Passagierflugzeug in Kasachstan abgestürzt: 38 Tote

Notlandung des Passagierflugzeugs missglückt © APA/AFP/ISSA TAZHENBAYEV

Beim Absturz eines aserbaidschanischen Flugzeugs bei Aktau in Kasachstan sind Mittwochfrüh 38 Menschen ums Leben gekommen. Das sagte der kasachische Vize-Regierungschef Qanat Aldabergenuly Bosymbajew der Nachrichtenagentur Tengrinews. Laut Airline waren 67 Menschen an Bord. Das Notfallministerium erklärte auf Telegram, dass 29 Verletzte ins Krankenhaus eingeliefert worden seien, darunter drei Kinder. Die Unglücksursache war zunächst unklar.

Die Fluggesellschaft hatte zunächst angegeben, die Maschine sei mit einem Vogelschwarm kollidiert, hatte diese Angabe jedoch später zurückgezogen. Russische Militärblogger schlossen eine andere Erklärung nicht aus: Das Flugzeug könnte über dem Nordkaukasus in Zonen geraten sein, in denen am Mittwoch in der Früh ukrainische Drohnen bekämpft worden seien. Der Internet-Flugzeugtracker Flightradar24 analysierte, dass die beschädigte Maschine die letzten 74 Minuten nur beschränkt steuerbar über das Kaspische Meer geflogen sei. Der Flugschreiber der Maschine konnte geborgen werden, wie der Staatsanwalt Timur Sulejmenow laut Interfax mitteilte.

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Video aus der Kabine der Maschine veröffentlicht

Videos zeigen, wie die fast nicht mehr steuerbare Maschine aus Aserbaidschan aus geringer Höhe an der Küste des Kaspischen Meeres abstürzte, ohne den nahe gelegenen Flughafen der Stadt Aktau zu erreichen. Die Agentur Tengrinews veröffentlichte ein Video aus der Kabine der Unglücksmaschine, das heruntergefallene Sauerstoffmasken zeigt, ebenso wie aufgeregte Rufe von Passagieren und die Aufnahme eines bärtigen Mannes, der immer wieder „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) ruft.

Laut dem kasachischen Verkehrsministerium hatte sich die Linienmaschine auf dem Weg von Aserbaidschans Hauptstadt Baku nach Grosny in der russischen Teilrepublik Tschetschenien befunden. Das Flugzeug vom Typ Embraer 190 sei vom Kurs abgekommen und in rund drei Kilometern Entfernung von Aktau, einer Hafenstadt an der Ostküste des Kaspischen Meeres, „notgelandet“.

Auf von russischen Medien veröffentlichten Videos war zu sehen, wie ein Flugzeug auf dem Boden aufschlägt und ein großes Feuer ausbricht. Andere Aufnahmen zeigten ein teilweise ausgebranntes Flugzeug am Boden. Der Vorderteil des Flugzeugs war komplett zerstört. Die Maschine habe nach dem Absturz Feuer gefangen, teilte das kasachische Katastrophenschutzministerium mit. 150 Einsatzkräfte seien entsandt worden, der Brand sei inzwischen gelöscht.

Zehn Passagiere in lebensbedrohlichem Zustand

Das kasachischen Behörden hatten zunächst die Zahl von 14 und später dann von 28 Überlebenden genannt – im weiteren Verlauf des Tages berichtete aber die aserbaidschanische Generalstaatsanwaltschaft von 32 Überlebenden. Das kasachische Gesundheitsministerium hatte zuvor auch mitgeteilt, 26 Überlebende seien ins Krankenhaus gebracht worden. Zehn von ihnen seien in einem lebensbedrohlichen Zustand.

An Bord der Maschine hatten sich nach Angaben von Azerbaijan Airlines 62 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder befunden. Bei den Fluggästen handelte es sich laut dem kasachischen Verkehrsministerium um 37 Aserbaidschaner, 16 Russen, sechs Kasachen und drei Kirgisen. Am Abend veröffentlichte die kasachische Agentur Tengrinews eine komplette Passagierliste, auf der auch die Staatsangehörigkeit fast aller Insassen aufgeführt wird. Bei einer Frau fehlten alle Angaben zur Person, ein elfjähriges Mädchen wurde mit deutscher Staatsangehörigkeit aufgelistet. Nach Angaben der regionalen Gebietsverwaltung wurde die Elfjährige verletzt. 14 Überlebende hatten die Staatsangehörigkeit von Aserbaidschan, zehn von Russland und zwei von Kirgistan.

Die Behörden in Kasachstan und Aserbaidschan leiteten Ermittlungen zu dem Unglück ein. Die aserbaidschanische Generalstaatsanwaltschaft teilte mit, ein Ermittlerteam sei nach Kasachstan entsandt worden. Das kasachische Innenministerium erklärte, die Ermittlungen bezögen sich unter anderem auf den Vorwurf der „Verletzungen der Sicherheitsvorschriften“ im Flugverkehr.

Präsident Alijew brach Besuch in Russland ab

Aus dem Büro des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew hieß es, der Staatschef habe einen Besuch in Russland abgebrochen, wo er an einem informellen Gipfel der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) teilnehmen sollte. Alijew habe „die sofortige Einleitung dringender Maßnahmen zur Untersuchung der Unglücksursache“ angeordnet.

Aserbaidschans First Lady Mehriban Alijewa, die zudem erste Vizepräsidentin des Kaukasuslandes ist, sprach den Angehörigen der Opfer ihre Anteilnahme aus. Auch der russische Präsident Wladimir Putin bekundete nach Angaben des Kreml sein Beileid.