Ahh-Ahh!!! Einen hab‘ ich noch!

Und noch einen. Und noch einen. Und so weiter. Otto Waalkes ist einfach nicht zu bremsen. Seit Jahrzehnten nicht. Nee, echt nich. Der kleine, schüchterne Friesenjunge, inzwischen gestandene 75, prägte wie kein Zweiter den deutschsprachigen Humor. Ganz besonders außerhalb Frieslands.

Otto Waalkes © APA/Manhart

Er hat der Welt viel gegeben – seine Ottifanten etwa –, hat Millionen von Menschen zum Lachen gebracht, seine Gags wurden europaweit zitiert, seine Gebärden und Laute fanden ihren Platz in unserem Alltag.

Jetzt ist der Friesenjung 75. Otto Waalkes, geboren am 22. Juli 1948 in Emden in Niedersachsen, ist seit mehr als fünf Jahrzehnten das Aushängeschild deutschen Humors. Der stets überdrehte, schlaksige und tollpatschige Blondschopf machte seinen Weg, trat bald aus den langen Schatten eines Heinz Erhardt, Vicco von Bülow oder Dieter Hallervorden, er widerlegte eindrucksvoll das Vorurteil, Deutsche und Humor passten nicht zusammen.

Sein unverkennbarer Stil hat sich über Jahrzehnte kaum geändert, vielleicht auch deshalb, weil Otto sich immer wieder neu erfindet und dabei doch stets der alte bleibt. Der Friesenjung ist Schauspieler, Komiker, Musiker und Maler.

Stichwort „Friesenjung“: Mit diesem Liedchen, einer deutschen Version von Stings „Englishman in New York“, das er vor 30 Jahren bereits intonierte, erklomm der Ottifanten-Dompteur nun unmittelbar vor seinem 75er die Spitzenränge auf Spotify und den deutschen Musikcharts. Gemeinsam mit dem Berliner Ski Aggu und dem Niederländer Joost Klein hatte Otto Waalkes seinen „Friesenjung“ flott neu aufgelegt.

Es war der zweite Single-Charts-Hit vom lieben Ottilein, der Kultkomiker war 2006 bereits mit „Steh’ auf, wenn du auf Zwerge stehst“, einer „Go West“-Coverversion für den Film „Sieben Zwerge – Der Wald ist nicht genug“ auf Platz zwölf gelandet.

Eine Eistorte wäre fein

Seinen runden Geburtstag verbindet er mit zwei Wünschen: „Dass noch viele weitere folgen und eine Eistorte!“

Nach wie vor widmet sich Otto Waalkes energiegeladen neuen Projekten. Erst im Juni eröffnete er im Buchheim Museum in Bernried am Starnberger See seine erste Bilder-Ausstellung in Bayern. Bis November werden dort viele seiner Ottifanten-Bilder gezeigt, rund 200 Gemälde und Zeichnungen sowie Filmplakate, Plattencover und Requisiten. Kunst tue ihm einfach gut, sagt er dazu. Die spannendste Entdeckung der vergangenen Jahre war „vermutlich die Wiederentdeckung der Malerei und des Vergnügens, das ich dabei empfinde“.

Deshalb findet er beim Schwingen des Pinsels und des Stiftes auch Ruhe. „Daheim beim Malen und beim Gitarre üben kann ich mich gut entspannen, der Kopf wird frei, und manchmal habe ich sogar den einen oder anderen Einfall. Dann ist aber auch schon Schluss mit Auszeit und Entspannung.“

In kleine Schritten zur großen Karriere

Ottos komödiantische Laufbahn startete in den frühen 1970er-Jahren mit albern-witzigen Wortspielen und Parodien auf kleinen Bühnen und Klubs. Als er die Mitschnitte davon 1972 in seinem eigenen Plattenlabel veröffentlichte und wenig später mit der „Otto Show“ im Fernsehen lief, wurde er schlagartig berühmt. Und Kult.

