29 Jahre Sportjournalist, begleitet von einer Diskussion

Und dabei mit dem LASK, FC Linz, der SV Ried oder Pasching viele Höhen und Tiefen hautnah miterlebt

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„Zwickt’s mi, i man i tram.“ Diese legendäre Textzeile von Wolfgang Ambros brachte meine Gefühlslage am 24. Februar 2023 auf den Punkt und musste auch als Artikel der damaligen Story herhalten. Wen wundert’s, denn mit der offiziellen Eröffnung der Raiffeisen Arena mit der Partie des LASK gegen Austria Lustenau (1:0) kam der LASK endlich im neuen Jahrtausend an. Was wenige Monate später auch für den FC Blau-Weiß gelten sollte, der am 5. Juli das Hofmann Personal Stadion eröffnete.

Dass ich (50) das in meinem Journalisten-Dasein — mittlerweile als Chefredakteur, der seine Wochenenddienste gerne im Sport absolviert — noch erleben würde, hätte ich nicht mehr für möglich gehalten. Spätestens mit der völlig unverständlichen Entscheidung der Stadt Linz, kein Austragungsort der EURO 2008 sein zu wollen, schien der Zug für ein modernes Stadion auf der Gugl für viele Jahre abgefahren.

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Der mehr als 30 Millionen Euro Facelift durch die Stadt zwischen 2010 und 2012 änderte daran bekanntlich rein gar nichts. Das 1952 eröffnete Linzer Stadion versprühte ja über viele Jahre maximal einen Ostblock-Charme. Das offene Oval, auch Hufeisen genannt, war spätestens seit den 1990ern antiquiert und über die Jahre ein Flickwerk.

Viele Jahre neidisch nach Ried geblickt

Jahrelang blickte man deshalb von Linz aus neidisch zum Lokalrivalen SV Ried, der am 19. Oktober 2003 — kein Scherz — ebenfalls mit einem 1:0 gegen Austria Lustenau die heutige Innviertel-Arena eröffnet hatte.

Im kleinen, aber feinen Stadion herrscht oftmals eine tolle Stimmung, wie ich selbst unzählige Male miterleben durfte. Ein Stadion, in dem man sich als Journalist (fast immer) willkommen fühlt(e) und das die Grundlage für viele Rieder Erfolge darstellte. Wie etwa die Vizemeisterschaft 2007 oder den zweiten Cuptriumph anno 2011.

Mit dem neuen Stadien hat der LASK nun jedenfalls die Basis gelegt, sich langfristig und dauerhaft an der Spitze der Fußball-Bundesliga festzusetzen und hat Blau-Weiß Linz die Voraussetzungen geschaffen, sich in der höchsten Spielklasse zu etablieren. Denn beide Stadien sind auf ihre Art Schmuckstücke geworden, haben keine Laufbahn, bieten enge und tolle Atmosphäre und den Klubs sehr gute Einnahmequellen.

Die 32. Saison und genauso viele Trainer

Das war wie erwähnt nicht immer so. Ganz im Gegenteil: Meine journalistische Karriere begann im Mai 1992 als zunächst freier Mitarbeiter und ab 13. April 1993 – das war zum Glück kein Freitag – als Redakteursaspirant. Seit damals, wenn auch als Chefredakteur (seit 2022) nicht mehr so hautnah dabei, durfte ich neben dem FC Linz, der SV Ried, Vorwärts Steyr und dem FC Pasching medial am intensivsten den LASK begleiten und erlebte dabei so manche Höhen, aber auch viele Tiefen.

Die nackten Zahlen in diesen 31 Jahren oder mittlerweile der 32. Saison lesen sich wie folgt: Gleich 13 Spielzeiten davon waren die Athletiker nicht erstklassig, zwei davon sogar nur in der drittklassigen Regionalliga engagiert. In dieser Zeit erlebte ich inklusive Interimslösungen 32 Trainer (und noch mehr Trainerwechsel, weil einige Übungsleiter ja mehrfach wirkten).

