Unter der E-Mail-Adresse coronavirus@brodnig.org sammelt die Journalistin und Social-Media-Expertin Ingrid Brodnig Beispiele von Fake News, unbelegten Behauptungen – und deren Entkräftung. Folgend ein Überblick über aktuelle Falschnachrichten, die Brodnig im APA-Gespräch erklärt:
VERHARMLOSUNG DURCH VIDEO AUS LEERER KLINIK:
Kein Ende gibt es für Verharmlosungen des Coronavirus: Auch in dieser Woche war es wieder ein Video, das sich diesmal besonders oft via WhatsApp verbreitet hat. Zu sehen ist ein Mann, der in einem leer wirkenden Berliner Krankenhaus steht und behauptet, es sei „gar nichts los“. „Das Video erweckt also den Eindruck, als existiere die Coronakrise nicht im berichteten Ausmaß“, erklärt Brodnig. Wie ein Faktencheck des ZDF ergab, stand der Mann allerdings in einem anderen Teil der Klinik und nicht an jenem Ort, der als Untersuchungsstelle für Coronavirus-Verdachtsfälle genutzt wird. „Die Gefahr ist, dass jetzt Leute Krankenhäuser aufsuchen, von sich Videos dort machen, nur dort stehen, wo gar keine Corona-Patienten untergebracht sind, und behaupten, es sei nichts los“, warnt Brodnig vor einem möglichen Trend. (Faktencheck des ZDF unter http://go.apa.at/rl6aBmjk)
VERSCHWÖRUNGSTHEORIE ZUR ABSCHAFFUNG DES BARGELDS:
Nach wie vor wird in bestimmten Kreisen das Thema Bargeldabschaffung weiter heiß diskutiert. Postings zum Thema sind laut Brodnig „sehr sichtbar“. So werde seit Wochen die These vertrieben, die aktuelle Coronakrise würde genutzt, um das Bargeld abzuschaffen. In einschlägigen Posts heißt es zum Beispiel: „Corona macht möglich, das Bargeld unter dem Vorwand von Ansteckung abzuschaffen“. Einige Behauptungen suggerierten, als gäbe es einen geheimen Plan, das Bargeld abzuschaffen. „Aber es gibt keinen Beleg, dass Österreich allen Ernstes die Bezahlung mit Bargeld beenden will“, hält Brodnig dagegen. Es sei derzeit einfach so, dass aus Vorsicht und um die Nähe zum Personal in Geschäften zu verringern, viele Menschen kontaktlos bezahlen (und auch via Aushang dazu aufgerufen werden). „Die aktuelle Situation wird nun von Akteuren genutzt, die Angst vor einem Ende des Bargelds wecken wollen.“ Bargeld werde von vielen Bürgern genutzt, weshalb es nun besonders beliebt sei, „in der jetzigen Situation den Eindruck zu erwecken, es gäbe irgendwelche dunklen Pläne“, meint Brodnig.
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WEITERHIN STIMMUNGSMACHE GEGEN FLÜCHTLINGE
Gleich einige Beispiele zeigen laut Brodnig, dass die aktuelle Krise dazu genutzt wird, um Stimmung gegen Geflüchtete zu machen. Etwa werden von Usern veraltete Videoaufnahmen verbreitet, die nun in einen neuen – falschen – Kontext gesetzt würden. Die Faktencheck-Plattform Mimikama hat das an einem Video aufgezeigt, wie Brodnig erläutert: „Man sieht einen Mann, der auf Obst spuckt und dann geschlagen wird. Dazu heißt es, dieser Mann sei ein Asylwerber – das Video ist aber mindestens älter als zehn Monate, es zeigt dementsprechend nicht die aktuelle Coronakrise. Auch die Hintergründe dieser Aufnahme sind unklar.“ (Faktencheck von Mimikama unter http://go.apa.at/zPacJOZ). In Postings werde derzeit etwa die These verbreitet, dass Asylwerber nach Österreich „strömen“ würden. Überdies kursieren weitere Behauptungen, dass die Ausgangsbeschränkungen nur ein Vorwand seien, um beispielsweise die Ankunft von 20.000 Flüchtlingen zu verschleiern. Hier reagierte die Polizei in München mit einem aufklärenden Tweet. (Polizei München auf Twitter: http://go.apa.at/AQuXMXid)
KETTENBRIEFE
Weiterhin sorgen auch Kettenbriefe mit angeblichen Gesundheitsempfehlungen für Aufregung. In den WhatsApp-Sprachnachrichten geht es um angebliche Heilmethoden gegen das Coronavirus. Derzeit kursieren etwa Empfehlungen, sich mit der Einnahme von Vitamin D oder Vitamin C vor einer Erkrankung zu schützen. „Die WHO sagt, es gibt kein bekanntes Gegenmittel und Impfung. Jeder, der derzeit was anders behauptet, agiert nicht in Einklang mit den gesicherten Informationen der Gesundheitsorganisationen“, so Brodnig. „Hier ist größte Vorsicht geboten.“ (Correctiv-Faktencheck unter http://go.apa.at/ZcQgVDjj). Ein weiterer Fall ist laut Brodnig besonders kurios: So wird in einem Kettenbrief mit guten Absichten von Menschen gespielt: Sollten diese auf einen Video-Link, der zu einem Lied des Sängers Roby Facchinetti führt, klicken, würde Geld an das Krankenhaus von Bergamo gespendet werden. Das Video hält derzeit bei 7,6 Mio. Aufrufen, während andere Lieder des Sängers nur wenige tausend Aufrufe verzeichnen. Der Account scheint authentisch zu sein, unklar ist jedoch laut Brodnig, wer den Aufruf gestartet hat. Der Sänger selbst dementierte jedenfalls, dass es für die Video-Aufrufe Spenden gibt. (Correctiv-Faktencheck unter http://go.apa.at/0t5A4Iyw)