Eine Hundertschaft türkischer Muslime breitete am Freitag ihre Gebetsteppiche an einem ungewöhnlichen Ort aus: im Turnsaal der Linzer Goetheschule.
Zu der Feier zum Ende des Fastenmonats Ramadan eingeladen hatte eine umstrittene Gruppierung: Der Verein „Avrasya“ hatte im Jahr 2015 für Empörung gesorgt, nachdem auf Facebook das Foto von einem Funktionär aufgetaucht war, der sich im ehemaligen KZ Mauthausen mit dem faschistischen Wolfsgruß ablichten hatte lassen.
Lesen Sie auch
Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ), der bis dahin ein gutes Verhältnis zu dem Verein gepflegt und ihn gegen Rechtsextremismusvorwürfe verteidigt hatte, blieb keine andere Wahl, als den von der Stadt subventionierten Verein aus dem Integrationsbeirat zu verbannen.
Das Mauthausen-Komitee begrüßte die Entscheidung seinerzeit, forderte aber auch, dass „Avrasya“ künftig „weder finanzielle Förderungen noch Räumlichkeiten der Stadt Linz erhalten“ dürfe.
Direktorin nicht informiert
Mittlerweile stehen städtische Räumlichkeiten dem Verein wieder offen. Denn die „Avrasya“-Feier vorigen Freitag konnte in der Goetheschule stattfinden. Direktorin Michaela Kainmüller war nicht einmal informiert.
Für die Vermietung sei der Magistrat zuständig, sagt sie und lässt gegenüber dem VOLKSBLATT keinen Zweifel daran, dass sie anders entschieden hätte, obwohl die Feier „sehr diszipliniert“ abgelaufen sei: „Ich bin nicht erfreut über solche Veranstaltungen in der Schule.“
Verehrter Hitler-Fan
Die Bedenken der Direktorin sind begründet: „Avrasya“ war nicht nur vor acht Jahren auffällig, sondern tritt nach wie vor als Teil eines rechtsextremen Netzwerkes im Umfeld der „Grauen Wölfe“ auf. So prangt auf „Avrasya“-Publikationen neben dem Vereinslogo auch jenes der „Avusturya Turk Federasyon“ (ATF).
Das ist die Österreich-Filiale der türkischen Rechtsextremistenpartei MHP, politischer Arm der „Ülkücü“-Bewegung. Deren mit islamischen Elementen unterfütterte türkisch-nationalistische Überlegenheitsideologie wird symbolisiert durch den Wolf, weshalb ihre Anhänger „Graue Wölfe“ heißen. Der 1997 verstorbene MHP- und „Ülkücü“-Gründer Alparslan Türkes predigte als Hitler-Bewunderer, der gern aus „Mein Kampf“ zitierte, die Ausrottung der Kurden. Nichtsdestotrotz hängt im „Avrasya“-Vereinslokal in der Humboldtstraße ein großes Türkes-Porträt.
Auch die auf der „Avrasya“-Facebookseite gepostete Bilderserie von der Feier in der Goetheschule offenbart das vom Verein bestrittene Naheverhältnis: Viele Likes kommen von Usern, deren Profil Symbole der „Grauen Wölfe“ zieren, manche präsentieren sich sogar mit dem in Österreich verbotenen Wolfsgruß.
Von Manfred Maurer