Sechs Tage nach katastrophalen Überschwemmungen im Osten Spaniens mit mindestens 217 Toten entsendet das Land 7.500 Soldaten in die Region um Valencia. Nachdem die Armee am Wochenende rund 5.000 Soldaten schickte, um bei der Verteilung von Nahrungsmitteln und Wasser, beim Aufräumen der Straßen und Schutz von Geschäften und Häusern vor Plünderern zu helfen, würden nun 2.500 weitere folgen, so Verteidigungsministerin Margarita Robles zum staatlichen Radiosender RNE am Montag.
Ein Kriegsschiff mit 104 Marineinfanteristen werde zudem Lastwagen mit Nahrungsmitteln und Wasser nach Valencia bringen. Am Wochenende hatte sich der Zorn der Menschen in der vom Unwetter betroffenen Region entladen, als König Felipe und Königin Letizia die Flutopfer besuchten. Die Demonstranten bewarfen das Königspaar und Ministerpräsident Pedro Sanchez mit Schlamm. Der Ärger richtete sich vor allem gegen die verspäteten Warnungen der Behörden und die vermeintlich verzögerte Reaktion der Rettungsdienste.
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Einsatzkräfte suchten am Montag immer noch in Tiefgaragen nach Leichen, unter anderem in einem Parkhaus mit 5.000 Stellplätzen beim Einkaufszentrum Bonaire in der Nähe des Flughafens von Valencia, sowie an Flussmündungen, wo die Strömung möglicherweise Leichen anlandete. Es seien keine weiteren Toten in dem Parkhaus Bonaire gefunden worden, berichtete der Radiosender SER unter Berufung auf die Polizei.
Zuletzt hatten sich alle Blicke vor allem auf das Einkaufszentrum in Aldaia, einem Vorort der Provinzhauptstadt Valencia, gerichtet. „Die Einsatzkräfte haben bereits rund 20 Fahrzeuge durchsucht, aber keine Körper gefunden“, sagte Aldaia-Bürgermeister Guillermo Luján im staatlichen TV-Sender RTVE. Luján relativierte teils dramatisierende Berichte in einigen Medien. „Der Parkplatz war fast leer, wir schätzen, dass dort zum Zeitpunkt der Überschwemmung weniger als 100 Fahrzeuge parkten.“
Die sintflutartigen Regenfälle am Dienstag und Mittwoch vergangener Woche ließen Flüsse anschwellen, setzten Straßen und Erdgeschoße von Gebäuden unter Wasser und rissen Autos und Mauerstücke in Schlammfluten mit. Es war die schlimmste Hochwasserkatastrophe in Europa seit fünf Jahrzehnten.
Obwohl es die ganze Woche über weiter regnete, kam es in der Region nicht mehr zu größeren Überschwemmungen. Der Wetterdienst gab Montagfrüh allerdings eine Warnung für Barcelona heraus, da in Spaniens zweitgrößter Stadt Hagelstürme und schwere Regenfälle auftraten. 15 Flüge seien deshalb umgeleitet worden, teilte Verkehrsminister Oscar Puente mit. Der Betrieb der Nahverkehrszüge sei eingestellt worden, teilte er auf X mit.
Die offizielle Zahl der Todesopfer der Flutkatastrophe liegt bei 217 – 213 allein in der auch bei Urlaubern beliebten Provinz Valencia. Zudem gelten viele Menschen weiter als vermisst, eine offizielle Zahl gibt es nach wie vor nicht. Einige wenige Medien schreiben seit Tagen von 1.500, 2.000 oder sogar 2.500 Vermissten. Für diese Zahlen gibt es allerdings keine Quellen. Vermutlich basieren sie auf den Notrufen, die zum Teil schon zu Beginn des Unwetters bei den Behörden eingegangen waren. „Wir dürfen nicht spekulieren“, sagte zu diesem Thema der Minister für Territoriale Politik, Ángel Víctor Torres. Man müsse seriös vorgehen.
Inzwischen werden aber nicht nur die sterblichen Überreste verschwundener Menschen geborgen. Immer wieder tauchen auch als vermisst gemeldete Personen auf, zuletzt die Pensionistin Josefa, wie der Polizeibeamte Iván García am Montag in RTVE berichtete. „Sie war die ganze Zeit zu Hause, hatte aber nicht kontaktiert werden können.“ Es gebe außerdem weiterhin auch „viele Menschen, die völlig desorientiert sind“.
Es wird vermutet, dass die Aufräumarbeiten viele Tage und sogar Wochen in Anspruch nehmen werden. Der Wiederaufbau dürfte Monate dauern. Am Montag sollte es im Katastrophengebiet zumindest keine nennenswerten Niederschläge mehr geben. Unwetterwarnungen des Wetterdienstes Aemet galten für Teile von Katalonien im Nordosten sowie von Extremadura im Westen des Landes.