Weil er sich von 2017 bis zum Vorjahr an drei unmündigen Nichten vergangen haben soll, ist am Dienstag am Wiener Landesgericht gegen einen bisher unbescholtenen Familienvater verhandelt worden.
Die jüngste mutmaßlich Betroffene war zum Zeitpunkt der Übergriffe zehn Jahre alt. Die Anklage lautete auf Vergewaltigung, schwerer sexueller Missbrauch von Unmündigen, Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses und Nötigung. Der 54-Jährige stellte sämtliche Anklagepunkte in Abrede.
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Er könne sich die Vorwürfe nicht erklären, meinte der Mann: „Ich habe gegrübelt, gegrübelt und gegrübelt. Ich komm‘ nicht drauf.“ Er sei „der Lieblingsonkel“ der Mädchen gewesen und „aus allen Wolken geflogen“, als er von der gegen ihn gerichteten Anzeige erfuhr: „Das Verhältnis war eigentlich super. Sie sind immer gerne zu mir gekommen.“
Sein Verteidiger verwies auf angeblich „massive Widersprüche“ in den Aussagen der Mädchen, in die sie sich als im Ermittlungsverfahren vernommene Zeuginnen verwickelt hätten. Die Nichten des Angeklagten wurden nach dessen Einvernahme eingehend vom Gericht befragt, davor war die Öffentlichkeit aus Opferschutzgründen von der Verhandlung ausgeschlossen worden.
Laut Anklage sollen die Schülerinnen den angeheirateten, außerhalb von Wien lebenden Onkel seit 2014 regelmäßig besucht haben. Die Wochenenden und die Ferien verbrachten sie immer wieder bei ihm, oft auch über mehrere Tage hinweg. Wenn seine Ehefrau, mit der er seit 32 Jahren verheiratet ist, nicht zu Hause war oder sich diese um ihre kranke Mutter kümmern musste, soll er diese Gelegenheiten zu sexuellen Übergriffen genutzt haben. Bei zwei Betroffenen soll er mit Gewalt vorgegangen sein, ein Mädchen hatte im Ermittlungsverfahren von Schlägen mit einem Gürtel und Drohungen berichtet, falls sie etwas „verraten“ sollte.
Der 54-Jährige hatte mit den Unmündigen eine WhatsApp-Gruppe namens „Geheimnis“ gehalten. Darin wurden offenbar auch sexuell konnotierte Inhalte geteilt, die man als Onkel üblicherweise nicht mit seinen kleinen Nichten bespricht.