Hingsamer: Bisher hat es ganz gut „funktioniert“

Gemeindebundpräsident zieht nach der ersten „Corona“-Woche Bilanz

Präsidenten des OÖ Gemeindebundes LAbg. Johann Hingsamer © privat

Die Gemeindeämter sind seit einer Woche großteils geschlossen, in den Kindergärten und Schulen sind nur sehr vereinzelt Kinder und auch sonst ruht das öffentliche Leben.

Trotzdem sind diese Tage eine echte Bewährungsprobe auch für die Gemeinden. Und der oö. Gemeindebundpräsident LAbg. Hans Hingsamer zieht nach der ersten Woche eine positive Bilanz.

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VOLKSBLATT: Die erste Woche im Corona-Modus ist vorbei. Wo lagen für die Gemeinden die größten Herausforderungen?

HINGSAMER:Das Personal so einzusetzen, dass es vor Gefahren geschützt ist. Und den Bürgern zu erklären, dass es derzeit keinen persönlichen Kontakt geben kann, sondern dass es halt über Telefon, Handy oder Computer geht. Der Großteil der Menschen versteht das auch.

Welche Rückmeldungen gab es an den Gemeindebund?

Es gibt ein paar Dienststellen, die noch offen haben. Wenn etwa das Gemeindeamt gleichzeitig Postpartner ist. Und da muss man halt erklären, dass man Abstand halten muss. Also in solchen Gemeinden ist noch offen, aber in allen anderen gibt es keinen Parteienverkehr. Die Mitarbeiter sind aber meist vor Ort.

Und wie schaut es mit den Altstoffsammelzentren aus?

Die haben nicht offen, aber es wurde eine Hotline eingerichtet, um – wenn zum Beispiel gefährliche Stoffe zu entsorgen sind – einen Termin vereinbaren zu können. Eine solche Hotline haben alle Bezirksabfallverbände eingerichtet.

Kann man das verallgemeinern: Grundsätzlich bei den kommunalen Services nicht aufs Geratewohl hinfahren, sondern vorher unbedingt anrufen …

… oder sich im Internet oder per Mail informieren. Und das funktioniert auch ganz gut.

Der Bürgermeister ist vielfach der erste Ansprechpartner der Bürger. Wie gelingt es, die Maßnahmen den Bürgern zu erklären?

Aus meiner eigenen Gemeinde kann ich sagen, dass die Bürger es verstehen. Und sie halten sich an die Empfehlungen des Bundes. Ein Beispiel: Bei uns haben wir 73 Volksschüler und kein einziges Kind ist derzeit in der Schule. Im Kindergarten wurde ein Kind ein paar Tage betreut, wo die Mutter arbeiten gehen musste. Normalerweise sind es 64. Und auch in den anderen Gemeinden sind die Zahlen ähnlich. Also die Maßnahmen werden zu einem großen Teil von der Bevölkerung mitgetragen.

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Die Bürgermeister sind auch als Leiter von Krisenstäben gefordert. Gibt es schon eine gewisse Routine?

Das schwierigste ist derzeit die Zusammenarbeit mit den Bezirksverwaltungsbehörden, weil auch der Informationsaustausch rechtlich sehr eingeschränkt ist. Vor Ort funktioniert es aber gut. Egal ob Feuerwehr, Rettung oder Krankentransporte. Auch mit den Vereinen wird alles abgestimmt. Auch für die Versorgung gibt es eigentlich in allen Gemeinden Lösungen – in meiner Gemeinde übernimmt zum Beispiel die Landjugend, dass bestellte Einkäufe gebracht werden.

Und Sie selbst: Wie weit können Sie im Home-Office sein?

Ich bin so zwei Stunden kurz im Gemeindeamt und sonst daheim, viel am Telefon, E-Mails schreiben.

Der Krisenmodus wird bis Ostern dauern …

… es wird schwieriger werden. Die Menschen waren in der ersten Woche sehr geduldig und haben sich daran gehalten. Je länger das dauert, desto schwieriger wird das natürlich. Die Grundversorgung funktioniert grundsätzlich. Ich hoffe, dass es auch bei der ärztlichen Versorgung so bleibt – es braucht ja nur der Hausarzt in Quarantäne müssen, dann wird es schwierig.

Aus der Krise soll man ja auch lernen, welche Lehren kann man bereits ziehen?

Dass man sich im Leben auf die einfachen Dinge zurückziehen kann. Dass die Solidarität unter den Menschen funktioniert. Und dass die regionale Versorgung mehr Wertschätzung erfahren sollte. Wir haben jetzt jahrelang so gelebt, als wäre alles möglich und alles geht. Und jetzt haben wir den Hinweis bekommen, dass eben nicht alles selbstverständlich ist.

Mit dem Präsidenten des OÖ Gemeindebundes LAbg. Johann Hingsamer telefonierte Herbert Schicho