Zu 1000 bis 1100 Einsätzen wird das Team rund um Wolfgang Korner, dem Leiter des Entminungsdienstes im Bundesministerium für Landesverteidigung, jedes Jahr gerufen.
Dabei holt es Granaten, Bomben, Gewehrgranaten, und weitere explosive Weltkriegsrelikte aus dem Boden, aus Flüssen und Seen. Schon seit 1989 ist Korner für den Entminungsdienst tätig.
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VOLKSBLATT: Wie kommt man dazu, beim Entminungsdienst zu arbeiten?
KORNER: Zufall – es ist wirklich reiner Zufall. Ich war seinerzeit Heerestaucher und bei einer Panzerbergung am Wolfgangsee war auch der Entminungsdienst dabei. Mein Buddy vom Kampfschwimmkurs ist da zum Entminungsdienst gewechselt und so ist es auch für mich interessant geworden.
Worauf stoßen Sie am häufigsten?
Stückzahlmäßig am häufigsten ist Munition, sprich Granaten, die seinerzeit bei den Kampfhandlungen verschossen wurden. Aber auch Infanteriekampfmittel wie Handgranaten, Gewehrgranaten oder Panzerabwehrwaffen wie die Panzerfaust. Fliegerbomben sind die Ausnahme – da haben wir pro Jahr etwa zehn Stück über 250 Kilo.
Wie viel ist noch da?
Solche Schätzungen gibt es nicht. Die Einsatzzahlen sind immer noch relativ hoch. Unmittelbar nach dem Krieg war es natürlich viel mehr, aber seit den 1980er-Jahren hat sich das nicht wesentlich verändert. Es ist leider Gottes noch immer extrem viel!
Was richtet eine Bombe an, wenn sie explodiert?
Eine 250 kg Bombe beinhaltet etwa 100 kg Sprengstoff, wenn die explodiert, sind im Umkreis von 50 bis 100 Metern alle Lebewesen tot – das ist einmal klar. Darüber hinaus gibt es auch eine Splitterwirkung, und wenn ein Splitter jemanden in 1000 Meter Entfernung trifft, kann auch das tödlich sein.
Gibt es dafür spezielles Werkzeug?
Ich habe handelsübliche Geräte und Werkzeuge, um sie zu entschärfen. Auch wenn es eigenartig klingt, das sind ganz einfach eine Rohrzange, und Hammer und Meißel, um die Bombe zu reinigen und Erdverkrustungen zu lösen. Das kann man recht radikal machen – ich weiß natürlich wo ich drauf klopfen muss. Danach wird der Zünder mit der Rohrzange herausgedreht – und dann hab ich eine Bombe entschärft!
Wie lernt man das?
Prinzipiell war unsere Ausbildung immer schon Learning by Doing. Ab dem ersten Tag fährt man mit auf Einsätze und ist halt Zuschauer oder „der Fahrer“. Damit man bei altgedienten Kollegen, die ja auch Praxiserfahrung haben, sieht, wie das in Wirklichkeit ausschaut. Mittlerweile haben wir auch Datenbanken. (Anm. in denen man Infos über Munition und Zünder findet). Meine Altvorderen, die unmittelbar nach dem Krieg gearbeitet haben, die wussten nicht welche Munition die Alliierten verwendet haben. Das hat sich erst nach und nach, mit den Jahrzehnten und intensivem Austausch ergeben.
Wie geht Ihre Familie mit dem Beruf um?
Einerseits haben sie sich daran gewöhnt, andererseits haben sie aber Vertrauen in mich.
Mit Entminungsexperten WOLFGANG KORNER sprach Wolfgang Schobesberger