Mit LASK-Profis in der Vorstadtdisco

Den ersten davon auf ganz spezielle Art und Weise: Didi Constantini coachte im Frühjahr 1992 den LASK und damit zu einer Zeit, in der ich mir nicht nur erste Sporen als Journalist verdiente, sondern als U21-Spieler des LASK auch selbst noch von der Profi-Karriere (zumindest ein bisschen) träumte. Die gemeinsamen Busfahrten mit den Profis zu Auswärtsspielen waren ein Erlebnis. Dass sich der eine oder andere Profi mit uns Youngsters auch ab und an in eine bekannte Vorstadtdisco stürzte, ist eine andere Geschichte …

Wehmut, dass es das alte Linzer Stadion nicht mehr gibt, kam heuer nie auf. Dabei habe ich diesem alten Stadion wirklich viele Dinge erlebt.

Großer Stadion-Auftritt in der Schülerliga

Ich durfte einst selbst auf dem Rasen kicken — im Finale der oö. Schülerliga irgendwann Mitte der 1980er Jahre vor 5000 Zuschauenr, großteils Schüler. Zumindest damals war das Stadion noch ein Highlight. Danach habe ich mit meinem Vater und meinem Bruder immer wieder Spiele von LASK und SK Vöest gegen Rapid oder Austria besucht — unvergessen dabei der unvermeidliche Stau (von Wels kommend) auf der Stadtautobahn. Ich habe 1989 ein Linzer Derby gesehen, das als Vorspiel zur Freundschaftspartie FC Tirol gegen Real Madrid (0:3) vor 25.000 Zuschauern herhalten durfte. Ich habe als sogenanntes Talent des Leistungszentrums des SK Vöest (Vorläufer der Akademie) bzw. U21-Spieler des LASK auf den Nebenfeldern etliche Trainingseinheiten und Matches absolviert.

Ausverkaufte Matches und Geisterspiele

Ich habe beruflich mehrere hundert Spiele — vom LASK, aber auch vom FC Linz — im alten Stadion (sowie in den Ausweichstadien Wels, Traun, Schwanenstadt und Pasching) verfolgt und dabei fast alles hautnah miterlebt. Große Siege und bittere Niederlagen, heiße Derbys (auch gegen Ried, Pasching oder Vorwärts) inklusive dem für lange Zeit letzten Stadtduell vor der Zwangsfusion anno 1997. Europacup-Triumphe wie ein 4:1 gegen Eindhoven, mehrere Aufstiegssaisonen und diverse Abstiegsdramen sowie natürlich ÖFB-Cup-Schlachten. Ausverkaufte Matches mit prächtiger Stimmung und Tristesse pur bei Geisterspielen — wie ein Zweitliga-Duell gegen Wörgl vor rund 300 Getreuen oder das von Corona beeinträchtige Duell mit Manchester United im Jahr 2020. Und natürlich die Länderspiele gegen Elfenbeinküste (2012/0:3) und Slowenien (1997/0:2).

Das Autogramm von Francesco Totti

Auch die beiden einzigen Autogramme, die ich mir als Fußball-Journalist je geholt habe — von Superstar Francesco Totti sowie dessen Coach Fabio Capello — habe ich im alten Linzer Stadion bei einem Gastspiel meines Herzensklubs AS Roma 2003 geben lassen. Obwohl Totti hermetisch abgeschirmt wurde, gelang es mir, ihn in den Katakomben abzufangen.

Berichte über neue Kapitel auf www.volksblatt.at

Aber auch in den beiden neuen, modernen Arenen wurden schon einige Geschichten geschrieben. Wie die erfolgreichen EM-Qualifikationsspiele gegen Aserbaidschan und Estland, das erste Linzer Bundesliga-Derby nach 26 Jahren oder das Europa-League-Highlight gegen Liverpool auf der Gugl oder den ersten Bundesliga-Heimsieg des FC Blau-Weiß Linz überhaupt gegen Wolfsberg sowie die große Derby-Sensation am Ufer der Donau. Fortsetzung folgt ganz sicher und auf www.volksblatt.at werden wir über diese Kapitel natürlich weiter berichten!