Am 24. Dezember hat Ulrike Kriener zweifach Grund zum Feiern: zum einen das Weihnachtsfest, zum anderen einen runden Geburtstag – ihren 70. Die Zahl dürfte der Wahl-Münchnerin aber keine Angst einflößen, im Gegenteil: „Ich bin immer gerne älter geworden“, sagte sie im Sommer in einem ZDF-Gespräch. Ein Interview anlässlich ihres Geburtstages wollte Ulrike Kriener ihrer Sprecherin zufolge nicht geben.
Typisch für die Schauspielerin: Schlagzeilen produzieren oder sich in den Vordergrund drängen ist nicht ihr Ding. Geschadet hat ihr diese vornehme Zurückhaltung jedoch nicht. Seit sie 1985 in Doris Dörries Komödien-Hit „Männer“ sowohl Uwe Ochsenknecht als auch Heiner Lauterbach den Kopf verdreht hat, gehört die Schauspielerin zum Stammpersonal der deutschen Kino- und TV-Unterhaltung.
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Geboren wurde Ulrike Kriener an Heiligabend 1954 als Tochter eines Ingenieurs und Bergwerkschef im nordrhein-westfälischen Bottrop. Bereits mit 17 Jahren verließ sie das Elternhaus, um in Hamburg Abitur zu machen und um anschließend die dortige Schauspielschule zu absolvieren. Ihr erstes Engagement bekam sie am Schlosstheater Moers, später gastierte Kriener als Schauspielerin in Freiburg und am Münchner Residenztheater. Ihren Durchbruch feierte sie dann beim Film.
Preisgekrönt
Wie überzeugend sie in die verschiedensten Rollen schlüpfen kann, zeigte sich bald: Für ihre Rolle in dem kammerspielartigen Kriminalfilm „Der Hammermörder“ erhielt sie 1991 den Grimme-Preis. Weitere Auszeichnungen kamen im Laufe ihrer Karriere hinzu.
Es folgten unterschiedliche, häufig anspruchsvolle Rollen in TV-Filmen („Eine Reise in die Nacht“), in Serien („Lisa Falk – eine Frau für alle Fälle“, „Klimawechsel“) und in Kinofilmen („Elementarteilchen“, „Willkommen bei den Hartmanns“).
Dass sie immer noch eine gefragte Künstlerin ist, zeigte sich auch in diesem Jahr, in dem sie für zwei Kinofilme („Eine Million Minuten“ und „Wo wir sind, ist oben“) vor der Kamera stand.
Die Rolle ihres Lebens
Die Rolle ihres Lebens aber dürfte „Kommissarin Lucas“ sein. 20 Jahre lang (2003–2023) ermittelte sie als unbestechliche Titelheldin für das ZDF in Regensburg und Nürnberg. In den zwei Jahrzehnten ist ihr der Charakter der spröden, mitunter auch ruppigen Polizeibeamtin ans Herz gewachsen: „Sie ist eine kompromisslose, moralische, widerborstige Frau, der es nicht wichtig ist, ob sie gemocht wird oder nicht, und das, finde ich, ist ihre große Stärke“, sagte sie im ZDF-Interview. Dennoch war es an der Zeit, Kommissarin Lucas in Rente zu schicken. „Ich wollte nie den Satz hören: Die ist zu alt, die kann doch keine Waffe mehr halten!“.
In dem Gespräch gewährte die Schauspielerin auch einen raren Blick in ihr Privatleben: „Es gab Einbrüche, natürlich. Ich habe ein Kind nach der Schwangerschaft verloren, und als dann später mein Sohn auf die Welt kam, habe ich weniger gearbeitet.“
Eine riskante Entscheidung? Sie sagte dazu: „Es gibt in meinem Beruf keine Sicherheit, und es gibt keine Garantie auf Erfolg.“ Schon gar nicht als Frau, wie sie meint: „Von Anfang an, also von der Schauspielschule an, gibt es immer mehr Schauspielerinnen als Schauspieler. Und es gibt immer weniger Rollen für Frauen als für Männer.“ Wenn man älter werde, falle es den Frauen „irgendwann auf die Füße.“
Nicht unbedingt Ulrike Kriener. Sie habe das große Glück gehabt, mit Ende 40 in die Rolle der Kommissarin Lucas schlüpfen zu können. Ein Engagement, das sie auch durch schwierige Jahre getragen habe. „Natürlich wünscht man sich sein Leben lang, schöne Rollen zu spielen“, gibt sie zu, „auf der anderen Seite muss auch die Generation, die nachrückt, ihre Geschichte erzählen können. So ist das Leben.“