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Fulminantes Festival der Regionen entlang der Summerauerbahn wurde am Freitag feierlich eröffnet

Kunst kann beim Festival der Regionen, das am Freitag eröffnet wurde, in und um die Summerauerbahn genossen werden.
Kunst kann beim Festival der Regionen, das am Freitag eröffnet wurde, in und um die Summerauerbahn genossen werden. © Grünwald

„Höchste Eisenbahn“ — die Metapher für Dringlichkeit steht über dem Festival der Regionen 2023.

Ein junges Kuratorium, überwiegend aus Frauen, machte es möglich, von Linz bis ins tschechische Horni Dvoriste ohne Auto alle Ausstellungsorte zu erreichen. Erste Abreise Freitag, 13.08 Uhr. Zuvor erzählen in der Bierkanzlei Gläser, Tassen und Stamperl über Bahnhofsgastronomie. „Nächster Halt – Next Stop – Steyregg“ verkündet Chris Lohner in der Summerauerbahn. „Die Zukunft beginnt heute“. Wo einst der Bahnhof stand, beschäftigen sich vierzehn Künstler mit Klimawandel und Energiekrise. Der Rundgang ist künstlerisch zwar nicht spektakulär doch kurzweilig.

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Tiefer schürfen Seth Weiner und Antoine Turillon mit „Giveaways und Hideaways“ in Lungitz. Vis a vis der Gleise stand das Lager Gusen III mit NS-Bäckerei, Mehl- und Brotlager. Asche von verbrannten Menschen wurde in den Fundamenten verarbeitet. Zwangsarbeiter mussten fröhliche Lieder singen. Als „Giveaway“ verschenkt Johanna Tinzl Brote in Form singender Münder. Berührend, spannend, nicht ohne Humor, ein Highlight auf der Strecke.

Nächste Haltestelle Gaisbach Wartberg. „Zug-Ende“ nimmt Martin Lasinger wörtlich. Den letzten Waggon schneidet er ab und öffnet den Blick auf nicht vorhandene Schienen, die früher von Prag nach Triest führten und Gefangene nach Mauthausen transportierten. Im Wind wehen hier und an anderen Stationen Blaudruck-Tücher, als Synonym für Kunst, Tradition, Handwerk und Wissen, das sich durch Bahnreisen verbreitete.

Vor Kefermarkt fesselt ein 60 Meter langes, einstürzendes Baugerüst von Pia Mayrwöger. Ab hier fährt dann der Sonderzug nach Horni Dvoriste. Der dortige Bahnhof empfängt nach einer fast siebenstündigen Reise mit „An meinem Haaren möchte ich sterben“ — einer Performance über Trauer als kollektive Erfahrung. Nichtsdestotrotz herrscht bei der Ankunft ausgelassene Stimmung zur offiziellen Eröffnung, an der rund 400 Festivalgäste teilnehmen. Landeshauptmann Thomas Stelzer lässt sich von der „fulminanten Eröffnung“ mittragen, begeistert von den grenzüberschreitenden Aktionen. Das Music Lab (Kunstuniversität Linz), die lokale Roma-Band Cindzi Renta & Gotthard Wagner sowie Peter Kozek, Vanessa Mazanik & Florian Ronc und künstlerische Interventionen von Sladovna Písek, Marek Borsanyi, Mika Satomi und Post Bellum faszinierten beim Eröffnungsevent.

Nur bis 2. Juli dauert dieses – hier sind Superlative angebracht – künstlerisch großartige, umfassende Geschichte-, Menschen-, Kunst-, und Räume- verbindende Fest. Jede einzelne Performance, Interaktion und Ausstellung zeugt von der aktuellen Relevanz auf Basis des Gewesenen, jede einzelne Arbeit besteht für sich allein und ist zugleich eingebunden in den historischen europäischen Verbindungsweg.

Höchste Eisenbahn, um möglichst viel davon mitzubekommen! Info: www.fdr.at

Von Eva Hammer