Seine Witze, Sprüche und Geräusche wurden und werden seitdem von Jung und Alt in allen Lebenslagen zitiert. In den folgenden Jahrzehnten kam man an Otto und seinem kreativen Output kaum vorbei: Fünf „Otto“-Filme und mehrere Teile von „Sieben Zwerge“ liefen erfolgreich in den Kinos, er lieh seine markante Stimme unter anderem dem lispelnden Faultier Sid in der Disney-Trickfilmserie „Ice Age“, er vermarktete die von ihm erfundenen Ottifanten und blieb auch im Fernsehen aktiv. Im österreichischen TV sorgte er etwa mit seinem legendären Auftritt bei „ZiB“-Moderatorin Ingrid „Frau Turnschuh“ Thurnher im Jahr 1997 für unvergessliche anarchische Nachrichtensendungsmomente.

Zahlreiche Preise, darunter mehrere Bambis, den Deutschen Comedypreis und die Goldene Kamera heimste er ein. Erst im April erhielt er in Wien die Platin-Romy für sein Lebenswerk. Und natürlich ist er Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Emden.

Berühmte Gratu-Fanten

Der Schlagzeuger, Ex-Mitbewohner und Langzeit-Spezi Udo Lindenberg feiert seinen „Freund“ und „Soulbrother“ Waalkes als „Friesenjung mit voller Power.“ Er freue sich schon auf Ottos „weiteren wahnbetonten Sternenflug durch Action und Kunst“ und weitere „Zauberei mit dir on stage“, ließ er Otto ausrichten.

Auch Bastian Pastewka ist begeistert von der „einzigartigen Comedy-Persönlichkeit“: Ottos Welt sei völlig überzogen und im besten Sinne kindisch. „Er ist nie auf große Gesten aus, nie auf den Ruhm, er dient der Komik zu 100 Prozent, daher muss er ein Meister sein.“
Der Ostfriese könne sich auf die Fahnen schreiben lassen, dass er den ausgefeilten Nonsens so konsequent, so passgenau, so perfekt rhythmisiere, dass man diese Kunst nur ihm zuschreiben könne. „Ich behaupte, dass er darüber hinaus die bleiernen bundesdeutschen 70er-Jahre geheilt und vereint hat“, meinte Pastewka weiter.

Dass seine Witze den Humor von Generationen mit beeinflusst haben, macht Otto froh und dankbar. „Ich glaube nämlich, es gab und gibt schlechtere Witze.“ Waalkes fühle sich nach wie vor „als Komiker gefordert und versuche, den trüben Zeitgeist etwas aufzuhellen.“

Bereut er bestimmte Entscheidungen und wäre er manchmal gern anders abgebogen? „Da müsste ich jetzt meinen ganzen kurvenreichen Weg zurückverfolgen. Fragen Sie mich das bitte noch einmal, wenn das Ziel in Sicht ist. Dann kann ich Ihnen vielleicht sagen, ob ich richtig lag. Ein ‚Wenn möglich, bitte wenden‘ ist in meinem Navigationssystem nicht vorgesehen.“

Wenn er nicht Komiker, Maler, Musiker, Schauspieler, Regisseur und Synchronsprecher geworden wäre, hätte es ihn vielleicht auch in den Himmel ziehen können, sagt er weiter. „Vielleicht wäre ich gern Pilot geworden wie mein Sohn. Über den Wolken und so weiter. Und die Vögel habe ich schon als kleiner Junge beneidet.“

Naja, bis auf die paar Brieftauben halt, die bei den Versuchen, Ottos Liebesbriefe an Freundin Ilse zuzustellen, ihr gefiedertes Leben aushauchten. Otto – Der Film, Sie erinnern sich!

So wird Herr Waalkes weiterhin über die Bühnen wirbeln, denn es stehen einige Projekte in den Startlöchern. „Eine Dokumentation über mein Leben ist in Arbeit, im Herbst wird wohl ein neues Buch erscheinen und außerdem, so munkelt man, wird es bald eine große Otto-Kunstinstallatio geben.“

Seinen Elan wird er so schnell also nicht verlieren, diesen holt Otto sich beim „Rumtoben – und wenn’s mir mal zu viel wird, gehe ich an die Staffelei und male.“

Tipp: ORF 1 bringt heute einen Otto-Filmabend! Unbedingt ansehen!