Sie weist auf das Leben Jesu hin

Krippe im Linzer Dom: Frauenfigur stellt Verbindung zur Bibel her

Schreitet in der Krippe durch das Stadttor: Frau mit Kind und Krug
Schreitet in der Krippe durch das Stadttor: Frau mit Kind und Krug © AEC/Digilithic

„Seit ich hier Pfarrer bin, beschäftige ich mich mit der Krippe“, sagt der Linzer Dompfarrer Maximilian Strasser.

Und das sind immerhin 23 Jahre. So richtig intensiv sei die Auseinandersetzung mit der Renovierung der Krippe geworden, die vor zwei Jahren begann und die, wie berichtet, nun abgeschlossen ist.

Das Besondere an der Domkrippe sei, dass der Münchner Bildhauer Sebastian Osterrieder (1864-1932), der Schöpfer des Kunstwerkes, mit seinem Krippengeschehen „den Weihnachtsrahmen sprengt, das Geschehen auf Karfreitag und Ostern hin öffnet“, einzelne Figuren in den großen Kontext der Heiligen Schrift stelle.

„Er erzählt Geschichten, die über Weihnachten hinausgehen“, sagt Strasser. Immer wieder würde er solche Zusammenhänge neu entdecken. „Das ist biblisch und theologisch mehr als legitim, weil man damit zeigen kann, dass aus dem Kindheitsevangelium heraus der Glaube an den Auferstandenen mitschwingt.“

Das VOLKSBLATT präsentiert in der Weihnachtszeit Strassers Wissen, seine Interpretationen und Gedanken zu einzelnen der insgesamt 80 Krippenfiguren.

Zu Beginn der angeblich stillsten Zeit des Jahres begegnet man noch nicht so vielen Figuren, wenn man die Krippe in der Krypta des Linzer Mariendomes besucht: Zu den wenigen, die die Stadt Bethlehem, die die Krippe zeigt, bevölkern, gehört eine Frau in schlichtem, grauem Kleid, einen Krug auf dem Kopf und ein kleines Kind auf dem Arm.

Sie durchschreitet das Stadttor, das auf der rechten Seite der beeindruckend großen Krippe zu sehen ist. „Wasser von der Quelle oder vom Stadtbrunnen zu holen, war damals eine typische Alltagsarbeit für Frauen“, so Strasser. Er stellt eine Verbindung her zu jener Frau aus Samarien, der Jesus am Jakobsbrunnen bei Sychar begegnet. Eine Stelle aus dem 4. Kapitel des Johannesevangeliums.

„Jesus spricht mit ihr und die Frau merkt, dass etwas Besonderes von diesem Mann ausgeht“, erklärt Strasser. Jesus offenbart sich der Frau. Später wird sie anderen berichten, sie habe den Messias getroffen. Die Frau in der Krippe weist auf die Geburt und das Leben Jesu hin.

Die Osterrieder-Krippe ist live und in digitaler Form auf Leinwand täglich von 11 bis 17 Uhr im Dom zu erleben, letztere von 14 bis 16 Uhr auch mit 3D-Brille.

Von Melanie Wagenhofer