Ex-Automatenkönig Ebert wird 90: „Jetzt bin ich Mensch“

„Kann auf ein wirklich erfülltes Leben zurückblicken“ © APA/GEORG HOCHMUTH

Ferry Ebert kann nicht nur auf ein beeindruckendes Leben zurückblicken, am 16. Dezember erreicht er ein ebensolches Alter von 90 Jahren. Bekannt ist der Wiener vielen Generationen als Automatenkönig oder Kondom-Pionier, aber das ist für ihn längst Geschichte: „Ich lebe ein Leben jenseits des Unternehmertums, aber mit dem Bewusstsein, was es bedeutet“, definierte er seine Gegenwart im Gespräch mit der APA – und diese stellt den Wiener vor seine bisher größte Herausforderung.

„Jetzt bin ich Mensch und ich darf einem Menschen helfen, der keine Chance mehr hat, meiner demenzkranken Frau, und das ist eigentlich eine Aufgabe, da war alles andere in meinem Leben nicht einmal einer Debatte wert“, sagte Ebert über die Krankheit seiner Frau Amalia. Erst Anfang des Jahres wurde den beiden mit dem Film „Und täglich frisch verliebt“ von Houchang Allahyari ein Denkmal gesetzt. Er zeigt, wie sie zusammen ihren Alltag mit Liebe meistern. Eigentlich habe der Filmemacher ein Porträt von Eberts Leben als Automatenkönig im Sinn gehabt, erinnert sich dieser. „Der 90. Geburtstag ist nun Anlass, dass wir den zweiten Teil machen“, sagte Ebert – und da würden dann beide Aspekte der Inhalt sein.

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„Verhüterli“-Automaten im Visier des „Pornojägers“ Martin Humer

Sein Unternehmer-Leben begann 1956, als dem damaligen Vertreter für technische Gummiwaren bei Semperit von seinem Chef 300 Kondomautomaten vor die Haustür seiner Mutter geliefert wurden. Das sorgte nicht nur für deren Entsetzen, mit seinen „Verhüterlis“ zog er auch noch Jahrzehnte später etwa den Groll des „Pornojägers“ Martin Humer auf sich, erinnerte sich Ebert. Das war in den 1980ern, als er einen Kondomautomaten an der Uni Linz installierte, was zur Folge hatte, dass er von Humer und drei Pfarrern verfolgt worden sei. Der Geschäftserfolg mit Millionenumsatz ging irgendwann, wie er gekommen war, insbesondere als ihm im Alter von Mitte 50 der damalige Hauptumsatzbringer namens Brieflos abhanden kam – aber solange der Erfolg da war, habe er ihn genossen, so Ebert.

Das Automatengeschäft sollte Ebert jedenfalls fast ein halbes Jahrhundert beschäftigen. Erst die Umstellung auf den Euro bedeutete für ihn das endgültige wirtschaftliche Aus, zu teuer wäre der Aufwand gewesen, die Mechanik der Geräte an die neue Währung anzupassen. Bis zur Schlagzeile im Jahr 2001 „Ferry Ebert trennt sich von Lebenswerk“ begleiteten ihn jedoch unter anderem PEZ-, Kaugummi- und Brieflos-Automaten und Exporte in die ganze Welt bis in die USA.

Ein wirklich erfülltes Leben

Gegenwärtig betreibt Ebert wieder sein „Enkelkinder- und Automatenmuseum“ in Wien-Penzing. 2018 stand es wegen seiner gesundheitlichen Probleme zeitweilig zum Verkauf, jedoch kündigte er schon ein Jahr später die Wiedereröffnung an. Dort findet sich auch einer der Märchenautomaten, eine späte Innovation aus dem Hause Ebert, an der er besonders hängt. „Also, ich kann auf ein wirklich erfülltes Leben zurückblicken“, resümierte Ebert, „mit allen Höhen und Tiefen.“

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Der Umgang mit der Demenz seiner Frau forderte Ebert in den vergangenen Jahren jedenfalls immens. Länger versuchte er, alleine damit zurechtzukommen, ehe er einsehen musste, dass diese Aufgabe ohne eine 24-Stunden-Hilfe nicht zu bewältigen war. Erst seine Enkeltochter habe seine zunehmende Überforderung erkannt, er wollte sich diese selbst nicht eingestehen. „Eines Tages kam sie daher und sagte ‚Opa, pack dich zusammen. Ich fahre jetzt mit dir eine Woche auf Urlaub‘.“

Das ist inzwischen einige Jahre her, die Eberts sind weiterhin aktiv: „Wir sind die Woche eingeladen zu einem Pensionistenheim der Gemeinde Wien, wo meine Gattin mit einer Musikerin Weihnachtslieder singt“, erzählte Ebert. „Also, das ist ganz was Tolles“, und etwas, das man vermitteln wolle – auch deshalb begrüße er den zweiten Film von Allahyari. Natürlich wird auch der 90er gefeiert, und zwar gleich mehrmals, kündigte Ebert an.