„Einst nur ein bissl überm Vieh“

Rathkes „Zeit-Roas“ am Stadlerhof über das harte Leben von Bäuerinnen

Erzähler Joachim Rathke und „Bäuerin Anna“ Julia Frisch
Erzähler Joachim Rathke und „Bäuerin Anna“ Julia Frisch © privat

Nach dem höchst erfolgreichen und ausgezeichneten Stationentheater „Monks“ im vergangenen Jahr im Rahmen des Theaterspectacels im Stift Wilhering geht Joachim Rathke nun erneut auf eine Reise durch Jahrhunderte. Dieses Mal begibt er sich mit „Zeit-Roas“ anlässlich des 500. Geburtstages des Wilheringer Stadlerhofes auf die Spuren von Bäuerinnen und deren hartem Leben. Premiere ist am 22. April (18 Uhr) am Stadlerhof.

„Wir beleuchten die Unterdrückung der Bauern und besonders der Bäuerinnen, die einst nur ein bissl überm Vieh standen und nichts selbst entscheiden durften“, sagt Rathke im VOLKSBLATT-Gespräch. Eine lange, schwere Zeit, in der die Kindersterblichkeit sehr hoch gewesen sei, die Gefahr, bei der Geburt zu sterben, nicht minder und der Arbeitsdruck für alle enorm.

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Mit Liedern, „Musi“ und Schmankerln aus der Zeit

Dafür hat Rathke nicht nur die Häuserchroniken, die Professor Franz Haudum von Wilhering erstellt hat, studiert und viele Bezüge zum Stadlerhof entdeckt, sondern u.a. auch mit vier Generationen Bäuerinnen gesprochen und Veränderungen, aber auch Gleichgebliebenes in seiner „Zeit-Roas“ dokumentiert. „Immerhin verdienen Frauen auch heute noch 24 Prozent weniger als Männer und sind wenig in hohen Positionen vertreten.“ Die Vorstellung, dass Frauen weniger wert seien, bestünde noch immer.

Herausgekommen ist eine rund eineinhalbstündige dramatisierte Lesung, in der „gelesen, gesungen und gespielt“ wird, die zum Nachdenken anregen soll, aber auch sehr unterhaltsam sein werde, wie der Theatermacher verspricht. Die dazu dargebotenen Lieder und „Musi“ (Charly Schmid und Mike Kreuzer) würden „von der Religion als Rettungsanker, von der Wildheit im Fest und vielen Klischees erzählen.“ Zwischen den Szenen werden Schmankerl aus der jeweiligen Zeit serviert, zum Beispiel Risotto, das aus der alten Getreidesorte Emmer zubereitet wird.

In die fiktive Rolle der Bäuerin Anna, die durch die Zeiten wandelt, schlüpft Julia Frisch und gibt eine „starke toughe Frau, die mit Instinkt und Gefühl schwierige Situationen meistert“, so Rathke. Er selbst fungiere in dem rund eineinhalbstündigen Stück als Erzähler und immer wieder auch als Gegenüber Annas, als deren Ehemann, mit dem sie streitet oder als Mönch, mit dem sie über Religion diskutiert.

„Praktisch jeder von uns, konkret 97 Prozent der Bevölkerung, stammen von Bauern ab“, sagt Rathke. „Jeder hat seine Wurzeln dort. Darüber nachzudenken, macht wirklich Sinn.“

Um Frauen geht es auch in dem Stück, das Rathke im Sommer dann beim Theaterspectacel Wilhering auf die Bühne bringt und das „punktgenau auf unsere Zeit passt“. Die turbulente Komödie „Bezahlt wird nicht“ von Dario Fo erzähle, wie sich Frauen in Zeiten großer Teuerung in einem Akt der Selbsthilfe aufmachen, um einen Supermarkt zu plündern. Um das Diebesgut vor ihren Männern zu verstecken, stopfen sie sich damit ihre Kleider voll und geben sich als schwanger aus…

Tickets für „Zeit-Roas“: www.theaterspectacel.at