Rund 150.000 Menschen sind wegen der Kämpfe zwischen islamistischen Rebellen und Regierungstruppen in Syrien nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) auf der Flucht. Der Syrien-Beauftragte Gonzalo Vargas Llosa schrieb auf der Plattform X, die Zahl der Menschen, die wegen der Kämpfe in Aleppo und anderswo fliehen mussten, nehme rapide zu und würde höchstwahrscheinlich weiter steigen. Am Mittwoch umzingelte die islamistische Rebellenallianz die Großstadt Hama in Westsyrien.
Mitte vergangener Woche hatte eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der Islamistengruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) eine Offensive im Nordwesten Syriens begonnen und am Wochenende die Kontrolle über Aleppo übernommen, die zweitgrößte Stadt des Landes. Der seit 2011 andauernde syrische Bürgerkrieg hat große Fluchtbewegungen auch in Richtung Europa ausgelöst. Viele Syrer fanden im Libanon Zuflucht – doch auch dort fühlen sich viele Menschen wegen des Krieges zwischen der Hisbollah und Israel nicht mehr in Sicherheit. Zwischen den beiden Konfliktparteien herrscht seit Kurzem eine Waffenruhe.
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Jihadisten kreisten Hama ein
Am Mittwoch kreisten die Jihadisten unter der Führung der HTS nach Angaben von Aktivisten die Stadt Hama ein. Sie hätten mehrere angrenzende Dörfer im Westen, Süden und Norden unter ihre Kontrolle gebracht, um von dort in Hama einzudringen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (OSDH) mit. Die Orte seien zum Teil nur drei Kilometer von der Großstadt entfernt. Die OSDH hat ihren Sitz in London. Sie verfolgt mit einem Netz aus Informanten vor Ort das Kriegsgeschehen. Ihre Angaben sind praktisch aber nicht überprüfbar.
Zuvor hatte es Berichte gegeben, die Aufständischen seien bereits in Hama. Syrische Militärkreise wiesen dies zurück. Nach dem raschen Vormarsch der islamistischen Rebellen hatte die Armee von Machthaber Bashar al-Assad in der vergangenen Nacht eine Gegenoffensive begonnen. Dabei seien die Aufständischen zunächst von Hama rund zehn Kilometer nach Norden zurückgedrängt worden, wie die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien berichtete.
Mitte vergangener Woche hatten die Rebellen ihre Offensive im Nordwesten Syriens begonnen und am Wochenende die Kontrolle über Aleppo übernommen, die zweitgrößte Stadt des Landes. Die Frontlinie hat sich nun rund 130 Kilometer südlich um die Stadt Hama verschoben.
Einnahme Hamas würde Druck auf Assad erhöhen
Eine Einnahme Hamas würde der Druck auf den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad deutlich weiter erhöhen. Assad erhöhte angesichts der vorrückenden islamistischen Kämpfer den Sold für Berufssoldaten um 50 Prozent. Der Präsident erließ dazu am Mittwoch ein Dekret, wie die staatliche Nachrichtenagentur SANA berichtete. Demnach gilt die Erhöhung ausschließlich für aktive Soldaten, nicht für Reservisten oder Veteranen.
Angesichts des zuletzt schnellen Vormarschs der Aufständischen erwägt der mit Assad verbündete Iran nach eigenen Angaben die Entsendung von Truppen, falls darum gebeten wird.
Irakische Kämpfer und iranische Militärberater in Syrien
Vom Iran unterstützte irakische Kämpfer seien inzwischen zur Unterstützung Assads nach Syrien verlegt worden, verlautete aus Rebellen- und Armeekreisen. Diese hätten dabei geholfen, die Frontlinien der syrischen Armee bei Hama zu verstärken, wo sich das Militär nach dem Verlust von Aleppo neu formiert habe. Zuvor hatten syrische Staatsmedien über eintreffende Verstärkung berichtet.
Angesichts der Offensive der islamistischen Aufständischen hat der Iran einen berüchtigten General und weitere Militärberater nach Syrien geschickt, um der Regierung in Damaskus zu helfen. Die Delegation unter Führung von General Javad Ghafari, eines Syrien-Kenners, soll nun die Gegenoffensive der Regierungstruppen rund um Hama unterstützen, wie die arabischsprachige Abteilung des iranischen Rundfunks, Al-Alam, meldete. Ghafari wurde durch seine Rolle bei der Rückeroberung Aleppos im Jahr 2016 als „Schlächter von Aleppo“ bekannt, wie das US-amerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW) berichtete.
Bereits mehr als 570 Menschen bei jüngsten Kämpfen gestorben
Mitte vergangener Woche hatte eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der Islamistengruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) eine Offensive im Nordwesten Syriens begonnen und am Wochenende die Kontrolle über Aleppo übernommen, die zweitgrößte Stadt des Landes. Die Frontlinie hat sich nun rund 130 Kilometer südlich um die Stadt Hama verschoben. Laut der Beobachtungsstelle kamen bei den jüngsten Gefechten inzwischen mehr als 570 Menschen ums Leben, unter ihnen auch knapp 100 Zivilisten.
Der Überraschungsangriff der islamistischen Gruppe HTS war der schwerste seit Jahren im syrischen Bürgerkrieg, in dem die Fronten seit 2020 weitgehend eingefroren waren. In dem seit 2011 andauernden Krieg wurden Hunderttausende Menschen getötet und viele Millionen vertrieben. Die meisten größeren Kämpfe wurden vor Jahren eingestellt, nachdem der Iran und Russland Assad geholfen hatten, die Kontrolle über den größten Teil des Landes und alle größeren Städte zurückzugewinnen. Assad hat die Massenproteste in seinem Land, die in einen Bürgerkrieg mündeten, vom Militär brutal niederschlagen lassen. UNO-Experten sprechen von Kriegsverbrechen.