Dilettanten-Besuch im Profihaus

Amateurtheater aus OÖ zeigen sich im Landestheater: „Eine Bereicherung“

Theater aus Grein: „Der Sturm“ am 1.11. im Landestheater
Theater aus Grein: „Der Sturm“ am 1.11. im Landestheater © Wimhofer

Rund 200.000 Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher besuchen pro Jahr eine Aufführung einer Amateurtheatergruppe — wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht und Zuhausebleiben angesagt ist. Möglich machen das die 220 bis 230 aktuell aktiven Theatergruppen im Land, die beim Landesverband der Amateurtheater Mitglied sind. Der feiert heuer übrigens bereits sein 70-jähriges Bestehen.

Seit zehn Jahren besteht auch die Kooperation mit dem Landestheater Linz, die nach Corona wiederbelebt wird. Und das gleich ganz intensiv mit William Shakespeares „Der Sturm“. Am 1. November ist das Stück als Produktion der Greiner Dilettantengesellschaft am Landestheater in Linz zu sehen. „Wir haben uns immer von den Großen ‚was abgeschaut“, berichtet Lothar Pühringer, Obmann-Stv. der Greiner Dilettanten.„Wir haben etwa Castorf in Wien gesehen und dann auch mit Videos gearbeitet.“

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„Ich halte die Zusammenarbeit auch für eine Bereicherung für das Landestheater“, sagt Intendant Hermann Schneider, „und ich sehe es auch als Verpflichtung, denn das ist das Haus der Bürgerinnen und Bürger.“

Gerhard Koller ist der Obmann der Amateurtheater Oberösterreich und freut sich über die wiederaufgeflammte Kooperation. „Nach Chor und Landesmusikschulwerk sind wir der dritte Nahversorger in Sachen Kultur. Es ist nichts Schlechtes, einen Schwank, oder Bauerntheater zu machen, aber wir versuchen, an der Qualität zu arbeiten.“ So landen auch häufig zeitgenössische und ernste Stücke auf den Spielplänen der Amateurtheatergruppen.

Theater als Sprungbrett und Lebensschule

Die zweite Produktion, die im Zuge der Zusammenarbeit in Linz gezeigt wird, ist Yasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“ vom Barocktheater Lambach (26. Februar 2023). Am 1. April 2023 ist die Theatergruppe Neuzeug mit Alois Johannes Lippls „Der Totentanz“ zu Gast.

Amateurtheatergruppen sind ein Sprungbrett für so manche Profikarriere, wie auch bei Schauspielchef Stephan Suschke, der seine ersten Regieschritte auf einer Amateurbühne in Ost-Berlin gemacht hat. Gerade in Zeiten der Spaltung seien solche Theatergruppen auch Orte, an denen ein „Querschnitt an sozial unterschiedlichsten Erfahrungen“ zusammenkommt. „Es ist unverzichtbar, unterschiedliche Haltungen zu überbrücken.“ Damit sei Theatererfahrung auch immer Lebensschule stimmen Koller und Schneider zu. „Es wird bei uns auch vermittelt, wie man miteinander umgeht“, so Koller.

Um den Nachwuchs im Amateurtheaterwesen in Oberösterreich mache man sich Gedanken, sagt Koller, Jugendarbeit stehe ganz groß auf der Agenda. Schneider weist darauf hin, dass auch dem Profi-Theater die Jugend als Publikum in den Pandemiejahren abhanden gekommen sei und hier Handlungsbedarf bestehe. So gehen hier die Interessen der Amteurgruppen und Profihäuser wieder Hand in Hand: Jugendliche, die selbst in Theatern aktiv sind, stellen auch ein potenzielles Publikum dar.mmo

Infos, Karten, Termine: www.landestheater-linz.at