Nestroy-Show am Steyrer Stadtplatz

Theater am Fluss zeigt „Einen Jux will er sich machen“

Der Patron (Michael Zintl-Reburg) und sein Hausdiener (Alex Bechtloff)
Der Patron (Michael Zintl-Reburg) und sein Hausdiener (Alex Bechtloff) © Peter Kainrath

Nestroys „Einen Jux will er sich machen“ steht auf dem Sommerspielplan der Open Air Bühne des Theaters am Fluss in Steyr. Der Geist des im Vorjahr so plötzlich verstorbenen Intendanten, Gründers, Autors und begeisterten Bühnenbauers Herbert Walzl (1958–2022) schwebt über dieser Produktion. Er prägte das Spezifikum, berühmte Stücke und Stoffe in opulente Bühnenbilder zu setzen, drin wirbelt ein riesiges Ensemble zwischen Schauspiel, Gesang und Tanz (Choreografie Katharina Wögerer). Sein Nachfolger — Intendant, Regisseur und Mitbegründer des Theaters Bernhard Oppl — legt den Akteuren einen Sprachgebrauch von Nestroy bis Internet in den Mund. Traditionell rockt als musikalischer Leiter Wiff LaGrange die Show mit Eigenkompositionen (Texte: Madeleine Quast) und einer hochkarätigen Band.

Vom ersten Augenblick an überwältigt ein 40 Meter langes nostalgisches Landschafts- und Stadtbild von Steyr (Bühne: Jan Hax Halama), bespielt auf mehreren Ebenen. In der Dönerbude sitzt das Orchester, mittendrin Multiinstrumentalistin Ylva Killinger, die als Frau Brunninger kurz auch Patron wie Publikum bezaubert.

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Der biedere Buchhalter Weinberl (Oliver Roitinger) steht am „Chimborasso seiner Wünsche“. Er avanciert zum Teilhaber des Krämers Zangler (Michael Zintl-Reburg). Bevor er aber von der Knecht- zur Herrschaft wechselt, möchte er einmal den „verfluchten Kerl“ geben und das süße Leben aufsaugen. Er überredet seinen Lehrling Christopherl (Dominique Lösch) während der Abwesenheit des Chefs, es einen Tag lang miteinander in der Stadt so richtig krachen zu lassen. Schneller, als ihnen lieb ist, kommt es zu anspruchsvollen Damenbekanntschaften, dazu läuft ihnen die durchgebrannte Tochter des Chefs samt unerwünschtem Lover über den Weg. Dann treffen sie auf ihren Dienstherrn, der ausgerechnet mit jener Dame turtelt, deren Freundin sich in der Not als Weinberls Gattin vorstellt. Da die Barschaft der beiden den Ausgaben der Damen nicht genügt, kommt es zu abenteuerlichen Fluchtversuchen und Verwechslungen, bis sich nach „3 Schrocken, 5 Verlegenheiten und 7 Todesängsten“ im ultimativen Missverständnis gleich drei Paare fürs Leben finden. Mirkan Öncel agiert mit türkischem Akzent als migrantischer Bräutigam. Tochter Katharina Smutny pickt noch vom letzten Klimaprotest. Excel-Listen, Lockdown, Migration füllen nicht nur die Couplets im Sinne Nestroys, sie werden auch als Posts vom Handy abgelesen. Mitklatsch-Beiträge zu Tanz und Spielfreude leisten auch Wolfgang Ambros, Johann Strauß und „Steiermen“.

Für die Vorstellungen am 10., 11. und 12. August (jeweils 20.15 Uhr) gibt es noch Restkarten. Info und Tickets: www.theater-am-fluss.at

Von Eva Hammer