Vor dem Hintergrund der prekären Sicherheitslage im Libanon hat das Bundesheer am Montag eine planmäßige Rotation seiner dortigen Blauhelm-Soldaten eingeleitet. 81 Soldatinnen und Soldaten sind am Montag in der Kaserne Götzendorf (Bezirk Bruck an der Leitha) von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) feierlich zum Dienst in der UNIFIL-Mission verabschiedet worden. Mit Oberstleutnant Maria Eder bekommt das österreichische UNIFIL-Kontingent erstmals eine Kommandantin.
71 Männer und zehn Frauen treten nun ihren Dienst im Krisengebiet an, wo sie eigentlich für die Einhaltung eines Waffenstillstands sorgen sollen. Nach den Terroranschlägen des 7. Oktober 2023 hat Israel jedoch mit einer umfassenden Militäraktion gegen das nördliche Nachbarland begonnen, um die Raketenangriffe durch die Schiitenmiliz Hisbollah zu unterbinden. Israel sieht die Präsenz der 10.000 Blauhelme kritisch, weil diese von der Hisbollah angeblich als Schutzschilde missbraucht würden. Tanner beklagte vor Journalisten, dass man derzeit „keine Besserung der Sicherheitslage“ im Einsatzbereich sehe. Sie rief alle Konfliktparteien dazu auf, den Schutz der Truppe in den Vordergrund zu stellen. „Jeder Angriff auf UNIFIL ist ein Angriff auf den Frieden, der zu verurteilen ist“, betonte sie, ohne Israel explizit zu nennen.
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Verlegung soll bis 9. Dezember abgeschlossen sein
Tanner unterstrich in einer kurzen Ansprache, es sei „alles andere als selbstverständlich, dass man diesen Weg geht“. „Das wird mit Sicherheit keine Sunshine Mission“, sagte sie mit Blick auf die wiederholten israelischen Angriffe auf die UNO-Truppe. So habe es auch unter den österreichischen Soldatinnen und Soldaten Verletzte gegeben, und die „neue Normalität“ der Truppe sei, dass sie viele Stunden im Camp verbringen müsse.
Wie andere Spitzenvertreter des Bundesheeres betonte auch Tanner, dass das für Logistik zuständige österreichische Kontingent das „Rückgrat“ der gesamten UNIFIL-Truppe sei. Ohne die österreichischen Soldaten „funktioniert überhaupt nichts“, unterstrich sie. „Ich bin überzeugt davon, dass sie uns stolz machen werden“, sagte sie in Richtung der 81 Soldatinnen und Soldaten, die zunächst noch eine Abschlussübung absolvieren, ehe sie bis 9. Dezember in den Südlibanon verlegt werden.
Im anschließenden Pressegespräch sagte Tanner, dass der Schutz der österreichischen Soldatinnen und Soldaten „Priorität“ habe. Angesichts der „sehr fordernden und belastenden Situation“ habe man auch einen Heerespsychologen und Militärseelsorger an Ort und Stelle verlegt. Tanner zeigte sich sehr erfreut, dass der Frauenanteil mit 15 Soldatinnen so groß sei wie noch nie zuvor, und dies gerade „in einer Situation, die auch herausfordernd ist, wie wir sie noch nie gehabt haben“.
Tanner würde als Ministerin „gerne weitermachen“
Auf die Frage der APA, ob dies zeige, dass in schwierigen Situationen Frauen gefragt seien, zog Tanner augenzwinkernd einen Vergleich zu ihrem eigenen Amtsantritt. Sie wies darauf hin, dass die neue Kontingentskommandantin Eder auch großen Anteil daran hatte, dass vor mehr als drei Jahrzehnten der freiwillige Grundwehrdienst für Frauen eingeführt worden sei. Befragt zu ihrer eigenen politischen Zukunft sagte Tanner, sie habe immer klar gemacht, dass Verteidigungsministerin „mein Traumjob ist“. „Ich würde sehr, sehr gerne weitermachen“, sagte sie.
Der für die Auslandseinsätze zuständige Generalmajor Martin Dorfer sagte, dass die österreichischen UNIFIL-Soldaten „ein gefülltes Auftragsbuch“ haben. Weil lokale und zivile Mitarbeiter wegen der angespannten Situation nämlich nicht ins Camp könnten, müssten die Bundesheer-Logistiker zusätzliche Aufgaben übernehmen. Auch die Camp-Feuerwehr sei im österreichischen Aufgabenbereich. „Wenn immer ein Zwischenfall ist, sind die Österreicher die ersten, die am Schauplatz sind“, sagte Dorfer. Man versuche, sie von Österreich aus bestmöglich zu unterstützen, etwa auch durch eigene Versorgung. So werde kommende Woche eine Hercules-Maschine in Beirut erwartet, die auch heimische Lebensmittel an Bord haben werde. „Das österreichische Essen ist einfach besser. Es kommt bei den Soldatinnen und Soldaten gut an.“
Dorfer sagte auch, dass im Vorfeld der aktuellen Rotation kaum Personal abgesprungen seien. „Nicht einmal eine Handvoll“, habe ihre Zusage aufgrund von privaten oder familiären Gründen zurückgezogen. Nach Abschluss der Rotation sollen laut Tanner 180 Bundesheerangehörige für die UNIFIL im Libanon sein, um 20 mehr als bisher.