Letztes Getriebe nun im Wien Museum – Opel-Werk-Ära in Wien zu Ende

Letztes Sechsgang-Getriebe kommt ins Depot des Museums - 1982 eröffnetes Werk ging auf Initiative Bruno Kreiskys zurück - Nachnutzung des Standorts in Aspern weiterhin unklar

Das Werk in Aspern. © Opel

Ein symbolisches Stück Wiener Industriegeschichte ist am 26. November ans Wien Museum übergeben worden: das letzte im ehemaligen Opel-Werk Aspern hergestellte Sechsgang-Getriebe. Das ehemalige „Vorzeigewerk“ eröffnete 1982 und ging auf eine Initiative des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreiskys zurück, der den Automobilbau in Österreich wiederbeleben wollte. Im Sommer 2024 wurde es stillgelegt. Rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind noch bis Frühling 2025 im Werk beschäftigt.

Am 15. Oktober 1982 wurde das Werk unter der Führung des US-Mutterkonzerns von Opel, General Motors, in Wien-Aspern mit großem medialen Interesse eröffnet. Kreisky war persönlich dabei und wies auf die „wachsende Bedeutung der USA als wichtiger Wirtschaftspartner“ hin, wie in der APA-Meldung vom Eröffnungstag zu lesen ist.

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Es handelte sich damals um die größte Einzelinvestition in Österreich mit einem Volumen von rund 7,6 Mrd. Schilling. Umgerechnet entspricht das heute rund 550 Mio. Euro. 1.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren zu Beginn angestellt, zu Hochzeiten in den 1980er- bis 1990er-Jahren waren rund 2.900 Personen dort beschäftigt.

Im August 2017 wurde Opel Teil der französischen PSA-Gruppe, die im Jänner 2021 mit Fiat-Chrysler zu Stellantis fusionierte. Im Jahr 2020 endete die Motorenproduktion in Wien-Aspern, da der Vertrag mit General Motors auslief. Bis Juli 2024 wurden noch Schaltgetriebe produziert, die in verschiedenen Fahrzeugen des Stellantis-Konzerns mit Marken wie Opel, Fiat, Peugeot und Alfa Romeo verbaut wurden.

Ein solches Getriebe wurde nun ans Wien Museum übergeben, es ist mit Unterschriften der zuletzt beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versehen. Insgesamt 850.000 solcher Sechsgang-Getriebe wurden von 2019 bis 2024 in dem Werk gefertigt. Zwei Betriebe in Indien und Frankreich zählen zu den letzten, die dieses Getriebe aktuell noch herstellen.

Anfang dieses Jahres wurde eine Arbeitsstiftung und ein hausinternes Jobcenter eingerichtet, um die 300 übrig gebliebenen Beschäftigten weiterzuvermitteln. „Ein Großteil wurde vermittelt, ein Teil hat das Angebot nicht angenommen“, sagte Stellantis-Sprecher Christoph Stummvoll zur APA. Nun will man die restlichen 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) übergeben, die Standorteigentümerin.

Die große Industriehalle in Aspern umfasst eine Fläche von 16,7 Hektar, die Gesamtfläche des Areals beläuft sich auf rund 50 Hektar. Die Nachnutzung des Werks ist jedoch immer noch unklar, nach wie vor würden sich die BIG, die Stadt Wien, die Wiener Wirtschaftsagentur und die benachbarte Seestadt Aspern beraten. „Sobald es konkrete Pläne gibt, werden Medien und Öffentlichkeit informiert“, sagte eine BIG-Sprecherin zur APA.

In informellen Gesprächen stand laut Stummvoll die Errichtung eines neuen Gewerbeparks im Raum. Der Stellantis-Konzern schlug zur Umsetzung CTP vor, ein börsennotierter Eigentümer, Entwickler und Verwalter von Logistik- und Industrieimmobilien in Europa. Dieser errichtete bereits auf einem ehemaligen Stellantis-Areal in der Slowakei einen Business Park. „Wir sind jedoch nicht in die Nachnutzung miteingebunden“, betonte Stummvoll.

Das Getriebe, das ans Wien Museum übergeben wurde, wird nun im Depot des Museums gelagert. 1,5 Mio. Objekte sind dort derzeit untergebracht, in der Dauerausstellung sind aktuell nur 1.700 für die Besucher zu sehen. „Erst wenn eine passende Ausstellung, etwa zur Industriegeschichte in Wien, kommt, wird das Getriebe im Museum zu sehen sein“, sagte eine Sprecherin des Wien Museums. Bis dahin wird es etwa zu Forschungszwecken verwendet.