haushalte weniger konsumiert als angenommen. Zuletzt mehrten sich Signale einer einsetzenden Talfahrt im Euroraum.