„Alte“ Bahn-Weststrecke ab 10. Oktober wieder zweigleisig

„Alte“ Bahn-Weststrecke ab 10. Oktober wieder zweigleisig befahrbar © APA/THEMENBILD/EVA MANHART

Die „alte“ Bahn-Weststrecke durch den Wienerwald wird ab Donnerstag kommender Woche wieder zweigleisig zur Verfügung stehen. Vermurungen sind geräumt und Gleisschäden repariert. ÖBB und Westbahn präsentierten am Freitag in Wien die neuen Fahrpläne. Auf der Verbindung Wien – Salzburg wird es demnach ab 10. Oktober vier Kurse stündlich der beiden Unternehmen geben.

Nach der Unwetterkatastrophe von Mitte September liege eine „extrem schwierige Situation für die Passagiere wie für die ÖBB vor“, sagte Sabine Stock, Vorständin der ÖBB Personenverkehrs-AG, in einem Pressegespräch. Das werde „leider noch einige Zeit der Fall“ sein. Die „Lebensader“ des Bahnsystems in Österreich habe einen „Herzinfarkt erlitten“, die „Rekonvaleszenzphase“ dauere an. Der Fernverkehr könne dennoch ab 10. Oktober auf 90 Prozent des alten Niveaus hochgefahren werden. Und es werde ein „verlässlicher Fahrplan“ da sein, so Stock. Die Auskunft dazu stehe „ab heute“ auf „Scotty“ zur Verfügung.

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Fragen zur Infrastruktur könne sie nicht beantworten, so die Personenverkehr-Vorständin. Für den Weihnachtsverkehr wollten die ÖBB „so viel wie möglich hinkriegen“. Ein diesbezüglicher Fahrplan soll in den kommenden zwei Wochen vorliegen, kündigte Stock an.

Thomas Posch, Geschäftsführer der Westbahn Management GmbH, sprach im Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe von einem Schulterschluss in einer nie da gewesenen Situation. Die beiden Unternehmen zögen trotz Wettbewerbsumfeld an einem Strang. Ziel sei es, dass die Menschen weiterhin auf die Bahn vertrauen können und sollen.

Weil die „neue“ Weststrecke durch das Tullnerfeld unwetterbedingt noch auf unbestimmte Zeit gesperrt bleibt, werde die Öffnung des zweiten Gleises auf der „alten“ Verbindung für Entspannung sorgen, hieß es am Freitag. Das derzeitige Fernverkehrsangebot auf der Weststrecke werde verdoppelt. Die gegenseitige Ticketanerkennung gelte noch bis Mittwoch (9. Oktober).

Der Railjet Xpress der ÖBB fährt ab dem kommenden Donnerstag von Wien Hauptbahnhof stündlich zur Minute 57 nach Salzburg und weiter nach Tirol, Vorarlberg und München. Der Railjet verkehrt jede Stunde zur Minute 28 nach Salzburg. Mit einer Fahrzeitverlängerung von etwa 30 Minuten sei zu rechnen, wurde betont.

Auch die Westbahn wird ihr Angebot wieder erhöhen. Sie verkehrt ab 10. Oktober im Halbstundentakt jeweils zur Minute 15 und 45 ab Wien Westbahnhof. Die Fahrzeitverlängerung bis St. Pölten beträgt 23 Minuten. Weiterhin vollumfänglich angeboten werden die Direktverbindungen ab Salzburg weiter nach Tirol, Vorarlberg und München.

Trotz des erweiterten Angebots auf der Weststrecke fallen gewisse Fernverkehrsverbindungen wie IC-Kurse oder D-Züge weiterhin aus. Die Verbindung nach Deutschland mit dem ICE besteht. Ein Umstieg in Linz ist jedoch bei den meisten Kursen notwendig. Auch der Verkehr zum Flughafen Wien in Schwechat ist von Einschränkungen betroffen. Ab dem kommenden Donnerstag wird ein Shuttledienst mit Zügen alle 30 Minuten ab Wien Hauptbahnhof eingerichtet, so die ÖBB.

Für Pendlerinnen und Pendler sowie Schülerinnen und Schüler in Niederösterreich werde der Schienenersatzverkehr (SEV) mit Autobussen weiter optimiert, teilte Stock mit. Direktverbindungen auf der Strecke St. Pölten Hauptbahnhof – Tullnerfeld – Tulln würden in der Hauptverkehrszeit verstärkt. Die Linien S50 und S40 sind ganz oder teilweise im SEV unterwegs. Für die S50 wird es ab 10. Oktober im Abschnitt Unter-Purkersdorf – Wien Hütteldorf einen 15-Minuten-Takt (aktuell 30 Minuten) im SEV geben. Die Linie S80 (Wien Hauptbahnhof – Wien Hütteldorf) fällt bis auf weiteres aus.

Die „neue“ Weststrecke durch das Tullnerfeld wird bekanntlich monatelang nicht benützbar sein. Wie Judith Engel, Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG, vor einigen Tagen mitgeteilt hatte, ist ein „mindestens dreistelliger Millionenbetrag“ an Schaden entstanden. Der 2,5 Kilometer lange Tunnel Atzenbrugg gilt Angaben der Bundesbahnen zufolge als „zerstört“. Besonders stark in Mitleidenschaft gezogen wurde auch der Bahnhof Tullnerfeld.

Im von der Hochwasser-Katastrophe betroffenen Abschnitt der 2012 mit Kosten von 2,8 Milliarden Euro eröffneten „neuen“ Weststrecke sind den ÖBB zufolge u.a. 125 Kilometer Gleise und 67 Weichen beschädigt, wobei alle Weichenantriebe getauscht werden müssten. In Mitleidenschaft gezogen seien weiters auch 30 Lifte, 34 Schaltanlagen sowie Anlagen für die Tunnelsicherheit.