Andris Nelsons: Dmitri Shostakovich Sinfonien 1, 14 & 15

Die komplette Einspielung der 15 Sinfonien des russischen Komponisten Dmitri Shostakovich setzt Deutsche Grammophon mit einer Doppel-CD fort, die die Sinfonien Nr. 1, 14 & 15 enthält.

Mit Absicht setzt man sich über die Chronologie der Entstehung hinweg, weil relevante Anzeichen einer schöpferischen Entwicklung schwer auszumachen sind. Seine Karriere hatte mit größtem Erfolg seines sinfonischen Erstlings 1925 begonnen.

Shostakovich war 19 Jahre alt, als er am Leningrader Konservatorium als Hoffnungsträger der sowjetischen Musik gefeiert wurde. Nicht weniger als 46 Jahre mussten vergehen, ehe er das Kompendium der Sinfonien 1971 mit seiner „Fünfzehnten“ und letzten – vier Jahre vor seinem Tod – beendete.

Schon aus der Nummer 14 sprechen Ängste vor dem Tod, sind Form und Harmonik mehr Experiment als es eine stilistische Einheitlichkeit in den elf Abschnitten, die jeweils ein Gedicht enthalten, erwarten ließe.

Besser als ein Liederzyklus ist das sehr persönliche Werk zu bezeichnen, dessen angespannte musikalische Dramatik Andris Nelsons am Pult des Boston Symphony Orchestra mit großer Einfühlung nachzeichnet. Beide opera ultima stammen aus der Zeit nach Stalins Tod, klingen nach einem Seufzer des Gefühls, aber höchst interessant, wie Shostakovich auch in dieser beklemmenden Situation nach Freiheit seinen grotesken Humor und die Neigung zu Sarkasmen nicht unterdrückt.

Die 15. Sinfonie ist zudem noch mehr als ungewöhnlich durch die reichliche Verwendung von Zitaten anderer Komponisten, die Mittelsätze beruhen auf purer Zwölftontechnik.

Von Shostakovich gibt es ebenfalls 15 Streichquartette, die als Kammersymphonien bearbeitet wurden, von denen das Quartett Nr. 8 von 1967 in diese Aufnahme integriert ist, ein tragisches Meisterwerk aus 1960 bei einer Reise ins zerbombte Dresden zum Gedenken an die Opfer des Faschismus, dessen Thema das Motiv DSCH als Signatur für Shostakovich festhält.