Milllionenbetrug mit angeblich wertvollen Büchern aufgedeckt

115 Opfer wurden um fast sechs Millionen Euro gebracht

Das offene Buch

Im Kampf gegen eine deutschlandweite Betrugsmasche mit vermeintlich wertvollen Büchern ist der Polizei ein Erfolg gelungen. Bisher gibt es 115 Geschädigte, die insgesamt mindestens 5,9 Millionen Euro verloren haben. Bei mehreren Durchsuchungen im vergangenen November in Thüringen, Berlin und Brandenburg seien unter anderem Bargeld im sechsstelligen Bereich, wertvolle Uhren und Luxusautos gesichert worden, sagte der Leiter der Kriminalpolizei Gera, Michael Zimmermann, am Mittwoch.

Gegen drei Männer seien Haftbefehle erlassen worden, ein Mann sitze bereits in Untersuchungshaft. Es handle sich um die Geschäftsführer von Firmen, über die die Betrugsmasche durchgeführt worden sei. Die Staatsanwaltschaft ermittle inzwischen gegen 20 Beschuldigte, sagte Thomas Riebel, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Gera. Einzelne Opfer hätten deutlich mehr als 30.000 Euro verloren.

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Nachbildungen verkauft

Die Kriminellen seien systematisch vorgegangen, so Zimmermann, und hätten den Opfern Faksimile verkauft mit dem Versprechen, dass diese damit den Wert ihrer eigenen Sammlungen steigern könnten. Faksimile sind in diesem Fall Nachbildungen von Büchern. Die Täter kauften sie den Angaben zufolge für einen niedrigen dreistelligen Betrag ein und verkauften sie zu einem deutlich erhöhten Preis an die Opfer weiter. Dabei gaukelten sie vor, dass die Bücher deutlich wertvoller seien, als es tatsächlich der Fall ist.

Ältere Menschen abgezockt

Bei den Betroffenen handle es sich überwiegend um ältere Menschen, die früher Kunden des Nachschlagewerks „Bertelsmann Lexikothek“ gewesen seien. „Die Täter sind im Verbund und arbeitsteilig vorgegangen, haben Strohleute und Strohfirmen genutzt“, so Zimmermann. Wie sie an die Kundendaten gelangt seien, sei unklar.

Vor allem in Berlin seien die Unternehmen ansässig gewesen. Dort sei etwa ein Callcenter durchsucht worden, das die Betrüger genutzt haben sollen. Von etwa 300 Firmen bundesweit, die mit dieser Betrugsmasche arbeiten, ging Riebel aus.

Der Ablauf sei stets ähnlich, sagte die zuständige Arbeitsgruppenleiterin Steffi Glaß. Die Täter kontaktierten die Opfer telefonisch, um nach der Büchersammlung zu fragen und ob sie diese verkauften. Dann würden zügig vermeintliche Experten zur Begutachtung der Sammlung geschickt. Diese erklärten etwa, dass sich der Wert durch teure Zertifikate, weitere Bücher oder Gutachten steigere. In manchen Fällen seien die Betroffenen zudem unbewusst zum Abschluss von Kreditverträgen gebracht worden, um die angeblichen Wertsteigerungsmaßnahmen der Sammlung zu finanzieren. „Die Geschädigten wurden immer wieder kontaktiert und es wurde permanent suggeriert, dass im Wohnzimmer ein Wert entstehe“, berichtete Glaß.

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