Nach Inkrafttreten der Waffenruhe im Libanon gehen die kriegerischen Auseinandersetzungen im palästinensischen Gazastreifen unvermindert weiter. Bei neuen israelischen Angriffen sind nach Angaben des von der Terrororganisation Hamas kontrollierten Zivilschutzes mindestens 17 Palästinenser getötet worden. Die Hamas hatte zuvor mitgeteilt, zu einer Feuerpause bereit zu sein, beharrte aber auf den bisherigen Bedingungen. Auch die USA drängten auf eine Waffenruhe.
Zehn Menschen seien bei dem Beschuss eines Schulgebäudes in der Stadt Gaza ums Leben gekommen, teilte ein Sprecher des Zivilschutzes mit. Sieben weitere seien bei einem Angriff auf ein Wohngebäude in dem Viertel Al-Saitun im Norden des Küstenstreifens getötet worden.
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Die israelische Armee teilte mit, bei dem Angriff auf ein ehemaliges Schulgebäude in der Stadt Gaza sei ein ranghohes Mitglied der islamistischen Hamas getötet worden. Der Hamas-Mann habe Angriffe auf israelische Truppen im Gazastreifen geleitet und selbst verübt. Er habe in dem von der Armee angegriffenen Raum, von dem aus er vorgegangen sei, eine große Menge an Waffen gelagert. Die Angaben beider Seiten ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde teilte mit, seit Beginn des Krieges vor fast 14 Monaten seien mehr als 44.200 Menschen im Gazastreifen getötet und mehr als 104.700 weitere verletzt worden. Die Angaben unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten.
Terrororganisation sieht Waffenruhe im Libanon als „Erfolg“
Die Hamas sei „bereit zu einem Abkommen über eine Waffenruhe und zu einer Vereinbarung über einen Gefangenenaustausch“ mit Israel, sagte ein Mitglied des Hamas-Politbüros am Mittwoch in der Früh. Jegliche Vereinbarung müsse zu einem Ende des Krieges und dem Abzug des israelischen Militärs aus dem Palästinenser-Gebiet führen, teilte die Organisation der Folge mit . Laut dem Politbüromitglied hat man die Bereitschaft auch den Vermittlern Ägypten, Katar und der Türkei mitgeteilt. Die Verkündung der Waffenruhe im Libanon sei „ein Sieg und ein großer Erfolg für den Widerstand“, fügte es hinzu. Die Hamas respektiere die Entscheidung der Hisbollah, aber das palästinensische Volk sei trotz des Leidens im Gazastreifen nicht bereit, seinen Widerstand gegen Israel aufzugeben, wurde betont.
Die USA wollen eine Waffenruhe im Gazastreifen zügig angehen, sagte der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan im Interview mit dem Sender MSNBC. Präsident Joe Biden beabsichtige noch am Mittwoch mit der Arbeit daran zu beginnen, so Sullivan. Die US-Gesandten würden diesbezüglich mit der Türkei, Katar, Ägypten und anderen Akteuren in der Region in Kontakt treten. Biden hatte bereits tags zuvor bei der Verkündung der Waffenruhe für den Libanon erklärt, dass sich die USA auch für eine Einigung bezüglich des Gazastreifens einsetzen würden.
Vermittlerland Katar hofft auf Abkommen
Auch Katar äußerte die Hoffnung auf ein Abkommen nach libanesischem Vorbild für den Gazastreifen. Katar begrüße das Abkommen für eine Waffenruhe im Libanon, erklärte das Außenministerium in Doha am Mittwoch. Zudem hoffe es „auf ein ähnliches Abkommen, um den anhaltenden Krieg im Gazastreifen und die israelischen Angriffe auf das besetzte Westjordanland zu beenden“.
Mehr als ein Jahr nach Beginn der Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon war am Mittwoch in der Früh eine von den USA und Frankreich vermittelte Waffenruhe in Kraft getreten. Das israelische Sicherheitskabinett hatte die Vereinbarung zur Feuerpause am Dienstagabend gebilligt.
Bedingungen seit Beginn des Krieges unverändert
Seit Beginn des Gaza-Kriegs sind die Bedingungen der Terrororganisation Hamas unverändert. Sie fordert unter anderem im Gegenzug für eine Freilassung von rund 100 in Israel gefangen genommenen Geiseln eine umfangreiche Haftentlassung palästinensischer Gefangener in israelischen Gefängnissen und einen vollständigen Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen. Israel will seine Truppen in strategischen Positionen in dem abgeriegelten Küstenstreifen belassen.
Bei dem Massaker der Hamas und anderer terroristischer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel waren rund 1.200 Menschen getötet und 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt worden. Schätzungen zufolge sollen noch etwa die Hälfte der rund 100 verbliebenen Geiseln am Leben sein. Nach dem Hamas-Angriff begann Israel den Krieg im Gazastreifen, in dem nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Behörden mehr als 44.200 Menschen getötet wurden.