Hohe Kosten durch Wasserverunreinigung in Klagenfurt

Bis das Leitungswasser wieder trinkbar ist, können noch Tage vergehen © APA/dpa-Zentralbild/Jochen Eckel

Die Verunreinigung des Klagenfurter Trinkwassers mit Fäkalbakterien wird die Kärntner Landeshauptstadt wohl noch mehrere Tage lang beschäftigen. Die Suche nach der Ursache läuft auf Hochtouren weiter, parallel wird das Leitungswasser laufend im gesamten Stadtgebiet getestet. Damit eine Freigabe erfolgen kann, ist aber besondere Sorgfalt nötig. Unterdessen schätzen die Verantwortlichen, dass alle Maßnahmen die Stadtwerke rund eine Million Euro kosten könnten.

Gebetsmühlenartig – und so auch am Mittwoch, bei dem Hintergrundgespräch der Stadt Klagenfurt zur Trinkwassersituation – wiederholt Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) derzeit, dass man angesichts der Verunreinigung so ziemlich alles richtig gemacht habe. Anfangs war der Stadt unter anderem schlechte Kommunikation und fehlende Transparenz vorgeworfen worden. Dem wollte man nun augenscheinlich mit einem ausführlichen Hintergrundgespräch für Journalistinnen und Journalisten begegnen.

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Amtsärztin Nadja Ladurner verwies in ihren Ausführungen darauf, dass bei der Entscheidung, ob das Trinkwasser in bestimmten Stadtteilen wieder freigegeben werden kann, höchste Sorgfalt gelten müsse. Eine auf Enterokokken negative Probe reiche nämlich noch lange nicht aus – es müsse eine zweite folgen, das Institut für Lebensmittelsicherheit und Veterinärmedizin (ILV) erstelle dann ein amtliches Untersuchungszeugnis. Um die Fehlerquote möglichst gering zu halten, gelte hier das Vier- bis Sechs-Augen-Prinzip. Deshalb hat die Stadt beim Land Kärnten um mehr Personal für das ILV gebeten, um Verzögerungen zu vermeiden.

Weil von der Probenentnahme bis zur Auswertung – damit sich Bakterienkulturen entwickeln können – 48 Stunden vergehen und auch die Befundung aufwendig ist, verstreichen also schon einmal fünf Tage, bis das Trinkwasser gesichert freigegeben werden kann. Als positiv vermerken die Verantwortlichen, dass in einem aktuellen Test von 25 Proben alle 25 sauber waren – nun müssen aber weitere Tests folgen. Das betonte auch Umweltmediziner Hans-Peter Hutter: „Es ist extrem wichtig, dass mit den Freigaben sorgfältig umgegangen wird. Wenn man etwas vorschnell freigegeben hat und das dann zurücknehmen muss, ist das kein gutes Signal. Da leidet die Glaubwürdigkeit und das führt dann dazu, dass einem die Bevölkerung nichts mehr glaubt.“

Hutter sagte zwar, dass es sich bei den festgestellten Verunreinigungen um „geringste Mengen, kleinste Mengen“ handle. Aber es gehe ja nicht nur um die Enterokokken – es sei auch ein Indikator, dass andere Bakterien im Wasser sein könnten. Das Spektrum, ob auch andere Bakterien im Wasser sind, werde gerade ausgearbeitet. Selbst wenn die Mengen an „koloniebildenden Einheiten“ so gering sind, sei das kein Grund für Nachlässigkeit: „Das Wasser ist ja auch für Säuglinge und vulnerable Gruppen.“

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Die Stadtwerke selbst haben auch bald Schnelltests im Einsatz, die innerhalb von 15 Minuten Aufschluss geben können, ob Bakterien im Wasser sind. Für die amtlichen Testungen kommen diese nicht infrage, betonte Ladurner. Sie dienen aber den Stadtwerken bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen – also einer möglichen Schadstelle im 900 Kilometer langen Leitungsnetz. Durch den Grad der Verunreinigung habe man hier vor allem die westlichen Klagenfurter Stadtteile Waidmannsdorf, St. Martin und Feschnig im Auge, erklärte Stadtwerke-Vorstand Erwin Smole.

Weiterhin konzentriere man sich auf die drei möglichen Ursachen: Ein manipulierter Hydrant, eine Schadstelle im Zuge von Bauarbeiten oder private Brunnen, die unerlaubterweise an das öffentliche Wassernetz angeschlossen sind. Die rund 1.550 Hydranten in Klagenfurt wurden bereits kontrolliert – bei mehr als 100 waren Auffälligkeiten gegeben, also leichte Beschädigungen oder die Plomben hätten gefehlt. Das sei zwar nicht automatisch ein Hinweis auf eine unerlaubte Wasserentnahme, dennoch sollen die Hydranten in Zukunft digital überwacht werden, um so etwas zu unterbinden oder schnell einschreiten zu können. Eine Baustelle, etwa nach einem Rohrbruch, sei als Ursache so gut wie auszuschließen, denn hier muss das Trinkwasser ohnehin beprobt werden, wenn die Arbeiten erledigt sind. Bleiben also noch die rund 500 privaten Brunnen, über die die Stadtwerke keine oder nur wenig Übersicht haben. Hier rief Hutter auf, diese regelmäßig überprüfen zu lassen – nicht nur in Klagenfurt.

Am Mittwoch kam eine weitere mögliche Entwicklung zur Sprache: Dass die Verunreinigung verschwinde, ohne dass man eine konkrete Ursache findet. Laut Smole deuten die aktuellen, 25 negativen Proben darauf hin, dass das Durchspülen des Leitungsnetzes funktioniert. Dafür fließen 500 anstatt der gewohnten 250 Liter pro Sekunde durch die Leitungen, die Hälfte wird über Hydranten ausgespült. Hoffnung auf trinkbares Leitungswasser könnte es geben, wenn der Spülvorgang beendet wird und die Werte weiterhin negativ bleiben – damit hätte man dann die Erreger aus den Leitungen gespült.

Trotzdem soll bis auf weiteres umfangreich getestet werden. Die Kosten dafür sowie für das zusätzliche Personal und die mittlerweile rund 500.000 Liter Trinkwasser, die verteilt oder ausgeliefert wurden und noch weiterhin werden, bezifferte Smole mit rund einer Million Euro.

Das Klagenfurter Trinkwasser ist seit mindestens zwei Wochen mit Enterokokken, also Fäkalbakterien, verunreinigt. Diese können bei Kleinkindern, Senioren oder gesundheitlich angeschlagenen Menschen Durchfallerkrankungen und Harnwegsinfekte auslösen. Seit 20. September – also seit Vorliegen des positiven Testergebnisses – gilt die Empfehlung, das Leitungswasser vor dem Trinken abzukochen. Mittlerweile wurde das Wasser in einigen Versorgungsgebieten im Norden und Süden der Stadt wieder freigegeben – für die überwiegende Mehrheit der Bewohner gilt aber weiter die Abkoch-Empfehlung. Am Mittwochabend gaben die Stadtwerke schließlich bekannt, dass auch das Leitungswasser im 10.000 Einwohner zählenden Stadtteil Viktring wieder bedenkenlos getrunken werden kann.